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Kommissar Pascha

Kommissar Pascha

Titel: Kommissar Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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man so will. Das Opfer hätte übrigens ohnehin nicht mehr lange zu leben gehabt. Der muss gesoffen haben wie ein Loch. Der hatte mehr Raki in den Venen als rote Blutkörperchen.«
    »
Rakı
heißt das, Sybille. Habe ich dir das nicht schon mal erklärt? Mit verschlucktem i spricht man das aus«, berichtigte Demirbilek und fügte, ohne auf eine Erwiderung zu warten, schnell hinzu: »Hast du dir die Fingerabdrücke vom Erschossenen mal angesehen?«
    »Seit wann sehe ich mir Fingerabdrücke an? Und erspar mir weitere Fragen. Lies dir meinen Bericht durch. Oder liest du selbst gar nicht mehr, jetzt, da du der Chef bist?«, erwiderte Dr. Ferner gereizt.
    Demirbilek grinste seine Kolleginnen an. »Danke für die schnelle Info. Und die Mail schickst du?«
    Schon machte es »kling« im Nebenraum an Jale Cengiz’ Computer. Demirbilek selbst hatte zwar einen neuen Rechner, benutzte ihn aber so gut wie nie.
    »Müsste schon bei euch sein. So, mir reicht es jetzt. Ich habe die ganze Nacht durchgearbeitet. Ich gehe jetzt schlafen. Wehe, du rufst mich zu Hause an, Zeki! Lass mich in Ruhe. Dann frohes Ermitteln ihr drei. Servus!«
    Die Gerichtsmedizinerin legte auf. Demirbilek holte aus einer Bäckereitüte eine Butterbreze und biss ab. Dann griff er erneut zum Telefon und wählte. Diesmal stellte er die Lautsprecher nicht auf laut.
    »Und?«, fragte er in den Hörer, wartete die Antwort ab, die kurz ausfiel, und legte wieder auf.
    »Die Art der Reißnägel aus der Hosentasche des Unbekannten ist identisch mit denen vom Eisbachtoten
und
dem Toten im Bordell«, informierte er seine Kolleginnen.
    »Dann könnte es sein, dass es sich um denselben Täter handelt«, stellte Vierkant fest.
    »Warten wir mal ab, ob die Fingerabdrücke tatsächlich identisch sind. Aber selbst, wenn der alte Mann die beiden umgebracht hat, wissen wir nicht, warum er das getan hat. Und wer hat ihn auf dem Gewissen? Ich sehe kein Motiv. Weit und breit nicht.«
    Der Kommissar sah in die Runde. Es herrschte Stille. Es gab keine Spur, die sie verfolgen konnten.
    »Lasst uns weiterarbeiten. Was haben wir überhaupt bis jetzt herausgefunden?«, besann sich Demirbilek nach einer Weile.
    Vierkant berichtete, dass sie in der vergangenen Nacht mit einem Generalschlüssel Stefan Tavuks Spind im Sultans öffnen mussten. Den Spindschlüssel tragen die Männer normalerweise um das Handgelenk, erklärte sie, Tavuks Schlüssel jedoch wurde von Kollegen vor dem Sultans sichergestellt. Tavuks Sporttasche war durchwühlt. Zurückgelassen in der Tasche wurde unter anderem ein Ehering, Wäsche zum Wechseln, Duschgel, ein Brillenetui und ein rotes Damenhöschen, versteckt in der Kappe des Deosprays. Sie hielt das in einer Plastiktüte befindliche Fundstück in die Höhe.
    »Ist das von einer der Frauen, die dort arbeiten?«, fragte Demirbilek nach.
    »Ich habe diese Antonia von der Rezeption gefragt. Sie meinte, sie kann sich das nicht vorstellen. Die Frauen tragen eher billigere und auffälligere Unterwäsche. Also Tanga und so was. Arbeitskleidung. Sie verstehen schon. Der Slip ist nicht deren Preisklasse.«
    Cengiz pfiff beim Anblick des Etiketts anerkennend.
    »Ich kenne die Marke. Das kommt aus einer Edelboutique in Istanbul.«
    Demirbilek betrachtete ebenfalls das Etikett, er kannte die Boutique – natürlich – nicht.
    »Dann übernimm du das, Jale. Ruf dort mal an, frag nach, ob sie Kunden aus Deutschland haben. Vielleicht führen sie ja eine Adressenliste.«
    »Wenn schon, dann eine Mailingliste, Chef. Ich check das.«
    »Alles klar. Und was haben Sie noch?«
    »Eben haben Sie noch
du
gesagt, Herr Demirbilek«, sagte Cengiz verwirrt.
    »Ehrlich?«, fragte Demirbilek bestürzt und stellte nach einer kurzen Denkpause Folgendes klar: »Das
Du
im Bayerischen ist nicht ganz wie das bundesdeutsche
Du.
Also, nicht persönlich nehmen, bitte. Was ist euch beiden eigentlich lieber? Du oder Sie?«
    Die beiden Kolleginnen schauten sich unschlüssig an.
    »Das ›du Vierkant‹ oder ›Sie Vierkant‹ ist doch in Ordnung, mal so, mal so, mir ist das völlig wurscht«, erwiderte schließlich Vierkant, überrascht darüber, dass Demirbilek sich wirklich Sorgen über die Anrede seiner Mitarbeiterinnen machte.
    »Also gut, dann sag ich in Zukunft ›du Cengiz‹ oder ›Sie Cengiz‹ oder ›Jale‹ oder je nachdem. Und ich gehe davon aus, dass du ebenfalls damit einverstanden bist, Cengiz. Jetzt lasst uns weitermachen.«
    Jale Cengiz war klar, dass sie einverstanden zu sein

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