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Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Titel: Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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Glut. Er war zu etwas geworden, von dem sie zehrte, fast zu einer Lebensaufgabe. Ihr fiel ein Kriminalbeamter ein, dem ein Fall entzogen werden mußte, weil er eine Beziehung zu einer Zeugin eingegangen war und sie dann später geheiratet hatte. Es war nicht einmal eine wichtige Zeugin gewesen, noch weniger wichtig als sie selber. Bei dem Gedanken an alles, was sie schaffen konnte, begann sie zu glühen. Sie dachte daran, was Jacob gesagt hatte, daß sie mit niemandem reden solle, und das hatte sie auch nicht vor. Nur mit Karen.
     

DIE GERÜCHTE SCHWIRRTEN. 
    Drangen durch jeden Spalt. Die Tote war Gunder Jomanns Frau, die er aus Indien geholt hatte. Wenn Poona mit heiler Haut angekommen wäre, wäre sie sicher nicht so leicht davongekommen. Sie wäre erbarmungslos unter die Lupe genommen worden. Aber den Tod hatte sie nicht verdient, und Gunders amouröse Ausschweifungen erregten Sympathie. Aber was die Phantasie noch mehr anregte, war die Tatsache, daß jemand beim Tatort Gøran Seters Wagen gesehen hatte. Sie hatten mit allerlei Gerüchten gerechnet und glaubten nicht, daß Gøran jemanden ermordet haben könnte, er war ein solider junger Mann, den alle kannten. Sie wollten wissen, wer dieses Auto gesehen und dann auch noch die Polizei informiert und Gørans Namen genannt hatte. Sie saßen in Einars Kro und tranken. Und zwar Frank, Margits Leistung, ein bleicher dünner Typ, der Nudel genannt wurde, und Mode von der Tankstelle. Frank stemmte seine fleischigen Unterarme auf den Tisch. »Warum verdächtigen sie zum Beispiel nicht mich? Ich habe einen roten Toyota und sehe aus wie ein Berserker!«
    Dem mußte Einar zustimmen. »Aber dein Toyota ist braun«, wandte er vom Tresen her ein.
    »Rostbraun«, behauptete Frank. »Und aus der Entfernung sieht er rot aus. – Aber ich glaube eigentlich, daß du das warst, Einar. In der Zeitung steht doch, daß sie hier einen Tee getrunken hat.«
    Einar hob den Drahtkorb mit den Pommes aus dem siedenden Fett. »Ja, klar doch. Sie kam mit Koffer und allem hier reingewatschelt, und ich hab sie ins Auto geworfen, bin nach Hvitemoen gedüst, hab sie abgemurkst und mich dann ganz schnell wieder über die Frikadellen hergemacht. So was mach ich doch mit links!«
    Er schnaubte.
    »Nein, das war der alte Gunwald«, meinte Nudel. »Der wohnt doch gleich beim Tatort und ist seit einer Ewigkeit Witwer. Und dann wandert diese Frau im Sari auf der Straße, und er rennt schwanzwedelnd hinterher!«
    Diese Vorstellung löste allgemeines Gelächter aus. Einar schüttelte den Kopf. »Sie trug keinen Sari. Das war eher so eine Art Hosenanzug. Dunkelblau oder blaugrün. Nein, es muß jemand von außerhalb sein.«
    »Ja, denn wir sind natürlich viel besser als alle anderen«, sagte Frank.
    »Ich glaube aber, daß er von hier kommt. Wir sind ja doch zweitausend Menschen hier. Du kannst Gift darauf nehmen, daß sie hier suchen.«
    »Ach, es war sicher Mode«, sagte Einar. »Er saß in der Tankstelle über seiner Buchführung und sah sie aus der Kneipe kommen. Und dann sprang er in seinen Saab und jagte los.«
    »Ich habe ein weißes Auto«, sagte Mode ruhig. »Und außerdem war Torill im Laden. Ich war zum Bowling in Randskog.«
    Einar blickte ihn an. »Stimmt es, daß du eine eigene Kugel hast?«
    »Ja«, schrie Nudel. »Und was für eine! Die ist glasklar. Wiegt einundzwanzig Pfund. Und in der Mitte der Kugel sitzt ein kleiner schwarzer Skorpion. Er nennt sich auf der Punktetafel Scorpio.«
    »Bescheuert«, schrie Frank.
    Mode wurde nach allen Regeln der Kunst hochgenommen. Aber alles prallte an ihm ab. Er war ein guter Bowler, sein persönlicher Rekord lag bei zweihundertdreißig.
    Einar grinste. »Wir wissen doch nicht, ob das Auto wirklich rot war. Irgendein Trottel hat eine rote Karre gesehen. Und bildet sich ein, das sei ein Golf gewesen.«
    »Ein Trottel von hier. Weil doch von Gøran die Rede ist«, sagte Frank.
    »Sicher die Nuß, die immer auf dem Fahrrad unterwegs ist«, sagte Nudel. »Prinzessin Glitzerauge mit den weißen Haaren. Neulich stand sie übrigens hier vor dem Haus und hat Gørans Wagen angeglotzt. Danach kam sie rein. Er hat sie gefragt, was sie denn da angestarrt hätte.«
    »Linda Carling?« fragte Einar.
    »Genau. Die im Sonderangebot, du weißt schon. Garantiert hat die die Bullen angerufen. Ich wette, daß sie das war.«
    Sie schwiegen eine Weile, während alle Bier tranken. Frank drehte sich eine schiefe Zigarette, Einar würzte die Grillkartoffeln und brachte ihnen

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