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Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Titel: Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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schüttelte energisch den Kopf.
    »Keine Menschenseele«, sagte sie.
    »Wenn dir etwas einfällt, mußt du die Polizei informieren«, sagte der Journalist.
    Linda zuckte mit den Schultern und wollte nicht mehr. Die beiden Männer erhoben sich und packten sich ihre Fotoausrüstung über die Schultern. Schielten zu Einar hinter dem Tresen hinüber. Karen beugte sich über den Tisch vor.
    »Wenn sie das nun waren!« Ihre Stimme zitterte.
    »Aber die, die ich gesehen habe, machten doch was ganz anderes«, wandte Linda ein.
    »Ja. Aber vielleicht hatten sie zuerst Sex, und dann hat er sie umgebracht. Kommt das nicht ziemlich oft vor?«
    Linda mußte nachdenken.
    »Ich finde, du solltest anrufen«, sagte Karen energisch.
    »Ich habe doch fast nichts gesehen!«
    »Aber wenn du nachdenkst? Vielleicht fällt dir dann noch mehr ein.«
    »Am Straßenrand stand ein Auto.«
    »Ah!« sagte Karen. »Autos finden sie immer schrecklich wichtig. Alle Fahrzeuge, die sich in der Nähe befunden haben. Sie werden sich ein Bild von allen Bewegungen in der Gegend machen. Was war das für ein Auto?«
    »Ein rotes.«
    »Weißt du nicht mehr?«
    »Ich war doch mit Ausweichen beschäftigt«, sagte Linda.
    »Aber was hast du sonst noch gesehen? Wie sahen sie aus?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Ein Mann und eine Frau.«
    »Aber hell oder dunkel, dick oder dünn? So was?«
    »Weiß nicht«, sagte Linda. Sie verstummten für einen Moment. Einar arbeitete.
    »Aber das Auto? Wenn du nachdenkst? Alt oder neu? Groß oder klein?«
    »Nicht sehr groß. Ziemlich heller Lack. Rot.«
    »Mehr kannst du nicht sagen?«
    »Nein. Aber wenn ich so eins sehe, erkenne ich es wieder. Glaube ich.«
    »Ich finde, du solltest anrufen«, sagte Karen noch einmal. »Sprich mit deiner Mutter, die hilft dir bestimmt.«
    Bei der bloßen Vorstellung schnitt Linda eine Grimasse.
    »Wir können doch zusammen anrufen! Wenn ich mich nun blamiere? Muß ich sagen, wie ich heiße?«
    »Keine Ahnung. Aber du blamierst dich doch nicht. Die schreiben einfach auf, was du sagst, und vergleichen es mit anderen Aussagen. Wenn noch andere ein rotes Auto gesehen haben, dann suchen sie ein rotes Auto. Oder so.«
    Linda war noch immer von Zweifeln geplagt. Von dem Wunsch, wirklich etwas gesehen zu haben, und der Angst, sich etwas einzureden. Es war schon verlockend. »Die Polizei hat im Fall der Toten von Hvitemoen eine wichtige Zeugin. Die Zeugin hat ein Auto gesehen und kann zwei Personen beschreiben, die sich in Tatortnähe aufgehalten haben.«
    Wie hatten die beiden eigentlich ausgesehen? Sie konnte sich an etwas Blaues erinnern, vielleicht Dunkelblau, und etwas Weißes. Der Mann hatte ein weißes Hemd getragen. Die Frau etwas Dunkles. Linda wollte nach Hause und Nachrichten hören.
    »Ich muß es mir überlegen«, sagte sie.
    Karen nickte.
    »Ehe du anrufst, mußt du alles aufschreiben, damit du weißt, was du sagen willst. Die werden sicher viele Fragen stellen. Woher du gekommen bist, wohin du wolltest. Die Uhrzeit.«
    »Ja«, sagte Linda. »Ich schreibe alles auf.«
    Sie leerten ihre Gläser und riefen Einar einen Abschiedsgruß zu. Er schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein.
     

GUNDER HATTE MARIES HAND LOSGELASSEN. 
    Jetzt schlief er tief, sein Kinn hing auf die Brust. Er träumte von Poona, von ihrem Lächeln und den großen weißen Zähnen. Er träumte von Marie als kleinem Mädchen, sie war damals um einiges molliger gewesen als jetzt. Während er schlief, öffnete sich die Tür und zwei Schwestern schoben ein Bett herein. Gunder erwachte und blinzelte verwirrt.
    »Ich finde, Sie sollten sich hinlegen«, sagte Ragnhild lächelnd. »Sehen Sie mal. Zwei Brote für Sie. Und Kaffee, wenn Sie wollen.«
    Er sprang vom Stuhl auf. Starrte Bett und Brote an. Die dunkle Saure sah ihn nicht an. Die beiden kontrollierten den Tropf und reinigten den Schlauch. Sich hinlegen? Er fuhr sich über die Stirn und spürte die Müdigkeit wie ein Bleigewicht in seinem Kopf. Wenn nun Karsten kam, während er schlief? Manchmal schnarchte er. Er sah seinen Schwager vor sich, weiß vor Sorge, nach der langen Reise aus Hamburg. Er sah sich selber, schnarchend im Bett, oder mit dem Mund voller Brot. Er sah zu den Broten hinüber. Leberwurst und Schinken mit Gurkenscheiben. Ein Glas Milch. Aber vielleicht einen Schluck Kaffee?
    »Ich finde, Sie sollten sich hinlegen«, sagte Ragnhild noch einmal.
    »Nein«, sagte Gunder empört. »Ich muß doch wach bleiben. Falls etwas passiert.«
    »Es dauert aber noch

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