Komplott
Violas, strahlten aber eine seltsame Kälte aus.
Marina führte ihn in ein schick eingerichtetes Wohnzimmer, wo sie sich auf einem breiten Sofa niederließ und mit der flachen Hand auf das Kissen neben dem ihren klopfte.
Tweed schlug die Einladung aus und setzte sich in einen Sessel ihr gegenüber. Auf dem Sofatisch standen diverse Flaschen mit Spirituosen sowie mehrere Gläser.
»Bedienen Sie sich«, sagte Marina, während sie ihre Beine übereinanderschlug und mit dem oberen aufreizend zu wippen begann. Es klang wie ein Befehl.
»Danke, aber ich trinke nie, wenn ich im Dienst bin«, erwiderte Tweed.
»Im Dienst! Wollen Sie mir etwa allen Ernstes weismachen, dass Sie so spät noch im Dienst sind?«
Das Bein wippte immer noch langsam auf und ab, und Tweed musste sich zwingen, es nicht ständig anzustarren. Trotz ihrer unverblümten Art war Marina mindestens so attraktiv wie ihre arme Zwillingsschwester, die Tweed dennoch sehr viel lieber gewesen war.
»Doch das bin ich«, entgegnete Tweed mit Nachdruck.
»Ach, seien Sie doch nicht so steif. Wollen Sie vielleicht mit mir ins Schlafzimmer gehen?«
»Nein, will ich nicht.«
»Dann können wir es uns auch hier auf dem Sofa bequem machen. Breit genug ist es, das kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung bestätigen.«
»Miss Vander-Browne …« Tweeds Stimme hatte nun einen schneidenden Klang. »Ich dachte eigentlich, dass der schreckliche Tod Ihrer Schwester für Sie so etwas wie ein Schock gewesen ist.«
»Warum? Sie hat ihn bestimmt verdient.«
Tweed holte tief Luft. Die gefühllose Kaltschnäuzigkeit dieser Frau erschütterte selbst einen erfahrenen alten Hasen wie ihn.
»Wissen Sie denn nicht, was ihr Mörder – oder ihre Mörderin – mit ihr angestellt hat? Man hat ihr die Beine und die Arme abgehackt und schließlich auch den Kopf-«
»Ach, wer denkt denn an so was«, sagte Marina mit verführerischer Stimme. »Lassen Sie uns lieber den Abend genießen.« Der zärtliche Schmelz in ihrer Stimme war Tweed zutiefst unangenehm. »Ich hoffe, Sie haben fünfhundert Pfund in bar bei sich. Bei mir wird immer erst gezahlt, und dann kommt das Vergnügen …«
»Wann haben Sie das letzte Mal etwas von Ihrer Schwester gehört?«, fragte Tweed barsch.
»Wieso hätte die sich denn überhaupt bei mir melden sollen?«
»Weil ich Hinweise darauf habe, dass sie sich mit Ihnen versöhnen wollte.«
Zum ersten Mal seit Tweeds Ankunft war so etwas wie Erstaunen auf Marinas Gesicht zu sehen. Sie goss sich einen doppelten Gin in ein Glas und trank es in einem Zug aus, bevor sie sich eine weitere Zigarette anzündete. Die Hand mit dem Feuerzeug zitterte kein bisschen. Ein Herz aus Stein, dachte Tweed. Trotzdem hatte er das Gefühl, dass ihr die Mitteilung unter die Haut ging.
»Hat Sie sie denn nun angerufen oder nicht?«, fragte er drängend.
»Ja. Das hat sie tatsächlich. Vor zehn Tagen oder so. Hat mir was vorgesäuselt, ob wir uns nicht treffen und über alles reden könnten. ›Wozu?‹, habe ich sie gefragt und den Hörer aufgelegt.«
»Wie nett von Ihnen«, bemerkte Tweed. »Hatten Sie beide vielleicht denselben Kundenstamm?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Nennen Sie mir Namen.«
»Was für Namen denn?«
»Von Ihren Kunden.«
»Und wozu soll das gut sein? Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich nicht weiß, ob ich dieselben Kunden habe wie meine Schwester. Vielleicht hätte sie mir das erzählt, wenn ich mich mit ihr getroffen hätte, aber das habe ich nicht.«
Tweed goss sich nun doch einen kleinen Whisky ein. Er brauchte ihn, um den schlechten Geschmack hinunterzuspülen, den er auf einmal im Mund hatte.
»Erzählen Sie mir doch, wie Ihre Schwester so war«, sagte er.
»Sie war ja sooo gescheit«, antwortete Marina mit einem höhnischen Unterton in der Stimme. »Hat in Oxford als Jahrgangsbeste abgeschlossen, während ich mein Studium in Cambridge sofort abgebrochen habe, als ich dort genügend Kontakte mit reichen, jungen Männern geknüpft hatte. Die Männer sind doch alle gleich, egal, welcher Gesellschaftsschicht sie angehören. Wenigstens das habe ich auf der Universität gelernt…«
»Dass Sie sich da mal nicht täuschen«, gab Tweed zurück. »Wozu brauchen Sie eigentlich das ganze Geld?«
»Das ist eine sehr persönliche Frage«, erwiderte Marina, während sie sich gerade hinsetzte und ihre Brust noch weiter herausstreckte als zuvor, für den Fall, dass Tweed sie noch nicht bemerkt hatte.
»Na schön, ich will es Ihnen sagen«, meinte
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