Kommissar Steen 01 - Unruhe
Dank.«
Als Axel wieder nach unten ins Dezernat kam, waren die beiden PET -Leute spurlos verschwunden. Soviel zum Thema Zusammenarbeit. Er suchte ihre Telefonnummern übers Internet heraus und rief Henriette Nielsen an. Hinterlassen Sie eine Nachricht, bekam er zu hören.
Dann stieg er die Stufen bis zum Dachgeschoss hinauf, wo sich die Einsatzzentrale des Präsidiums befand, um zu hören, ob es neue Informationen über Piver gab.
Die Einsatzzentrale war das Nervenzentrum des Korps – alle im Einsatz befindlichen Beamten und Streifenwagen wurden von hier aus dirigiert. Axel schaute fast immer vorbei, wenn er im Bunker war, um zu spüren, auf welchem Level das Spannungsniveau war. Jetzt gerade war es niedrig, ein paar Kollegen in Uniform und mit Headsets saßen vor den Bildschirmen und Telefonen, Brocken von Funksprüchen unterbrachen die Stille.
»Ende.« … tut … »1-207 bitte melden, kommen.« … tut … »Reinkommen, Ende.«
Der Leitende Diensthabende telefonierte. Auf einer großen elektronischen Karte blinkten grüne, gelbe und rote Punkte – die grünen waren nicht im Einsatz befindliche Streifenwagen, von denen es nur wenige gab, die gelben waren Wagen, die gerade Pause machten, und davon gab es genauso wenige, die roten waren im Einsatz.
Der Beamte an der Telefonzentrale wechselte zwischen mehreren Gesprächen, während er Adressen im Netz und im Strafregister aufrief. Zwischen allen Leitungen und leuchtenden Punkten prangte ein gelber Klebezettel mit dem Text: Denken-Taste-denken-reden.
Das gefiel Axel. Denken. Vor allem anderen. Ein guter Rat, den er selber vielleicht öfter mal beherzigen sollte. Auf der Polizeischule war es ein Mantra, für die Kollegen in der Zentrale ein Credo. Für die Kollegen auf der Straße war es lebenswichtig,und wenn man über Funk miteinander sprach, durfte es kein Verplappern geben. Auf der Straße konnte eine falsche oder zweideutige Mitteilung den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.
Der Leitende Diensthabende hatte sein Gespräch beendet, aber es dauerte ein paar Augenblicke, bis er verstand, was Axel wollte. Es waren elf Meldungen von Leuten eingegangen, die angaben, Piver gesehen zu haben, nachdem er den Zivilen am Tag zuvor in der Nähe von Christiania entwischt war. Und das war ziemlich dürftig, wenn man in Betracht zog, dass die Beschreibung auf Hunderte der jungen Demonstranten passte. Sieben Personen waren aufgrund der Hinweise angehalten worden, hatten aber ihre Papiere dabeigehabt und nachweisen können, dass sie nicht Piver waren, die anderen hatten sich an vier weit auseinanderliegenden Punkten der Stadt aus dem Staub gemacht. Axel notierte sich die Orte.
»Aber es ist was von der Telefongesellschaft reingekommen. Sein Handy wurde eingeschaltet, zwei Gespräche. Wir haben sie noch nicht bekommen, aber wir können sehen, wo er telefoniert hat.«
»Und zwar?«
»Es sieht so aus, als sei es in Christiania gewesen. Lass mich das kurz checken.« Die Koordinaten, die über die Sendemasten bestimmt wurden, kamen in Codes, sodass sie erst entschlüsselt werden mussten, bevor sie auf ihre eigene Karte übertragen werden konnten. Es war Christiania.
Er ging wieder hinunter ins Dezernat, um Erna Bescheid zu geben, sie solle die Abhörprotokolle ausdrucken. Er wollte sofort die Handynummern überprüfen, in der Hoffnung, den jungen Autonomen über diejenigen aufzuspüren, mit denen er telefoniert hatte. Piver lief immer noch mit einer Aufnahme herum, die den Tatort wahrscheinlich weitaus präziser und schärfer zeigte als diejenige, die Dorte ihm gestern vorgeführt hatte, und es war nach wie vor von zentraler Bedeutung für die Ermittlungen, ihn zu fassen.
Axel checkte die beiden Nummern. Die eine gehörte Liz, die andere war nicht registriert.
Liz behauptete, sie sei von Piver angerufen worden und habe ihm geraten, sich der Polizei zu stellen, weil es ja um Mord gehe, er sei aber darauf nicht eingegangen und habe gesagt, er sei da an was echt Wichtigem dran. Wo sich Piver aufhielt, bekam Axel nicht aus ihr heraus.
Er rief die unbekannte Nummer an.
Eine Stimme sagte:
»Ja?«
»Hier ist Axel Steen, Polizei Kopenhagen. Mit wem spreche ich?«
Es rauschte im Hörer. Dann wurde die Verbindung abgebrochen.
23
Piver war auf einem harten Metallboden aufgewacht, die Hände hinter dem Rücken fest zusammengebunden. Es war dunkel, und er lag auf dem Bauch. Er versuchte aufzustehen, zog die Beine an und kam auf die Knie. Aber als er den
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