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Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie

Titel: Konrad Sejer 05 - Stumme Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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Reaktion, wenn jemand sich in der Nähe des Hauses bewegte. Der Weg endete und ging über auf den mit Gras bewachsenen Hang und weiter zum Wasser. Jetzt waren seine Schritte lautlos. Der Himmel über ihm atmete, er spürte, wie die Haare auf seinem Kopf sich bewegten. Plötzlich hörte er ein vertrautes Geräusch. Einen Automotor, noch leise, aber er kam rasch näher. Er schaute auf die Uhr. So spät abends noch ein Auto beim Norevann, das begriff er nicht. Er verschwand zwischen den Bäumen und wartete, während der Hund sein Geschäft verrichtete. Gunwald verstand nicht, warum er plötzlich Angst hatte. Das war doch lächerlich, er machte hier seit Jahren seine Spaziergänge, wie viele andere auch, mit und ohne Hund. Er horchte auf das Auto. Das kam jetzt langsam, fast zögernd den Karrenweg herunter. Hielt an. Die Scheinwerfer strahlten den See mit kaltem, blauweißem Halogenlicht an. Dann erloschen sie, und es wurde wieder dunkel. Eine Gestalt tauchte auf. Holte etwas hinten aus dem Auto. Lief auf die Landspitze. Gunwald zog sich noch weiter zwischen die Bäume zurück. Dachte, jetzt wird der Hund gleich bellen. Aber das tat er nicht, er horchte einfach nur. Im schwindenden Abendlicht konnte Gunwald die Umrisse eines Mannes erkennen. Der Mann stand am Ende der Landzunge und hielt etwas in der Hand, etwas Großes und Schweres. Es sieht doch wirklich aus wie ein Koffer, durchfuhr es Gunwald. Der Mann drehte sich um. Dann hob er plötzlich den Arm und ein lautes Platschen war zu hören. Gunwald hörte sein Herz hämmern. Der Hund stand wie angewurzelt neben ihm. Der Mann ging eilig zum Auto zurück. Daß jemand etwas ins Wasser wirft, muß ja nichts zu bedeuten haben, dachte Gunwald. Trotzdem zitterte er. Dieser Wagen, der von nirgendwoher kam, dieser Mann, der sich so hastig über die Schulter umschaute, das machte ihm angst. Jetzt hatte der Mann das Auto erreicht. Einen Moment lang starrte er ins Halbdunkel, während Gunwald sich zwischen den Bäumen zusammenkrümmte. Der Hund schien von der Angst seines Herrn angesteckt worden zu sein, er war wie zu Eis erstarrt. Die Ohren hatte er gespitzt. Der Mann stieg ins Auto. Ließ den Motor an und setzte zurück. Wendete jählings und fuhr zur Straße hoch. Gunwald war sich ganz sicher. Es war Einar Sunde gewesen.
     
    Danach saß er noch lange im Sessel. Sollte er diese Beobachtung melden? In den Zeitungen hatte doch etwas über einen verschwundenen Koffer gestanden. Aber das hier war Einar, ein Mann, den er kannte. Den er seit vielen Jahren kannte. Ein hart arbeitender Familienvater von tadellosem Ruf. Gerüchteweise hieß es zwar, daß es mit der Ehe nicht so gut lief und daß die Frau ihre Geheimnisse hatte. Aber Gunwald war tolerant, deswegen verurteilte er niemanden. Vermutlich hatte Einar Abfall weggeworfen, was ja eigentlich verboten war, aber deshalb rief doch niemand die Polizei an. Und wenn er anriefe, dann würden sie wissen wollen, wer er war. Was dann später gegen ihn verwandt werden könnte. Und Einar hatte natürlich keine wehrlose Frau umgebracht. Da war er sich sicher. Aber vielleicht war das alles wichtig. Warum einen Koffer ins Wasser werfen? Wenn es ein Koffer gewesen war. Er könnte anonym anrufen, das war doch sicher erlaubt. Er schloß die Augen und sah wieder die Umrisse vor sich. Ihm wurde plötzlich kalt. Er sprang auf und lief zum Schrank, wo er eine Flasche Schnaps stehen hatte. Er schenkte sich ein großes Glas ein. Er wollte in nichts hineingezogen werden. Aber die junge Linda Carling, sie war vorübergefahren und hatte erzählt, was sie wußte, ganz offen. Aber sie war jung und voller Elan. Er selber war alt, hoch in den Sechzigern. Doch wenn er nun anrief und sagte: Jemand stand auf der Landspitze und hat etwas ins Norevann geworfen. Ich war mit dem Hund unterwegs. Ich konnte nicht sehen, wer es war, oder was er geworfen hat. Aber es kann ein Koffer gewesen sein. Dann würden sie den See vielleicht absuchen und etwas finden. Wenn es ein Sack mit Abfall war, dann war das ja nicht weiter schlimm. Er könnte schnell anrufen und nur das hier sagen. Ohne Einars Namen zu erwähnen. Er trank mehr Schnaps. Und wenn es Einars Auto gewesen war, dann brauchte er es ja nicht gefahren zu haben. Sein Sohn lieh ab und zu den Wagen aus. Ellemann. Es konnte Ellemann Sunde gewesen sein. Aber der war kleinwüchsig, und das hier war ein großer Mann gewesen. Und bestimmt hatte er Einars Auto gesehen. Er hatte sich die Nummer nicht gemerkt, aber er kannte das

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