Komplott
erklärte Newman und nannte ihr damit den Namen, der auf dem Firmenschild in der Park Crescent stand. Die Versicherung war eine Tarnfirma des SIS. »Ein bisschen außergewöhnlich ist sie schon, denn wir versichern ausschließlich wohlhabende Leute gegen das Risiko, gekidnappt zu werden. Falls das trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch geschehen sollte, stellen wir das Lösegeld.«
»Und das zahlt ihr dann einfach so mir nichts, dir nichts? Das kann ich kaum glauben, Bob.«
»Kluges Kind.« Newman lächelte. »Manchmal befreien wir die Leute auch aus der Gefangenschaft ihrer Kidnapper. Das kann zuweilen ein wenig heikel werden.«
»Dann lebst du wohl ziemlich gefährlich …«
»Hin und wieder schon.«
Roma unterdrückte ein Gähnen, und Newman sah auf die Uhr. Es war zwei Uhr früh.
Nachdem er Roma nach Hause gebracht hatte, blieb Newman eine Weile in seinem Auto sitzen und dachte nach. Er dachte an den verbeulten alten Rover, den er vorhin, als er von Paula weggefahren war, am Ende ihrer Straße gesehen hatte. Jetzt fiel es ihm auf einmal wie Schuppen von den Augen. Hinter dem Lenkrad dieses Wagens hatte ein Mann gesessen, dessen Bild er schon einmal gesehen hatte.
Arnos Fitch! Newman kannte seine fiese Visage von Polizeifotos und der Zeichnung, die Tweed vorhin im Büro hatte herumgehen lassen.
So schnell wie möglich fuhr Newman zurück in die Fulham Road und sah, dass der Rover jetzt nur wenige Meter von Paulas Hauseingang entfernt parkte. Newman stellte seinen Wagen ab, stieg aus und ging raschen Schrittes auf das andere Auto zu, in dem ein Mann auf dem Beifahrersitz saß. Newman probierte den Griff der Fahrertür. Sie ließ sich öffnen.
»Was machen Sie hier mitten in der Nacht?«, fragte er und sah, dass der Beifahrer rasch etwas in seine Jackentasche steckte. Er glotzte Newman erschrocken an.
»Ich habe … zu viel… getrunken«, brachte er schließlich hervor. »Muss warten, bis ich wieder fahren kann.«
»Ach ja?« Newman beugte sich ins Innere des Wagens, in dem es überhaupt nicht nach Alkohol roch. »Wo ist der Fahrer?«
»Der musste …«
»Gerade eben haben Sie mir doch noch gesagt, dass Sie darauf warten, wieder fahren zu können. Was geht hier vor?«
»Nichts. Ich haben Ihnen doch gesagt, dass -«
Newman setzte sich auf den Fahrersitz, packte mit einer blitzschnellen Bewegung den Hals des Mannes und drückte zu. Tony Canal japste nach Luft.
»Wer ist der Fahrer?«, verlangte Newman zu wissen. »Und wo ist er jetzt?«
Als Newman die Hände von seinem Hals nahm, fing Canal an zu reden. Er gab zu, dass er und Fitch Paula kidnappen wollten. Als Newman alles gehört hatte, verpasste er Canal einen Kinnhaken, der ihm das Bewusstsein raubte. Er ließ ihn im Auto zurück und rannte auf Paulas Wohnhaus zu.
Dort schlich er sich vor das Wohnzimmerfenster und schaute hinein. Kein Licht. Dann ging er ums Haus, blickte nach oben und entdeckte Fitch. Der Mann, der bereits mehrere Vorstrafen wegen Einbrüchen verbüßt hatte, war ein stabil aussehendes Regenrohr hinaufgeklettert und machte sich an dessen oberem Ende gerade an einem Fenster zu schaffen.
»Kommen Sie runter, sonst jage ich Ihnen eine Kugel durch Ihr Hinterteil«, rief er hinauf und zielte mit seinem Smith & Wesson auf Fitch.
Dieser erschrak so sehr, dass er um ein Haar heruntergefallen wäre. Sobald er wieder sicheren Halt hatte, starrte er böse herab auf Newman und kletterte, als er den Revolver sah, an dem Regenrohr nach unten.
Als er schließlich neben Newman stand, packte ihn dieser an den Schultern und schmetterte ihn heftig gegen die Wand. Finch, der ein harter Bursche war, schüttelte sich und zog ein Messer, das er in einer Scheide an seinem Gürtel trug.
Newman riss sein rechtes Knie in die Höhe und rammte es Fitch zwischen die Beine, sodass dieser laut aufschrie und sich mit beiden Händen in den Schritt fasste. Newman packte ihn an den Haaren und zerrte ihn hinaus auf den Gehsteig und weiter zu dem Wagen, in dem schon der bewusstlose Tony Canal lag. Bevor er eine der hinteren Türen öffnete, schlug Newman Fitchs Kopf mehrmals so fest gegen das Autodach, dass Fitch, als Newman ihn auf die Rückbank schob, bereits bewusstlos war. Wie Newman gehofft hatte, wachte Canal wieder auf und rieb sich die Augen.
»Können Sie jetzt fahren?«, fragte Newman. »Ich hoffe.«
»Hoffen Sie nicht, tun Sie es. Los, klemmen Sie sich hinters Lenkrad. Und dann fahren Sie mich zu dem Lagerhaus, von dem Sie mir erzählt
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