Komplott
einmal übernachtet und ist dann nach London weitergefahren.«
Interessant, dachte Tweed. Dann war der General zu der Zeit, als Viola Vander-Browne ermordet wurde, in der Stadt.
»Wo wohnt der General eigentlich?«, fragte er.
»Ziemlich weit von hier entfernt«, antwortete der alte Mann. »Auf einer Insel namens Black Island in der Nähe von Tolhaven.« Er sah Tweed mit seinen blassen Augen nachdenklich an. »Übrigens, mein Name ist Pat.«
»Vielen Dank für die Auskünfte, Pat. Sie waren mir eine große Hilfe.« Tweed hielt kurz inne. Er musste die Nachricht, dass der General auf der Insel wohnte, auf der Paula und Newman sich gerade umsahen, erst einmal verdauen. »Aber eine Frage hätte ich noch an Sie: Wohin führt dieser Waldweg eigentlich?«
»Hinauf nach Mountain High. Da sollten Sie unbedingt noch hinfahren, denn von dort aus können Sie halb Sussex und Surrey sehen. Ist wirklich ein schöner Ausblick.«
Tweed fuhr den Weg weiter, der hinter dem Haus von General Macomber in vielen Serpentinen sehr steil einen schließlich nur noch grasbewachsenen Berg hinaufführte.
Als er oben anlangte, wartete eine Überraschung auf ihn. Der Berg endete in einem Plateau, flach wie ein Billardtisch. Ein an einem Mast befestigter Windsack und eine frisch gemähte Landebahn ließen darauf schließen, dass sich hier ein Flugplatz für kleinere Sportflugzeuge befand. Tweed stellte den Wagen am Rand der Landebahn ab und stieg aus.
Pat hatte nicht übertrieben, der Ausblick war wirklich phänomenal. Tief unter sich sah Tweed das auf einer Lichtung stehende Haus des Generals, das aus dieser Höhe wie ein Spielzeuggebäude aussah. An seiner Rückseite bewegte sich etwas, das Tweeds Aufmerksamkeit auf sich zog. Es war ein Möbelwagen, der sich langsam von dem Haus entfernte. Rasch holte Tweed sein Fernglas aus dem Auto und sah sich den Laster genauer an. »Spedition Windrush & Carne« war auf der Seite des Wagens zu lesen. »Umzüge aller Art«.
Der Möbelwagen fuhr auf eine große Scheune zu, die in einiger Entfernung hinter dem Haus stand, und verschwand durch ein offenes Tor in ihrem Inneren. Als der Wagen zum Stehen kam, war seine Heckklappe noch gut zu sehen. Der Fahrer kam von vorn und öffnete sie, und Tweed hatte durch sein Fernglas einen guten Blick in den hinteren Teil des Möbelwagens. Er war voller schwerer, alter Möbel, vor denen eine große schwarze Metallkiste stand. Der Fahrer nahm einen Schlüssel aus der Hosentasche und schloss damit die Metallkiste auf. Als er den Deckel hochklappte, stockte Tweed der Atem: In der Kiste waren Dutzende von Dynamitstangen sowie mehrere Drähte, die mit einem schwarzen Kästchen verbunden waren. Eine Zeitbombe!
Tweed stellte sein Fernglas auf den Fahrer scharf und zeichnete rasch dessen Gesicht auf einen kleinen Skizzenblock, den er immer bei sich hatte. Der Mann trug einen braunen Schlapphut, den er tief ins Gesicht gezogen hatte. Darunter waren Augen mit halb geschlossenen Lidern, eine Hakennase, ein zu einem schmalen Schlitz zusammengepresster Mund und ein breites Kinn zu sehen. Tweed steckte den Skizzenblock zurück in seine Jackentasche und beobachtete weiter den Fahrer, der leichtfüßig von der Ladefläche des Möbelwagens sprang und dessen hintere Tür mit einem Vorhängeschloss zusperrte.
Dasselbe tat er mit dem Scheunentor, bevor er zu einem in der Nähe geparkten Saab eilte und sich hinters Lenkrad setzte. Tweed konnte sich gerade noch die Autonummer notieren, bevor der Wagen mit hoher Geschwindigkeit auf den Waldweg einbog und unter den Bäumen verschwand.
Während Tweed tief durchatmete, entdeckte er am Himmel ein Flugzeug, das sich im Landeanflug auf den kleinen Flugplatz befand. Kurze Zeit später setzte es auf, hoppelte noch ein Stück über die Graspiste und blieb stehen. Als der Propeller zum Stillstand gekommen war, sprang der Pilot heraus und lächelte Tweed an.
»Sie sind der erste Mensch, den ich hier oben treffe«, sagte er. Er war noch ziemlich jung, hatte eine angenehm kultivierte Stimme und schien auch sonst recht freundlich zu sein.
»Hätten Sie vielleicht Lust, mit mir eine kleine Runde zu drehen?«, fragte er Tweed.
»Eine halbe Stunde, und Sie haben alle Sehenswürdigkeiten dieses wunderschönen Fleckchens Erde von oben gesehen.«
»Nein, vielen Dank«, erwiderte Tweed. »Sehr nett von Ihnen, aber ich habe eine wichtige Verabredung in London. Trotzdem weiß ich Ihr Angebot zu schätzen.«
»Vielleicht ein andermal.«
Tweed ging an
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