Kommissar Pascha
ins Bett«, sagte er und hielt einen vorbeifahrenden Streifenwagen an, um sich mitnehmen zu lassen. »Morgen um acht Uhr Lagebesprechung!«
Cengiz sah ihm verblüfft hinterher und dachte mit Schrecken an den Schlafplatz, den sie auf die Schnelle für ihre erste Nacht in München organisiert hatte.
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26
A m anderen Ende der Stadt wälzte sich Gül Güzeloğlu nackt in ihrem Bett. Den Trakt in der ersten Etage des Anwesens bewohnte sie allein. Sie hatte die Badesuite, das Wohn- und Esszimmer selbst eingerichtet. Eine Mischung aus ausgesuchten Designerstücken und phantasieanregenden Flohmarktfunden. Das Herzstück ihres Wohnreiches stellte der Schlafsaal dar. Zwei Dutzend Lavalampen umringten ihr aus Indien importiertes Himmelbett. An den Fenstern und im ganzen Raum verteilt hingen unzählige marineblaue Schleier und Tücher, die durch ultraleise Ventilatoren angeblasen wurden. Wenn sie nicht schlafen konnte, ließ Gül ihren Körper von den leicht wehenden Schleiern umgarnen und träumte, nackt im Meer zu schwimmen.
Das dumpfe Klopfen, das sie aus ihrem unruhigen Schlaf holte, hatte sie in ihren Traum eingebaut. Wann es tatsächlich angefangen hatte, konnte sie nicht erinnern. Es war jedenfalls mitten in der Nacht. Sie richtete sich verstört auf und beruhigte sich damit, dass es ihr kranker Vater nicht sein konnte. Er würde es nicht wagen, sie in ihrem Reich zu besuchen.
»Wer ist da?«, fragte sie leise.
Als keine Antwort kam, stand sie auf und zog ihren seidenen Morgenmantel über. Die Wohnungstür war nicht abgeschlossen. Warum auch? Sie lag zu Hause in ihrem Bett.
Als sie die Tür öffnete, sah sie Ahmet davor knien. Seine Stirn hämmerte ein um das andere Mal auf den Boden. Die rechte Hand umklammerte eine Pistole.
»Was ist passiert, Ahmet?«, fragte Gül verängstigt und half ihm auf die Beine.
Er sagte nichts, sondern starrte mit leerem Blick vor sich hin. Gül führte ihn vorsichtig hinein und schloss hinter sich ab. Ahmet blieb bewegungslos stehen. Gül brauchte alle Kraft in ihren zierlichen Händen, um die Pistole aus der Umklammerung zu lösen. Mit hängendem Kopf, ohne ihr zu helfen, ließ Ahmet sie gewähren. Gül legte die Waffe weg und fragte nochmals, was passiert sei. Wieder blieb eine Antwort aus. Sie kämpfte mit sich, überlegte, wie sie ihn zum Reden bringen könnte. Sie wollte wissen, ob Metin die Sache erledigt hatte. Ihr war es nicht in den Sinn gekommen, dass er auch seinen Sohn mit hineinziehen würde. Dann hatte sie eine Idee. Sie begann, Ahmet bis auf die Boxershorts auszuziehen. Behutsam nahm sie ihn wie ein Kind an die Hand und führte ihn zur Duschkabine. Sie drehte das Wasser auf. Als die Temperatur angenehm lauwarm war, schob sie ihn das letzte Stück hinein. Der Wasserstrahl prasselte mit hohem Druck auf Ahmets Körper.
Gül wartete ab. Ahmet blieb weiter regungslos. Da löste sie den Gürtel ihres Morgenmantels und stellte sich zu ihm unter das Wasser. Sie drückte mehrmals auf den Shampoo-Spender und wusch mit den bloßen Händen Ahmet Haare und Körper. Nachdem er sauber war, bemerkte sie die Erregung, die sie ergriff. In den zwei Jahren, in denen Ahmet ihr einziger Vertrauter und unschuldiger Geliebter war, hatte er sie nicht in ihrem Reich aufgesucht.
»Was hast du getan?«, fragte sie ruhig und gerade laut genug, um das Geräusch des Wassers zu übertönen. Gül sah ihm tief in die Augen. Dann nahm sie seinen Kopf in ihre Hände und küsste ihn auf den Mund. Nach dem langen Kuss wollte Ahmet schon zu sprechen beginnen, aber Gül hielt ihm den Mund zu. Ihre Hand glitt unter seine Boxershorts und umfasste sein Geschlecht.
Später mischte sich zu dem klaren Wasser aus dem Duschkopf Blut. Es verschwand in einer kreisenden Bewegung im Ablauf. Gül hatte mit vierundzwanzig Jahren das erste Mal mit einem Mann geschlafen. Auch wenn niemand davon wissen durfte und sie mit Ahmet, dem sie ihre Unschuld geschenkt hatte, nie zusammen sein würde.
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27
A m nächsten Morgen kurz vor acht begegneten sich Vierkant und Cengiz auf dem Gang vor dem Büro. Cengiz hielt völlig übermüdet einen Plastikbecher, gefüllt mit Milchkaffee, in der Hand. Vierkant dagegen wirkte frisch und munter, in ihrem Alubecher befand sich Ingwer-Orangen-Tee, liebevoll von ihrem Mann zubereitet.
»Nicht geschlafen?«, fragte Vierkant gut gelaunt.
»Nicht wirklich«, erwiderte Cengiz kurz angebunden und öffnete die Tür. »Meine Tage habe ich auch noch bekommen. Das nervt! Hast du in
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