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Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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Gesichtern. Vierkant und Cengiz schauten ein paar Schritte entfernt zu, beide in Erwartung einer Prügelei. Da schüttelte Leipold verächtlich den Kopf. Er drehte sich um, holte aus seiner Lederjacke den Autoschlüssel und machte sich auf den Weg zu seinem Wagen.
    Das gefiel Demirbilek überhaupt nicht. Wutschnaubend folgte er mit ein paar schnellen Schritten. Entriss ihm von hinten den Schlüsselbund und warf ihn in hohem Bogen seinen Kolleginnen zu. Geistesgegenwärtig reagierte Cengiz vor Vierkant, fing die Schlüssel auf und steckte sie in ihre Hosentasche. Das wiederum gefiel Demirbilek. Vierkants entgeistertes Gesicht war dem von Leipold nicht unähnlich.
    Demirbilek stakste zurück in Richtung Tatort, vorbei an Vierkant, und stieß im Vorübergehen hervor: »Besorg mir seine Aussage. Aber schnell.«
    Der Kommissar fühlte sich nach dem Streit mit Leipold, als hätte er eine wohltuende Dusche genommen. Erfrischt und voll Adrenalin begrüßte er am Tatortzelt die Kollegen der Spurensicherung. Beim Anblick der Leiche stutzte Demirbilek. Der etwa sechzigjährige Mann mit schwarzen Haaren und zerfurchtem Gesicht trug einen schlechtsitzenden Anzug mit einer ältlichen Krawatte. Definitiv ein Türke. Warum das niemand erkannte?, wunderte er sich. Der Tote saß auf dem Beifahrersitz. Sein Schnurrbart war gepflegt. Die letzte Rasur lag nicht lange zurück. Vermutlich am Morgen. Das Handschuhfach war angelehnt. Offenbar hatte er daraus etwas holen wollen oder suchte etwas. Wurde er dabei von seinem Mörder überrascht?, fragte sich Demirbilek. Es musste eine Verbindung zwischen den beiden Toten geben, da war er sich sicher, denn das Auto war allem Anschein nach nicht aufgebrochen worden. Demirbilek ging ein Stück näher zur Leiche.
    Der zitronige Duft von Kolonya, dem Volksparfüm der Türken, strömte vom Toten aus. Demirbilek brauchte nicht lange suchen. Der Autoschlüssel lag zwischen den Füßen des Toten. Er musste sich den Schlüssel besorgt haben. Oder waren Stefan Tavuk und der Unbekannte befreundet? Sind zusammen in Tavuks Auto gefahren? Wollten sich gemeinsam im Sultans Harem amüsieren? Aber war der Mann dafür nicht zu alt, überlegte er und verwarf den Gedanken wieder. Warum sollte ein alter Mann nicht zu Huren gehen? Zu früh für Spekulationen, bremste sich Demirbilek. Erst musst du die Puzzlesteine zusammensuchen, dann klären, welches Szenario am Ende herauskommen könnte. Irgendwie.
    Demirbilek lenkte seine Aufmerksamkeit auf einen jungen Mann von der Spurensicherung. Er kniete etwa einen Meter vor ihm auf dem Boden und sicherte einen Reißnagel, den er neben der offenen Beifahrertür gefunden hatte.
    »Zeig mal«, sagte Demirbilek interessiert.
    Der Mann reichte dem Kommissar Handschuhe, damit er das Fundstück selbst in die Hand nehmen konnte.
    »Nicht nötig. Ich mag das Plastikzeug nicht.«
    »Ich hab schon gehört, dass du ein bisschen komisch sein kannst«, erwiderte der junge Mann.
    »Lieber komisch als damisch«, entfuhr es Demirbilek.
    Sein Gegenüber lachte aus vollem Herzen, so dass es einen Moment dauerte, bis er weiterreden konnte. »Schon mal mit Einpudern vorm Anziehen probiert?«
    »Auf Puder reagiere ich erst recht allergisch. Schau mal, ob du mehr davon findest.«
    Der Mann nickte und suchte mit einer Taschenlampe unter dem Auto weiter. Demirbilek fragte sich, ob die Reißnägel zum Toten gehörten. Wenn ja, lag die Verbindung zum anderen Toten im Sultans Harem mehr oder weniger auf der Hand. Da bemerkte er, dass Vierkant und Cengiz auf ihn zukamen. Beide schienen wütend und außer sich zu sein.
    »Der wollte gar nicht mir reden, der Sauhund«, echauffierte sich Vierkant.
    »Vierkant! Jetzt mal langsam. Meinst du Pius?«
    »Ja!«
    »Hat er keine Aussage gemacht?«
    »Irgendwie dann schon. Er war beim Einkaufen am Nachmittag, sagt er. Das Auto ist nicht angesprungen, deshalb hat er es stehen gelassen und wollte es in der Nacht abholen.«
    »So ein Schmarrn«, war Demirbileks einziger Kommentar.
    »Genau dasselbe habe ich ihm auch gesagt«, pflichtete sie ihm bei.
    Demirbilek überlegte, wie er mit Leipolds störrischem Verhalten umgehen sollte.
    »Bleib du hier bei der Spurensicherung. Cengiz, Sie kommen mit.«
     
    Demirbilek und die neue Kollegin entfernten sich vom hell erleuchteten Zelt Richtung Straße. Es tat ihm nicht leid, die junge Frau auf der Herfahrt angeschrien zu haben, wollte ihr jedoch nicht das Gefühl geben, dass sie nicht willkommen sei in seiner Abteilung. Er

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