Komplott
lächelte Paula an, bevor er mit hoher Geschwindigkeit eine schmale Straße entlangfuhr. Schließlich erreichten sie eine breite Landstraße, wo Cardon noch mehr Gas gab.
»Sie haben es wohl ziemlich eilig, Philip«, brummte Tweed.
»Wir machen gleich einen kurzen Halt, damit ich Ihnen die Waffen geben kann, die ich für Sie besorgt habe.«
»Wie ich Sie kenne, sind es wieder die üblichen«, sagte Butler.
»Sowieso.« Cardon grinste vor sich hin, während er zum Überholen eines Lastwagens ansetzte. »Ich weiß doch, was ich Ihnen schuldig bin.«
Paula schaute aus dem Fenster. Die Weinberge hatten dichtem Wald Platz gemacht, der sich rechts und links von der Straße erstreckte. Durch Schneisen zwischen den Bäumen konnte sie hin und wieder sanft geschwungenes Hügelland erkennen, auf dem bläulich das Mondlicht glitzerte. Nachdem sie zehn Minuten lang die Landstraße entlang gerast waren, bremste Philip ab und fuhr auf einen einsamen Parkplatz, wo er den Motor abstellte und ausstieg. Paula sah, wie sich in den Büschen am Rand des Parkplatzes etwas bewegte. Es war ein kleiner dicker Mann, der ein Schnellfeuergewehr über der Schulter trug und eine große Tasche in der Hand hielt.
»Alles klar, Pierre?«, fragte Cardon auf Französisch.
»Logisch«, antwortete der Mann. »Oder sehen Sie hier irgendwelche Leichen herumliegen?«
»Alle aussteigen«, befahl Cardon auf Englisch.
Alle umringten den Dicken, der seine Tasche öffnete und flache, runde Scheiben herausholte, die Paula irgendwie an metallene Frisbees erinnerten.
»Das sind ganz spezielle Minen«, erklärte Philip. »Die brauchen wir später in Paris.«
Wieso in Paris?, fragte sich Paula.
»Sind sie scharf?«, fragte Butler, als Cardon ihm die erste Mine überreichte.
»Natürlich nicht«, erwiderte Cardon. »Scharf machen Sie sie erst, wenn Sie diesen Schalter hier umlegen.« Er zeigte Butler, was er meinte, bevor er die Minen wieder, mit einem dicken Tuch umwickelt, in die Tasche zurücksteckte. Als Nächstes holte er eine nagelneue Browning heraus, die er Paula überreichte. »Na, fühlen Sie sich jetzt besser?«, fragte er grinsend.
»Ja, aber erst wenn ich noch eine Beretta hätte, wäre ich rundum zufrieden.«
»Bitte schön, hier ist sie«, erwiderte Cardon, während er aus der Tasche eine kleine Pistole holte. Sogar an das kleine Spezialholster, mit dem man sie sich an den Unterschenkel schnallen konnte, hatte er gedacht. »Und hier haben Sie noch ein paar Extra-Magazine für beide Waffen.«
»Sie sind wirklich sehr aufmerksam.«
»Das ist mein Job. Und jetzt zu Ihnen, Tweed …«
Nachdem er allen ihr »Spielzeug« gegeben hatte, waren Cardons Gäste alle hochzufrieden. Butler hatte ein großes Schnellfeuergewehr nebst Golftasche, um es unauffällig zu verstecken, Tweed hatte seine Walther und Newman seinen über alles geschätzten Smith & Wesson. Nachdem Cardon Pierre zwei dicke Umschläge überreicht hatte, die, wie Paula vermutete, Banknoten enthielten, klatschte er in die Hände.
»Alle wieder einsteigen. Bis Aix sind es nur noch ein paar Minuten Fahrt.«
Als sie alle wieder in dem Kleinbus saßen, wandte sich Cardon an Tweed. »Ich weiß, dass Sie gern im Hotel Violette abgestiegen wären, aber das geht heute leider nicht, weil dort Noel Macombers Freunde am ehesten nach Ihnen suchen würden. Aber ich habe Ihnen Zimmer im Negre-Coste am berühmten Cours Mirabeau gebucht. Da vermutet Sie niemand, und das Hotel ist ebenfalls sehr gut und hat eine hervorragende Küche. Sie und Paula haben Zimmer, die hinaus auf den Cours gehen. Es wird Ihnen bestimmt dort gefallen.«
»Ist denn Noel schon in Aix?«, fragte Tweed.
»Seit ein paar Stunden. Er wohnt in einer billigen Klitsche in der Altstadt, weil er glaubt, dass ihn dort keiner findet, aber das hilft ihm natürlich nichts.«
»Wer sind denn Noels Freunde?«, fragte Paula.
»Nicht unbedingt Leute, die man zum Abendessen einlädt«, erwiderte Cardon. »Ein bunt zusammengewürfelter Haufen von Arabern und Slowaken, die einem für ein paar Pennys die Kehle durchschneiden.«
»Ich kann es kaum erwarten, sie kennenzulernen«, sagte Paula.
»Sagen Sie das nicht zu laut. Übrigens sind wir jetzt schon in Aix. Aber noch was zu den Slowaken: Noel hat sie in der Tatra angeheuert, einer Gebirgsregion in der Slowakei, wo das geplante Staatsschutzministerium ein geheimes Trainingslager unterhält.«
»Tatsächlich?«, fragte Tweed. »Das klingt aber gar nicht gut.«
»Ist es auch nicht.
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