Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur
werden kann,
bereits eine medienkonventionelle Besonderheit dar.
Betrachten wir nun also eine erste Sequenz aus der Serie »Buffy« (Buffy – 3x04 – Beauty and the Beasts), in der die Hauptdarstellerin
das Haus von Angel, ihrem Vampir-Freund, mit ernstem Gesicht betritt. Dieser Gesichtsausdruck kann bereits, Mühlen Achs folgend,
durch seine Ausdruckslosigkeit |148| als ein typisch männlicher Gesichtsausdruck gelesen werden (vgl. Mühlen Achs 1998: 80). Verbinden wir diese Erkenntnis mit
Kaplans weiter oben zitierter Aussage, dass die Frau nur Träger des Gaze sein kann, wenn sie eine männliche Position einnimmt
(vgl. Kaplan 2000: 129), so unterstreicht dieser erste Screenshot bereits die Theorie, dass Buffy nur eine Machtposition einnehmen
kann, wenn sie männliche Eigenschaften annimmt. Andererseits wäre ein lächelnder Gesichtsausdruck dieser Szene nicht angemessen
und würde ebenso in ein weibliches Stereotyp verfallen und damit nur die angebliche Unterschiedlichkeit der Geschlechter weiter
fortschreiben.
Abbildung 1: Videostills aus »Buffy«, 3x04 – Beauty and the Beasts
(Quelle: DVD 3. Staffel, Twentieth Century Fox Home
)
Die Architektur des Hauses liegt jenseits jeglicher Einrichtungsnormen und changiert zwischen postmoderner, sakraler und mittelalterlicher
Architektur. Durch die Fremdartigkeit des Hauses und den Verweis auf eine vergangene |149| Epoche wird bereits die Möglichkeit einer Geschlechterdarstellung jenseits der »gesellschaftlichen Norm« eröffnet. 7
Angel ist, wie in der nächsten Einstellung zu sehen, die durch eine Totale etabliert wird, in Ketten, kauert auf den Knien
und blickt zu Boden. Vergleicht man den Haut/Kleidungs-Koeffizienten der beiden Protagonisten, so stellt man fest, dass Angel
viel nackte Haut zeigt, während Buffy mit einer am Hals endenden Bluse und einer braunen Retrolederjacke nur sehr wenig von
Ihrer Haut preisgibt. Durch die Sexualisierung von entblößter Haut ist es hier der Mann, der durch die partielle Nacktheit
zum Objekt eines sexualisierten Blickes werden kann.
Selbstverständlich ist auch die Körperlichkeit der präsentierten Charaktere von enormer Wichtigkeit. Angel erfüllt hierbei
das geschlechterstereotype Klischee, ein Mann müsse aus genetischen, hormonellen oder anderen biologischen Gründen muskulöser
sein als eine Frau. Dies ist aber, ebenso wie die Körpergröße, eine in der Gesellschaft nicht durchweg zutreffende Konstante,
da Muskeln als Kennzeichen für Männlichkeit auch durch ein geschlechtsspezifisches männliches Krafttraining zum Beispiel oder
durch andere äußere Einflüsse entstehen und dementsprechend innerhalb des Drangs das von Geburt an festgesetzte Geschlecht
zu performen, bewusst hervorgehoben werden. Eine Identifikation mit einem solchen Attribut kann den Mann für die ihm in der
Gesellschaft zugeordneten Aufgaben qualifizieren und begründet andererseits gleichzeitig den ungleichen gesellschaftlichen
Status der Frau und somit die spezifische Ordnung der Geschlechter (vgl. Mühlen Achs 1995: 20). Die für den Charakter Angel
kennzeichnende, eher massige Muskulösität unterstützt an sich schon eine Zuordnung in eine Heldenkategorie. Gegen eine solche
Verortung innerhalb der dargestellten Szenen sprechen jedoch der schlaffe gebeugte Körper, eine nicht im Geringsten sichtbare
Mimik und das Fehlen von Kommunikation, was ihn auf die Ebene eines »Es« transponiert. Um in einer solchen Szene als Held
konstruiert zu werden, müsste wenigstens eine Identifikation mit dem Zuschauer möglich sein, der sich erst durch ein leidendes
Gesicht beispielsweise oder durch Sprache in den Charakter hineinversetzen könnte.
|150| Ganz anders sieht es in der Serien-Narration aus, die hier in Bezug auf die Konstruktion des Helden Erwähnung finden soll.
Angel wurde zuvor von Buffy in eine Art von Hölle geschickt, in der die Zeit so langsam voranschritt, dass es ihm wie über
ein Jahrhundert vorkam und in der er verrückt wurde; in der vorangegangenen Episode wurde der Vampir wieder zurück in Buffys
Realität geschleudert. Dieses Handlungskonstrukt entspricht der fünften Phase von Campbells Monomythos, welche sich auf die
typische Konstruktion eines Helden bezieht. 8
Zusammenfassend lässt sich also in Bezug auf Angels Körper feststellen, dass er vom reinen Körperbau innerhalb der Serie als
Held angelegt ist; auch der Bezug zum Themenkomplex des gequälten Helden
Weitere Kostenlose Bücher