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Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Titel: Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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einen Teller.
    »Was sagt Gøran dazu?«
    Frank ließ sein Zippo einschnippen und schnupperte an seiner Mahlzeit.
    »Gøran ist ruhig. Er sagt, sie reden mit allen.«
    »Mir ist gerade etwas eingefallen«, sagte Mode. »Gøran war hier in der Kneipe, das muß an dem Tag gewesen ein, an dem sie gestorben ist. Nein, am Tag danach. Und da war sein Gesicht zerkratzt.«
    »Bestimmt Ulla«, kicherte Frank. »Die kann die reinste Wildkatze sein.«
    »Ja, verflixt. Ob die Bullen das wohl gesehen haben?«
    »Das ist doch längst verheilt«, sagte Einar. »Oder zumindest fast.«
    »Jetzt ist es verheilt, ja. Aber alle haben es doch gesehen«, wandte Nudel ein.
    Frank starrte ihn an. »Und wenn sie zu dir kommen und dich ins Kreuzverhör nehmen, dann wirst du es ihnen bestimmt erzählen, ja? Daß sein Gesicht zerkratzt war?«
    »Natürlich nicht. Ich bin doch kein Idiot.«
    »Warum sollte er das nicht erzählen?« fragte Mode leise. »Hast du vielleicht Angst, daß er es gewesen sein könnte?«
    »Natürlich war er das nicht.«
    »Warum dürfen wir die Schrammen dann nicht erwähnen?«
    »Um ihm einen Haufen Ärger zu ersparen. Das ist doch eine falsche Spur, Mann.«
    In diesem Moment ging die Tür. Gøran und sein Hund betraten das Lokal. Am Tisch verstummten alle. Und alle sahen schuldbewußt aus. Gøran musterte sie kurz.
    »Der Köter«, sagte Einar. »Raus damit.«
    »Der kann doch unterm Tisch liegen«, sagte Gøran und zog sich einen Stuhl heran. Der Stuhl schrammte über den Boden.
    »Raus mit dem Köter«, wiederholte Einar.
    Gøran erhob sich widerwillig und verschwand. Er band den Hund draußen am Geländer an und kam wieder herein. Einar ließ ihm einen Halben einlaufen.
    »Genieß dein Bier, solange du noch welches kriegst«, grinste Nudel.
    »Ja, Himmel«, sagte Gøran, »bald sitz ich ja im Knast. Nein, so schlimm wird es ja wohl nicht kommen. Sie wollten wissen, was ich an dem Tag gemacht habe. Haben sich ein paar Notizen gemacht und waren wieder weg. Hier in Elvestad gibt es doch viele rote Autos. Da werden sie ganz schön was zu tun haben.«
    »Ja, ja. Ich habe jedenfalls ein Alibi«, schmunzelte Frank. »War an dem Abend im Kino. Sogar die Eintrittskarte hab ich noch. Und jetzt werf ich sie nicht weg, nein, verdammt. Auf diese Typen ist doch kein Verlaß. Die Leute werden doch reihenweise unschuldig verurteilt.«
    »Meistens erwischen sie ja wohl den Richtigen«, sagte Nudel.
    »Weißt du inzwischen, wer dich verpfiffen hat?« fragte Frank und sah Gøran an.
    »Nein. Ist mir auch scheißegal.«
    »Bestimmt war das Linda. Die mit den Albinohaaren.«
    Gøran starrte in sein Bier. »Daran habe ich auch schon gedacht.«
    »Sie hat die beiden ja auch gesehen, verdammt, draußen auf der Wiese.«
    »Ihre Umrisse hat sie gesehen«, korrigierte Frank.
    »Wer behauptet das?« fragte Gøran rasch.
    »Karen.«
    »Weiß Gott, was die eigentlich gesehen hat.«
    Gøran kippte sein Bier. »Die sollte ihre Klappe nicht zu weit aufreißen. Ja, verdammt. Wenn hier ein Verrückter rumläuft und sie die ganze Zeit mit den Bullen quatscht, dann kann doch alles mögliche passieren. Ich an ihrer Stelle würde mich bedeckt halten.«
    »Das ist doch alles, was die Kleine will«, sagte Einar.
    »Wenn sie wirklich etwas gesehen hätte, dann wären die Bullen schon weiter. Sie wissen ja nicht mal, ob das wirklich die beiden waren.«
    »Sagen sie, ja.«
    Nudel fuchtelte mit den Armen. »Überleg doch mal, was die Bullen alles verschweigen. Vielleicht behaupten sie, daß sie nur zwei Gestalten gesehen hat, um sie zu beschützen. Während sie eigentlich viel mehr mitgekriegt hat.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Einar noch einmal und stellte zwei leere Bierkrüge in die Spülmaschine.
    »So arbeiten die eben«, behauptete Nudel. »Sie geben der Presse ein paar Krümel, um sie sich vom Hals zu halten, aber in Wirklichkeit wissen sie viel mehr.«
    »Dann bist du jedenfalls unschuldig, Gøran«, sagte Einar, »sonst hätten sie dich schon längst hopsgenommen. Linda kennt dich doch. Wenn sie dich gesehen hätte, hätte sie das längst erzählt.«
    »Albinos sind aber kurzsichtig«, juxte Gøran.
    »Sie ist kein Albino. Sie ist nur sehr hell. Aber sie sieht nicht weiter als bis zu ihrer Nasenspitze. Wo steckt eigentlich Ulla?«
    »Ulla liegt mit irgendeinem Wehwehchen im Bett«, sagte Gøran abweisend. »Die Mädels gehen mir wirklich auf den Geist.«
    Gøran trank sehr langsam. Er wirkte abwesend. Die anderen musterten ihn verstohlen. Noch

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