Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur
Besonderes gilt (zumindest wenn nicht gleichzeitig mindestens
ebenso viele sexualisierte weibliche Körper präsentiert werden), jedoch der Penis nicht gezeigt werden darf, müssen an dessen
Stelle Phallusobjekte, die als Repräsentation für das männliche Geschlechtsorgan stehen, visualisiert werden. Neben der Pinzette,
die in eine Öffnung in Spikes Rücken eindringt und diesen somit feminisiert, und der Taschenlampe, ist natürlich auch der
Schokoriegel als ein Phallus zu bezeichnen, welcher Gratifikation durch Regression in eine frühere psychosexuelle Phase wie
die Orale herbeibeschwört und zugleich Anja sexualisiert und sie somit wiederum selbst zum Objekt des Zuschauerblickes macht.
Abschließend kann festgestellt werden, dass die Unterscheidung zwischen
Look
und
Gaze
besondere Aussagekraft entfalten kann. Während der
Look
zwar wichtig für die Darstellung einer Machtverschiebung sein kann, ist es jedoch erst der
Gaze
, welcher durch seine voyeuristische Aufladung eine Sexualisierung erzeugt. Innerhalb des kulturindustriellen Produktes der
TV-Serie gibt es also innerhalb der Blickhierarchien Strategien, welche die klassische männliche Dominanz zu verschieben vermögen
und somit als alternative Form von Bildern – den Blick auf den männlichen Körper – eröffnen. Dies sind jedoch nur kleine Modifikationen,
die nicht ohne eine Feminisierung des männlichen Charakters wie in der letztgenannten Sequenz oder einer sexualisierten Mimik
der Betrachtenden selbst wiederum eine Sexualisierung und damit eine Objektifizierung der weiblichen Darstellerin erzeugen.
Die Feststellung von Kaplan, dass es zwar einen »Female Gaze« gibt, die blickende Frau dabei jedoch die Rolle eines Mannes
annehmen muss (2000: 128f.), lässt sich bei dieser zweiten Bildanalyse nicht bestätigen. Anja ist die Trägerin des
Female Gaze
und bleibt dennoch in dieser Szene mit typischen weiblichen Attributen versehen: Eine Maskulinisierung ist nicht festzustellen.
Es ist jedoch festzustellen, dass Spike in dieser Szene feminisiert wird. Ob dies auf seinen Status als Vampir und damit als
Kennzeichnung als
Anderer
zurückzuführen ist, gilt es in einem größeren Kontext noch zu untersuchen. Der männliche Charakter jedoch kann teilweise mit |155| weiblichen Eigenschaften ausgestattet werden, wie in der zweiten Sequenz erkennbar oder kann, wie in der ersten Sequenz, zu
einem de-subjektivierten »Es« werden. Gleichzeitig besteht in der TV-Serie »Buffy« die Möglichkeit, dass die weibliche Darstellerin
Träger des
Gaze
ist. Das Resultat ist eine partielle Dekonstruktion von einseitigen geschlechtlichen Stereotypen und des
gegenderten Gaze
.
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