Konfessor - 17
Schwierigkeiten er steckt? Seht doch, was er alles zu bewältigen hat. Er ist nur ein einzelner Mann, ein einsamer Mann, dem niemand hilft.«
»Das vermag ich wirklich nicht zu bestreiten«, sagte Nicci. »Richard ist der Kiesel im Teich - ein Individuum im Mittelpunkt ungeheuer vieler Dinge. Er berührt so vieles, er hat sich als zentrales Element in unser aller Leben erwiesen, alles kreist um das, was er tut, um die von ihm getroffenen Entscheidungen. Tut er einen falschen Schritt, stürzen wir alle.
Und seht Euch den armen Jungen an, den Ersten seit dreitausend Jahren, der mit subtraktiver Magie geboren wurde, der aufwuchs, ohne im Gebrauch seiner Gabe unterwiesen zu werden. Geboren als Kriegszauberer, ohne auch nur zu wissen, wie er von seinen Talenten Gebrauch machen kann.«
»Mag sein. Und weiter?«
»Nicci, könnt Ihr Euch überhaupt vorstellen, wie es für ihn sein muss, welcher Druck auf ihm lastet? Er ist in einem winzigen Dorf in Westland aufgewachsen und war dort Waldführer. Könnt Ihr Euch vorstellen, was es heißt, solche Verantwortung aufgebürdet zu bekommen, ohne auch nur zu wissen, wie man seine Gabe herbeirufen kann? Und nun ist er zu allem Überfluss auch noch ein Spieler für die Macht der Ordnung. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie sehr es ihn erschrecken wird, wenn er dahinterkommt, dass die Macht der Ordnung ins Spiel gebracht wurde - in seinem Namen? Er weiß nicht einmal, wie er Verbindung zu seinem Han aufnehmen kann, und nun soll er die vermutlich komplexeste Magie handhaben, die je vom menschlichen Geist ersonnen worden ist?« »Dafür bin ich ja da«, sagte Nicci und setzte sich erneut in Bewegung. »Ich werde ihn darin unterweisen, ich werde seine Führerin sein.« »Genau das meinte ich. Er braucht Euch.« »Nun, ich bin für ihn da. Ich würde alles für ihn tun.« »Würdet Ihr das wirklich?«
Die Stirn in Falten gelegt, betrachtete Nicci die unentzifferbare Miene der Prälatin. »Worauf spielt Ihr an?«
»Würdet Ihr wirklich alles tun? Würdet Ihr ihm der Mensch sein, den er am meisten braucht?«
»Und welcher wäre das?«
»Seine Partnerin.«
Sie rümpfte die Nase unter ihrer gerunzelten Stirn. »Seine Partnerin?« »Seine Partnerin im Leben.« »Aber die hat er bereits.« »Kann sie Magie wirken?« »Sie ist die Mutter Konfessor.« »Ja, aber kann sie Magie wirken? Kann sie, so wie Ihr, ihr Han heraufbeschwören?«
»Nun, ich weiß nicht.«
»Kann sie subtraktive Magie benutzen? Ihr könnt es. Richard wurde mit der Gabe für subtraktive Magie geboren. Im Gegensatz zu mir wisst Ihr mit einer solchen Kraft umzugehen, damit seid Ihr die Einzige auf unserer Seite, die das vermag. Habt Ihr je darüber nachgedacht, dass es Euch aus einem ganz bestimmten Grund in seine Nähe verschlagen haben könnte?« »Einem Grund?« »Selbstverständlich. Allein kann er dies nicht bewältigen. Vielleicht seid Ihr die einzige Lebende, die ihm das sein kann, was er am meisten braucht - eine liebende Partnerin, die ihn unterrichten und anleiten kann, und die imstande ist, ihm eine angemessene Gefährtin zu sein.«
»Seine angemessene Gefährtin?« Nicci mochte kaum ihren Ohren trauen. »Bei den Gütigen Seelen, Ann, er liebt Kahlan. Was meint Ihr nur damit, seine angemessene Gefährtin?«
»Nun, genau das, was ich sage.« Sie machte eine vage Handbewegung. »Ihm ebenbürtig - im weiblichen Sinne jedenfalls. Wer wäre besser geeignet für das, was er wirklich braucht, was wir wirklich brauchen?« »Seht, ich kenne Richard.« Nicci hatte die Hand gehoben, um das Gespräch abzuwürgen, ehe es noch abwegiger wurde. »Und ich weiß, wenn er Kahlan liebt, muss sie eine wirklich bemerkenswerte Person sein. Sie muss ihm ebenbürtig sein. Man liebt, was man bewundert. Es entspricht dem Wesen der Imperialen Ordnung, genau das Gegenteil zu tun, zu lieben, was man verabscheut.
Mag sein, dass sie nicht so wie er Magie wirken kann, dennoch muss sie jemand sein, den er bewundert, jemand, der ihn ergänzt, zu einer vollständigen Person macht. Eine Geringere würde Richard niemals lieben.
Ihr würdigt sie herab, ohne auch nur das Geringste über sie zu wissen. Keiner von uns erinnert sich an sie, aber man braucht doch nur Richard zu kennen, um zu begreifen, wie außergewöhnlich sie sein muss. Außerdem ist sie die Mutter Konfessor, eine überaus mächtige Frau. Vielleicht kann sie mit ihrer Kraft nicht die gleichen Dinge tun wie eine Hexenmeisterin, aber das Gleiche gilt auch im umgekehrten Fall. Vor dem
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