Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur
untersucht und ihr wird großes feministisches Potential nachgesagt
(vgl. Chandler 2003 sowie Fudge 1999 und Playdon 2001). Der Serie ist sogar ein eigenes wissenschaftliches |144| Journal 1 gewidmet, welches alleine 472 WissenschaftlerInnen nennt, die sich aktiv mit »Buffy« beschäftigen. Eine detaillierte Untersuchung
auf der Bildebene, die sich mit Blickhierarchien beschäftigt, lässt bis jetzt noch auf sich warten. Aus diesem Grund steht
eine rein visuelle Auswahl des Bildmaterials jenseits der Handlung, der Dialoge und von Episodenbeschreibungen – also ohne
das Heranziehen von irgendeiner Form von Text – am Anfang dieser Untersuchung. Durch das aufmerksame Sichten ohne Ton der
kompletten Serien »Buffy« und »Angel« 2 , die immerhin aus 254 Episoden bestehen, gelangt man zu den Stills, den Standbildern der Serie. Dabei soll sich der Fokus
im Folgenden auf die geschlechtsspezifische Visualisierung des
Gaze
beschränken. Besonders der
Gaze
, also der spähende, voyeuristische und sexualisierte Blick, eignet sich hervorragend, geschlechtsspezifische Machtgefälle
aufzuzeigen und grenzt sich dadurch vom
look
,
glance
,
glimpse
, vom
stare
,
view
,
sight
und vom
observe
,
watch
et cetera ab.
Einer bestimmten Auffassung der klassischen Filmwissenschaft folgend, ist der Mann alleine Träger des
Gaze
und drückt dadurch seine überlegene Machtposition gegenüber der Frau im visuellen Medium aus, indem er die weibliche Protagonistin
durch Sexualisierung zum Objekt des Blickes macht. Die Existenz eines
Male Gaze
soll hier keineswegs in Frage gestellt werden; es soll jedoch die Möglichkeit des weiblichen
Gaze
auf den Mann anhand von Bildbeispielen der zu untersuchenden Serie näher beleuchtet werden. Eine Umkehr einer solchen Blickrichtung
– der sexualisierte Blick von der weiblichen Protagonistin auf den männlichen Charakter – würde also die Möglichkeit alternativer
Bilder bieten und somit auch die Möglichkeit einer gesellschaftlichen Veränderung durch das popkulturelle Medium der TV-Serie
eröffnen können.
Laura Mulveys Theorie des »gegenderten Gaze« ist nur eine von zahlreichen Theorien des Blicks: neben diesem Genderdiskurs
gibt es zwei weitere wichtige Hauptdiskursgruppen, welche sich mit dem Blick beschäftigen; den psychoanalytischen Diskurs,
der sich zum Beispiel mit der Konstruktion des Selbst oder dem Gaze als »Object Petit a« (Lacan 1978) beschäftigt, und schließlich
den Positionsdiskurs, der das »Suture« (Oudart 1977) untersucht und somit fragt, wie dargestellte Blicke den Betrachter innerhalb
eines Films oder Bildes situieren. Eine Übersicht über die grundlegenden Disziplinen gibt Margaret Olin in ihrem Aufsatz
Gaze
(1996).
|145| Die diskursive Basis für die Beobachtung einer geschlechterspezifischen Machtasymmetrie des Blickes innerhalb des Themenkomplexes
des Films legte Laura Mulvey mit ihrem Aufsatz
Visual Pleasure and Narrative Cinema
(1989). Der von ihr beschriebene und innerhalb des filmischen Genderdiskurses immer noch oft zitierte
Male Gaze
– vom Mann auf die Frau – sei in seiner Struktur, Mulvey folgend, nicht in einen auf den Mann gerichteten
Female Gaze
konvertibel, denn »the male figure cannot bear the burden of sexual objectification. Man is reluctant to gaze at his exhibitionist
like.« (ebd.: 20)
Mulvey nennt in ihrer Untersuchung drei Möglichkeiten des
Male Gaze
: der Blick des
Protagonisten
auf die Protagonistin, der des
männlichen Zuschauers
durch die Identifikation mit dem Protagonisten auf die Protagonistin und schließlich der des
Kameramannes
auf die Protagonistin, der wiederum den Blick des Zuschauers führt (ebd.: 25).
Laura Mulvey stellt in Bezug auf den frühen Hollywoodfilm fest, dass die Frau als Sexualobjekt fixiert wird und als Darstellerin
nicht die geringste Wichtigkeit hat, außer den männlichen Helden zu inspirieren und ihn zum Handeln zu bewegen. Hinzu käme,
dass ihr Körper durch »Close-Ups« fragmentiert und damit objektifiziert würde (ebd.: 19f.). Der Zuschauer identifiziere sich
durch Spiegelung 3 mit dem männlichen Hauptdarsteller und projiziere seinen Blick in unbewusster Weise auf seinen Leinwandstellvertreter, der
ihm das Gefühl von Omnipotenz verleiht.
Die Asymmetrie des Blicks, bei der die weibliche Darstellerin immer Objekt des
Gaze
ist, wobei der Mann den aktiven Subjektstatus besitzt, begründet Mulvey psychoanalytisch, und zwar mit der Kastrationsangst.
Diese würde im
Weitere Kostenlose Bücher