Konaklub, 1, Freundin fürs Leben (German Edition)
warst auf jeden Fall voll mutig vorhin.«
»Findest du wirklich?«
»Ja. Das war cool. Ist sie eigentlich zu allen gleich doof?«
Frossa dachte kurz nach.
»Ja, ich glaube schon. Sie mag unsere Klasse einfach nicht.«
»Ich frage mich, wie man so gemein werden kann. Vielleicht hat sie Probleme zu Hause.«
»Wie meinst du das?«
Boja zuckte mit den Schultern.
»Ach, was weiß ich. Vielleicht schlägt ihr Mann sie. Zu Hause … ich meine in Jönköping … hatten wir einen Nachbarn, der war Alkoholiker. Wir glauben, dass er auch seine Frau geschlagen hat, aber wir konnten das nicht beweisen. Ihr Körper war immer voller blauer Flecken. Mama hat ein paarmal versucht, mit ihr zu sprechen. Mama ist Psychologin. Aber sie sagte immer nur, dass Mama sie in Ruhe lassen soll.«
»Was macht ein Psychologe?«
»Die reden mit Menschen und so.«
»Wie denn reden?«
»Na ja … die versuchen mit denen zu reden, damit es ihnen nicht mehr so schlecht geht wie vorher. Damit sie wieder fröhlicher werden.«
»Meine Mutter arbeitet in Svanbergs Supermarkt. Aber sie spielt auch Theater nebenbei.«
»Cool. Übrigens. Das da mit den Namen … Unseren Namen, meine ich. Ich habe darüber nachgedacht. Was Jessica gesagt hat, war praktisch Mobbing. Das mit der Abteilung für komische Namen. Darf ein Lehrer so etwas überhaupt machen? Wir könnten sie deswegen anzeigen.«
»Wo denn?«
»Keine Ahnung.«
»Vielleicht beim Direktor. Aber ich weiß nicht …«
»Abteilung für komische Namen«, brummelte Boja. »Es gibt doch bestimmt noch andere mit komischen Namen, oder?«
»Ja, Abdullah zum Beispiel und Aybüke. Aber zu denen sagt sie so etwas nie.«
Plötzlich packte Boja Frossa am Ärmel.
»Weißt du was! Ich habe eine Idee. Wir gründen einen Klub. Einen Geheimklub. Den Komische-Namen-Klub. Und nur wir beide dürfen da Mitglied sein. Vielleicht auch noch andere, wenn wir jemanden kennenlernen. Ich meine Leute, die komische Namen haben. Und die cool und nett sind.«
»Yes!«, rief Frossa. »Das tun wir. Wir können ihn Konaklub nennen. Ko für Komisch und Na für Name. Das kriegt niemand raus.«
Sie hatte eine Freundin gefunden. Eine Freundin mit einem genauso komischen Namen wie sie. Die außerdem auch noch ein Pferd hatte. Freude durchströmte sie und es kribbelte überall, als hätte sie Cola statt Blut in den Adern.
Boja wohnte hinter dem Einkaufszentrum in einem großen alten Holzhaus. Frossa ging nach der Schule mit zu ihr. Bojas Mutter war zu Hause. Sie richtete gerade ihr Arbeitszimmer im Erdgeschoss ein. Dort würde sie dann die Leute empfangen, die mit ihr reden wollten. Boja ähnelte ihrer Mutter sehr. Sie hatten die gleichen dicken braunen Haare und ähnliche Lippen. Aber ihre Mama trug eine Brille.
Im ganzen Haus standen Umzugskartons. Auch Bojas Zimmer war voller halb geleerter Kartons und auf ihrem Bett herrschte das absolute Chaos. Frossas Mutter legte sehr großen Wert darauf, dass jeder morgens sein Bett machte.
»Hast du keine Geschwister?«, fragte Frossa.
»Nein.«
»Ich habe einen Bruder. Er ist zwölf. Bald dreizehn. Er heißt Albert. Und er spielt Schlagzeug.«
»Cool! Einen Bruder wollte ich auch immer.«
»Wie bitte? Aber du hast ein Pferd anstelle eines Bruders. Auf dem kannst du reiten. Das kann ich auf meinem Bruder nicht.«
Boja kicherte.
»Stimmt! Ich fahre heute Nachmittag zum Reitstall. Kommst du mit?«
»Na klar! Aber vorher muss ich nach Hause und mich umziehen. Und meiner Mutter Bescheid sagen.«
Im Reitstall arbeitete ein Stalljunge, der sich jeden Tag um die Pferde kümmerte. Das hatte ihr Malins Mutter erzählt. Er hieß Staffan und hatte selbst ein paar Pferde dort stehen. Frossa war ihm noch nicht begegnet, aber sie erkannte ihn sofort, als sie einen Mann mit Schubkarre sah.
»Hallo, ihr beiden«, sagte er und winkte ihnen zu. »Euch habe ich noch gar nicht hier gesehen. Oder vielleicht doch? Irgendwie sehen alle jungen Leute gleich aus. Ich heiße auf jeden Fall Staffan. Staffan der Stalljunge.«
Und er begann, das berühmte Lied von Staffan, dem Stalljungen, mit hoher Stimme zu singen:
»Seinen fünf Fohlen bringt er Wasser, im Licht der hellen Sterne. Wie heißen denn diese beiden Damen überhaupt?«
Sie sagten ihm ihre Namen. Frossa war es gewohnt, dass die Leute nachfragten, wenn sie ihren Namen nannte. »Was hast du gesagt, wie heißt du?« Aber Staffan tat das nicht.
»Gehört dir dann dieser kleine Fuchs dort hinten?«, fragte er Boja. Sie nickte. Sie stand
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