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Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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Assimilation zu tun, sondern mit Geschmack. Türkischen Wein hatte er zu Hause. Özlem hatte am Telefon zugesagt, um acht zu ihm zu kommen.
    Nun stand der Kommissar mit der durchsichtigen Plastiktüte vor Serdals Dönerladen und klopfte gegen die verschlossene Glastür. Irritiert bemerkte er, dass jemand nach ihm rief, und wandte den Kopf zur Straße.
    »Herr Demirbilek!«, rief Vierkant durch das geöffnete Seitenfenster des Dienstwagens, erleichtert, ihren Chef tatsächlich erspäht zu haben, als Wagner in die Landwehrstraße eingebogen war.
    Wagner hielt direkt neben Demirbilek an.
    »Herr Demirbilek!«, wiederholte sie und stieg aus.
    Doch der Kommissar hatte inzwischen die Plastiktüte auf dem Boden abgestellt und hämmerte gegen die Eingangstür. »Macht die Tür auf! Ich will mit euch reden!«, brüllte er durch die Scheibe des Geschäfts, ohne sich von seiner Kollegin beirren zu lassen. Die zwei Arbeiter saßen mit Leberkässemmeln und einer Halben gemütlich auf einem Tisch. Die verdreckten Sicherheitsschuhe baumelten in der Luft. Unhörbar für ihn und Vierkant tuschelten und lachten sie über den Mann im Anzug, der Einlass verlangte.
    »Was ist los, Herr Demirbilek?«, fragte Vierkant besorgt. »Ist etwas passiert?« Sie schaute selbst in den Laden und erntete ein breites Grinsen von den beiden Männern.
    Kurz danach tauchte Kollege Wagner an der Eingangstür auf. Er war in Uniform. Von weitem schon als Amtsperson zu erkennen.
    Sofort sprangen die Arbeiter auf die Beine und wischten sich die verschmierten Münder ab.
    Nun fühlte sich Zeki Demirbilek endgültig respektlos behandelt und unterdrückte seine Wut nicht mehr. Sein Fuß knallte gegen die Tür, und die Glasscheibe gab schwingend nach.
    »Herr Demirbilek, bitte?«, flehte Isabel ihn an.
    »Vierkant. Was machen Sie eigentlich hier? Ich habe Sie nicht gerufen.«
    »Weniger muss Sie dringend sprechen.«
    »Ach ja?«, antwortete er unbeeindruckt. Dann nahm er sein Handy und sah, dass es auf stumm geschaltet war. Er beruhigte sich und lugte noch mal in Serdals Laden. Die beiden Arbeiter waren nicht mehr zu sehen.
    Vierkant schaute ungeduldig auf die Uhr. Die Stunde war nicht ganz vorbei.
    »Was ist? Worauf warten wir? Der Chef ruft!«, sagte Demirbilek und nahm mit seiner Plastiktüte hinten im Streifenwagen Platz.
    »Wollen Sie nicht vorne sitzen?«, fragte Vierkant und bemerkte nebenbei den Transporter der beiden Arbeiter mit der Aufschrift ihrer Firma.
    »Lieber nicht«, antwortete er gereizt und nickte Wagner zu, der Blaulicht und Sirene aktivierte, bevor er den Motor aufjaulen ließ. Die Passanten auf dem Bürgersteig staunten nicht schlecht. Zeki wusste um Wagners Fahrkünste. Den Gefallen, nachzufragen, warum Weniger ihn so dringend sprechen wollte, tat er Vierkant nicht. Stattdessen kämpfte er mit seiner Stimme gegen den Sirenenlärm an: »Wie um Himmels willen haben Sie herausgefunden, wo ich bin?«
    Als keine Antwort kam, wurde es Demirbilek zu blöd. »Schalt bitte die bescheuerte Sirene aus, Wagner!«

[home]
    16
    K ommissariatsleiter Weniger wartete vor dem Haupteingang des Reviers auf den Mann, der ihm ständig Kopfzerbrechen bereitete. In allerspätestens zehn Minuten musste er zum Flughafen aufbrechen. Schon wieder nach Berlin. Das dritte Mal in diesem Monat. Die Besprechungen in dem modernen Kathedralenbau aus Glas ödeten ihn an. Die neue Berliner Architektur fand er fad. Er mochte die Stadt einfach nicht. Er liebte München. Die bayerische Landeshauptstadt war groß genug, die rauhe Wirklichkeit rauh genug, und die Verbrechen waren schlimm genug, um ein Sonderdezernat wie Migra ins Leben rufen zu müssen.
    In dem Moment bog Wagner mit dem Streifenwagen auf den Parkplatz ein.
    Zeki Demirbilek stieg mit der durchsichtigen Plastiktüte in der Hand aus. Warum lächelte der Mann so bemüht?, fragte er sich. Er konnte Weniger nicht besonders leiden, akzeptierte ihn aber als seinen Vorgesetzten. Er wusste, dass Weniger dagegen der Meinung war, dass er ihm mehr Respekt entgegenbringen sollte. Auf halbem Weg blieb er stehen. Drei Taschentücher bei sich zu haben hat seine Vorteile, freute er sich. Er holte das dritte für den Tag und wischte die Hände sauber. Dann steckte er es zurück in die linke Hosentasche. Dort wanderten die Taschentücher hin, wenn sie ihren Dienst getan hatten. Dabei bemerkte er, dass aus der Plastiktüte Blut tropfte.
    Weniger traute seinen Augen nicht. Der Chef des neuen Sonderdezernats lief mit einem frisch

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