Komplott
ihm vorbei zu seinem Wagen. Vielleicht konnte dieser Flugplatz ihnen eines Tages noch nützlich sein. Marler war ein hervorragender Pilot und besaß sogar ein eigenes Ultraleichtflugzeug, mit dem er ihn jederzeit von London aus herfliegen konnte.
Am späten Nachmittag traf sich die Triade zu einer weiteren Sitzung. Nelson hatte darauf bestanden, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen. Es gab so viele neue Aspekte, die berücksichtigt werden mussten. Als Nelson das Wort ergriff, blickte er hinauf zur Zimmerdecke, aber seine Brüder wussten genau, dass seine Worte auf Noel gemünzt waren.
»Na, vergeudest du immer noch deine Zeit, indem du den Weibern hinterherjagst?«
»Natürlich. Was gibt es denn Schöneres für einen freien Abend? Ich habe Eve den Laufpass gegeben, weil sie mir einfach zu prüde war, und jetzt schnappe ich mir die Nächste. Frauen sind nun mal nur für das eine gut. Meine Neue heißt übrigens Tina. Sie ist zwar ein wenig etepetete, aber wenn’s drauf ankommt, weiß sie, was ein Mann will.«
Der wird sich schon noch die Hörner abstoßen, dachte Benton. Schließlich ist er unser Jüngster. Viel wichtiger ist, dass er seine Aufgaben für die Triade ordentlich erledigt.
»Du hast doch hoffentlich die Schnapsidee, diese Paula Grey zu entführen, nicht weiterverfolgt, oder?«, wandte er sich mit strengem Gesicht an Noel.
»Natürlich nicht«, log sein jüngerer Bruder. »Ich habe momentan andere Probleme.
Das Gefängnis auf Black Island zum Beispiel…«
»Von dem wir immer noch keine Pläne zu Gesicht bekommen haben«, unterbrach ihn Benton. »Bevor dort auch nur ein einziger Stein verbaut wird, möchte ich die Pläne sehen. Und Nelson sicher auch.«
»Du sprichst mir aus der Seele«, sagte Nelson.
»Bis jetzt hat der Bau ja noch nicht begonnen«, log Noel ein zweites Mal. »Und was die Pläne anbelangt, so ist das Projekt so geheim, dass es nur eine einzige Ausfertigung von ihnen gibt – und die hat der Landvermesser auf Black Island. Ich fand es zu riskant, irgendwelche Kopien herstellen zu lassen.«
»Wie dem auch sei«, beharrte Benton, »auf Black Island wird nicht ein Spatenstich getan, bevor wir die Pläne gesehen haben. Dieses Gefängnis bereitet mir nach wie vor Bauchschmerzen.«
»Aber wir brauchen nun einmal einen sicheren Ort, an dem wir soziale Saboteure wegschließen können«, gab Nelson zu bedenken. »Das musst sogar du einsehen, Benton.«
»Was genau meinst du mit diesem seltsamen Ausdruck?«
»Ganz einfach. Ein sozialer Saboteur ist jemand, der mit der neuen Gesellschaft, die zu schaffen wir uns zur Aufgabe gemacht haben, nicht zufrieden ist.«
»Das geht mir zu weit«, protestierte Benton. »Wenn wir den Leuten vom Staatsschutz nicht ganz klare Vorgaben machen, wer zu verhaften ist und wer nicht, werden sie erst mal jede Menge offene Rechnungen begleichen. Das möchte ich nicht sanktionieren.«
»Können wir dieses Problem vielleicht später diskutieren?«, schlug Noel vor.
»Schließlich ist es momentan nicht so dringend. Aber an dem, was Benton sagt, ist was dran.«
Noel spielte ein Spiel, das in der Vergangenheit oft funktioniert hatte: Er gab scheinbar nach und mimte den Einsichtigen, damit seine Brüder ihn in Ruhe schalten und walten ließen.
»Na schön«, sagte Nelson. »Wann spielen wir endlich die Terrorismus-Karte aus?«
Keiner sagte ein Wort. Seit Nelson aus eingeweihten Kreisen zu Ohren gekommen war, dass er möglicherweise demnächst zum ersten Staatschutzminister ernannt werden könnte, hatte er beschlossen, dem Lauf der Dinge ein wenig nachzuhelfen. Eigentlich hatte er erwartet, dass seine Brüder in offenen Widerspruch ausbrechen würden, aber Benton wählte einen subtileren Weg.
»Sag mal, Noel«, sagte er beiläufig und blickte wieder hinauf zur Decke, »wolltest du dir nicht Gedanken über dieses Thema machen?«
»Das habe ich«, antwortete Noel.
»Und was ist dabei herausgekommen?«
»Nun ja, ich habe mir gedacht, dass wir vielleicht jemanden dazu bringen könnten, einen mit Sprengstoff gefüllten Lastwagen vor einem Seiteneingang zum Richmond Park explodieren zu lassen. Dort ist zu dieser Jahreszeit erfahrungsgemäß kein Mensch.«
»Und wenn doch?«, polterte Benton los. »Ein einziger toter Zivilist genügt, damit wir alle im Gefängnis landen.«
»Vielleicht war das dann doch keine so gute Idee«, gab Noel nach und sah auf die Uhr.
»Aber wenn ihr nichts Wichtiges mehr habt, würde ich diese Sitzung gern beenden.«
Er blickte
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