Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Titel: Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Richard , Alexander Ruhl
Vom Netzwerk:
Beschreibungen auf den begleitenden Seiten und GPS-Navigationsgeräten
     gefunden und an anderer Stelle für nachfolgende SpielerInnen wieder versteckt werden (vgl. http://www. geocaching.de, 30.05.2008).
20
»They exist without permission. They are hated, hunted and persecuted. They live in quiet desperation amongst the filth. And
     yet they are capable of bringing entire civilisations to their knees. If you are dirty, insignificant and unloved then rats
     are the ultimate role model.« (Banksy 2006: 95)
21
Solch zunächst scheinbar widersprüchliches Handeln ist vergleichbar mit dem von Gruppen, die explizit auf etablierte Strukturen
     verzichten, aber in bestimmten Zusammenhängen damit arbeiten, um ein definiertes Ziel zu erreichen. Sie treten dann als Verein
     auf, der beim Ordnungsamt die Genehmigung für eine Party oder Gruppenausstellung auf der Straße erhält, die eine Einzelperson
     unmöglich bekommen hätte. Die ursprünglich abgelehnte Form des Vereins kann also nötig werden, wenn man nur aus einer so herstellbaren
     Sprecherposition heraus bestimmte Möglichkeiten wahrnehmen kann (vgl. die Lichtparade, einen erhellenden Spaziergang durch
     die Stadt, http://www.youtube.com/watch?v=KMD eZC-pVk4 oder die Galerie im Tunnel, http://www.thing-net.de/cms/event3369.html,
     08.06.2008).
22
Interviews im Rahmen eigener und studentischer Forschung.

225
    246
    225
    246
    true
|225| Art 2.0: Kunst aus der YouTube! Bildguerilla und Medienmeister
    Birgit Richard
    Im Web 2.0 steht die Kommunikation über Bilder im Vordergrund. So macht der Videohoster YouTube mit seinen Onlinevideos auch
     das »Gestalterisch-Künstlerische« in den westlichen Gesellschaften sichtbar. Die Onlinevideo-Plattform YouTube beherbergt
     als kultureller Speicher und visuelles Archiv von bewegten Bildern die gesamte Bandbreite der Visualisierung des Kreativen,
     von artistischen Fingerübungen bis hin zur Bildenden Kunst.
    Diesem Artikel liegt eine Studie zugrunde, die seit 2006 an der Universität Frankfurt läuft und Methoden für die Erforschung
     der medialen Struktur und Ästhetik von YouTube Clips entwickelt. 1 Diese hat bereits repräsentative Grundmuster und Sorten, also
Clipkategorien
der hier auftauchenden Clips erarbeitet, die sich im Beobachtungszeitraum immer wiederholen und sich auch grundlegend in der
     Darstellung von Kunst beziehungsweise des Künstlerischen im bewegten Bild niederschlagen. Methodisch führt der Fokus zur medienadäquaten
     Untersuchung der neuen visuellen Strukturen und Formen, die gezielt oder unbewusst als Kunstform entstehen können.
    Der Beitrag geht also der Frage nach, wie man von der generellen Kommunikation mit visuellen Mitteln im Web 2.0, einem oft
     endlosen, geschwätzigen visuellen Rauschen (vgl. Graff 2007), zur besonderen ästhetischen Qualität durch bewusste Gestaltung
     kommt. Wo entstehen auf der Basis der medialen Strukturen (vgl. Ernst 2008a) innovative ästhetische Formen? Sind es Produkte
     von »Medienamateuren« (Daniels 2002: 210) oder ist hier eine neue Begrifflichkeit einzuführen? Die Definition der Medienamateure
     von Dieter Daniels geht von technisch, nicht unbedingt ästhetisch/gestalterisch |226| interessierten Privatleuten aus, die sich autodidaktisch die Technik aneignen und weiterentwickeln, bevor kommerzieller Nutzen
     erkennbar ist. Der Erfinder und aktive Programmierer – hierzu zählen die Demoszene, Machinimas, Brickfilms – bedient nicht
     nur (vgl. Linde 2005), sondern durchdringt in seiner Selbstausbildung die innere Struktur und eröffnet einen kulturell nicht
     vorgeprägten Erfahrungsraum (Daniels ebd.). Für die meisten der YouTubeclips trifft dies nicht zu, sie werden nicht vom »Kolumbus-Gefühl«
     (Glaser 1988: 152f.) getrieben. Sie sind die BenutzerInnen innerhalb der medialen Strukturen, sie programmieren nicht und
     trotzdem entstehen neue Ästhetiken, mit denen im sozialen Netzwerk weitergearbeitet wird.
    Versuchsweise sollen an dieser Stelle neue Begrifflichkeiten eingeführt werden, die diese NutzerInnen umschreiben: Der handwerklich
     orientierte Medienmeister, der Medienbricoleur, parallel zum Bricoleur in den jugendkulturellen Stilen. Die Grundlagenforschung
     im Rahmen von
visual media
culture studies
zur vorliegenden Onlinevideoplattform 2 beschäftigt wich mit der Frage, wo der kreative Umgang mit den Bildern und die Abweichung von vorgegebenen medialen Formaten
     und Stereotypen beginnt und zur Etablierung einer eigenen Ästhetik führt.

Weitere Kostenlose Bücher