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Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Titel: Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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mitbringen?«
    »Sie haben doch sicher eine Tragetasche.«
    Er legte auf und sah Skarre an.
    »Ich nehme Anders Kolding«, sagte er. »Und du Einars Kro.«
     

GUNDER SCHLEPPTE SICH ZUM TELEFON. 
    Er wählte seine Dienstnummer und landete bei Bjørnsson.
    »Es ist so«, stammelte er, »ich brauche ein paar Tage zu Hause. Ich bin nicht gut drauf. Und meine Schwester liegt noch immer im Koma. Ich muß mich wohl krankschreiben lassen.«
    Bjørnsson stutzte. »Hast du dir in Indien vielleicht etwas eingefangen?«
    »Da unten war es ja sehr heiß. Ja, vielleicht.«
    Bjørnsson wünschte ihm gute Besserung und sah die Chance, einige von Gunders Kunden zu kapern. Gunder rief im Krankenhaus an und hatte die freundliche Blonde am Apparat.
    »Es gibt leider keine Veränderung«, sagte sie. »Ihr Mann ist gerade gefahren, er mußte zu Hause etwas erledigen.«
    »Dann komme ich sofort.«
    »Aber nur, wenn Sie sich das zutrauen«, sagte sie. »Wir melden uns, wenn etwas passiert.«
    »Das weiß ich«, sagte er müde. »Aber ich komme.«
    Er brauchte seine Schwester. Brauchte ihre Nähe, auch wenn sie ihm nicht helfen konnte. Er hatte sonst niemanden. Karsten war ihm nie ein Vertrauter gewesen. Der wußte nicht einmal, was mit Poona passiert war. Hatte ihn nur fragend angesehen und nichts zu sagen gewagt. Gunder wollte es auch nicht erzählen, wie hätte sich das denn auch angehört? Was hätte er sagen können? Sicher wäre es das Beste, es geheimzuhalten, bis sie sicher waren, denn das waren sie ja nicht. Gunder hatte Angst, Kalle Moe könnte wieder anrufen. Vielleicht hatte der ein schlechtes Gewissen, weil er die Polizei verständigt hatte. Er zwang sich ins Badezimmer. Mochte nicht duschen, rasierte sich aber und putzte sich die Zähne. Er hatte schon lange nichts mehr gegessen, und in seinem Kopf drehte sich alles. Dann fuhr er den Wagen aus der Garage und machte sich auf den Weg in die Stadt.
    Marie lag unverändert da. Als sei die Zeit stehengeblieben. Er nahm ihre Hand, die auf der Decke lag. Plötzlich merkte er, wie gut es tat, so zu sitzen, ganz still mit der Hand seiner Schwester in seiner. Er sollte mit ihr reden, aber er hatte nichts zu sagen. Wenn Poona zu Hause gewesen wäre, wenn sie sich in der Küche oder im Garten zu schaffen gemacht hätte, dann hätte er darüber sprechen können. Jetzt kümmert Poona sich um die Rosen. Gerade jetzt sind sie wunderschön. Oder: Heute will Poona Hähnchen für mich kochen. Rotes Hähnchen. Aber es gab nichts zu sagen. Ganz still saß Gunder am Bett. In regelmäßigen Abständen schaute eine Krankenschwester herein, es war schon wieder eine neue, eine kleine dicke mit einem Zopf.
    »Sie dürfen die Hoffnung nicht aufgeben«, sagte sie. »Manchmal dauert es lange.«
    Das zusätzliche Bett stand immer noch da. Vielleicht hatte Karsten darin übernachtet. Gunder hatte das Gefühl, daß jetzt alles anders war, auch er würde sich jetzt hinlegen, wenn er müde wurde. Nach zwei Stunden ging er hinaus, um einen Arzt anzurufen. Er ging nie zum Arzt, deshalb mußte er überlegen. An wen sollte er sich wenden? Nicht an den Arzt in Elvestad, er würde sich einen in der Stadt suchen. Dann ging ihm auf, daß er doch in einem Krankenhaus war. Sie hatten gesagt, er solle sich melden, wenn er etwas brauchte. Er zögerte, ging zurück und blieb vor dem Stationszimmer stehen. Die Blonde sprang sofort auf.
    »Ich habe nur eine Frage«, sagte er leise, die anderen sollten das nicht hören. »Ich brauche eine Krankschreibung. Ich muß ein paar Tage frei haben, um mit dieser Situation fertigzuwerden. Läßt sich das hier erledigen oder muß ich anderswo hin?«
    »Ich werde mit dem Arzt sprechen. Gehen Sie zu Ihrer Schwester zurück, er wird dann bald bei Ihnen sein.«
    Er bedankte sich und ging wieder zurück. Das Beatmungsgerät arbeitete gleichmäßig und solide, und es beruhigte ihn, daß sie ausruhen konnte, während die Maschine sie am Leben erhielt. Die Maschine wurde nicht müde. Sie verrichtete ihre Arbeit mit einer Ausdauer, die Menschen nicht kannten. Später kam der Arzt und schrieb die notwendigen Papiere aus. Er hatte eine Plastiktüte bei sich. Die enthielt Maries Sachen. Alles, was sie im Auto bei sich gehabt hatte. Eine Handtasche und einen Blumenstrauß. Den packte er aus. Es waren rote Rosen. Mit einer Karte. »Liebe Poona. Willkommen in Elvestad.«
     
    Wenn Poona in die Kneipe gegangen war, mußte jemand sie gesehen haben. Und nun begreifen, wer sie war. Zumindest der Wirt

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