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Komplott

Komplott

Titel: Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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abnehmen, die Schlampe. Ob sie das wohl wert ist?«
    »Sehen Sie öfter jemanden zu ihr gehen?«, fragte Tweed.
    »Ziemlich oft. Sind manchmal noble Herren darunter, kann ich Ihnen sagen. Aber so genau nimmt’s die nicht. Hauptsache, einer kann zahlen, dann ist ihr jeder recht.«
    »Sie scheinen sie ja ziemlich gut zu kennen. Haben Sie sie denn schon mal persönlich getroffen?«
    »Hab ich. Einmal ist sie aus dem Haus gekommen, wie ich mir grad die Tonnen angeschaut hab. Hab sie natürlich gleich um Kohle für was zu essen angehauen. Was glauben Sie, was die gesagt hat?«
    »Keine Ahnung.«
    »›Verpiss dich, Alte‹, hat die gesagt. ›Such dir eine anständige Arbeit.‹ Die muss gerade von anständig reden, die Schlampe.«
    »Was ist mit den Männern, die zu ihr gehen? Sehen Sie die manchmal aus der Nähe?«
    »Nur wenn ich zufällig an den Tonnen bin. Einmal ist einer aus dem Haus gekommen, der hat sich noch die Hose hochgezogen. Den muss sie wohl rausgeschmissen haben, so halb nackt, wie der war. Hat die Hose nicht richtig raufbekommen, und da ist ihm was aus der Tasche gefallen. Ich renn ihm noch nach und sag ihm: ›Sir, Sir, Sie haben was verloren‹, aber der hört mich gar nicht und geht zu seinem Wagen. Ich also hin zu dem Ding, das ihm rausgefallen ist, und Sie werden’s nicht glauben, was das war.«
    »Was denn?«
    »Eine dicke Brieftasche mit dreihundert Pfund drin. Wie ich die gesehen hab, bin ich gleich rausgerannt auf die Straße und hab damit herumgewedelt, aber der Bastard ist einfach aufs Gas gestiegen und hätte mich um ein Haar über den Haufen gefahren.
    Okay, hab ich gedacht. Du wolltest es ja nicht anders. Und hab die dreihundert behalten. War das falsch, Sir?«
    »Nein, es war sehr vernünftig. Sagen Sie mal, haben Sie eigentlich schon mal einen von denen da bei ihr herauskommen sehen?«
    Er nahm die Fotos von den drei Macomber-Brüdern, die Marler in Whitehall gemacht hatte, aus seiner Jacketttasche und zeigte sie der Alten im Licht einer Straßenlaterne.
    Die Frau holte eine uralte, verbogene Nickelbrille aus einer Tasche ihres Mantels und setzte sie sich auf die Nase, bevor sie das erste Foto betrachtete.
    »Der nicht«, sagte sie und gab Tweed den Abzug zurück. »Der auch nicht.« Sie hielt inne, als Tweed ihr das dritte Foto reichte. »Aber der!«, sagte sie. »Der war hundertprozentig bei ihr, so wahr ich hier stehe.«
    Tweed wandte sich um und blickte zurück auf das Haus. Die Straße war dunkel bis auf eine einzelne Lampe, die direkt über dem Eingang von Marinas Wohnhaus brannte.
    »Sind Sie sicher, dass Sie ihn auf die Entfernung deutlich erkennen konnten?«, wandte er sich an die Alte, die ihre Brille wieder wegpackte.
    »Aus der Ferne seh ich sehr gut ohne Brille. Der war’s, ganz bestimmt. Hat genau unter der Laterne gestanden.«
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte Tweed und gab ihr eine Zehn-Pfund-Note. »Hier, kaufen Sie sich etwas Ordentliches zu essen.«
    »Gott segne Sie, Sir. Das ist wirklich sehr großzügig von Ihnen.«
    »Dürfte ich Sie noch nach Ihrem Namen fragen für den Fall, dass ich mal wieder hier herkomme und noch etwas von Ihnen wissen will?«
    »Warum nicht? Ich heiße Annie Higgins. Und passen Sie gut auf sich auf, Sir.«
    Tweed sagte kein Wort, während er Paula zu ihrer Wohnung fuhr. Dort schickte er Marler mit Paulas Schlüssel hinauf, um zu überprüfen, dass alles in Ordnung war.
    »Sie können raufgehen«, sagte Marler, als er nach ein paar Minuten wiederkam. »Das Sofa im Wohnzimmer sieht ja recht bequem aus. Ich denke, ich werde es mir heute Nacht dort gemütlich machen.«
    Paula stieg aus dem Auto, machte aber die Tür nicht zu.
    »Ich gehe erst, wenn Sie uns sagen, welchen der drei Brüder die Frau auf dem Foto erkannt hat«, sagte sie.
    »Na schön«, erwiderte Tweed nach kurzem Zögern. »Es war Noel.«

26
    Als Tweed zur Park Crescent zurückfuhr, klingelte das Handy, das Paula offenbar auf dem Beifahrersitz vergessen hatte. Fluchend griff Tweed nach dem kleinen Gerät.
    Paula musste wohl sehr müde gewesen sein. Tweed ging ran. »Ja?«
    Es war Monica. »Sie haben eine Besucherin. Sie will unbedingt mit Ihnen sprechen …«
    Das Gespräch brach ab, weil er offenbar gerade in ein Funkloch fuhr. Eine Besucherin?, fragte sich Tweed erstaunt. Wer konnte das sein? In diesem Fall gab es so viele Frauen.
    Coral Flenton, Marina Vander-Browne, Miss Partridge. Er hielt an und schaltete das Mobiltelefon aus. Wer konnte ihn so spät denn noch

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