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Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Titel: Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Richard , Alexander Ruhl
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Objektposition, trotz des scheinbaren Spiels mit der Macht. Eine Identifikation mit dem teils als Helden visualisierten
     Angel schlägt in dieser Szene aus Mangel an Identifikationsmöglichkeiten fehl. Sein verhältnismäßig weniger bekleideter Körper
     jedoch bildet sowohl eine Projektionsfläche für den sexuellen Blick, als auch die Möglichkeit für eine Spiegelung des Zuschauers
     und bleibt durch seinen muskulösen Körperbau in einer klassisch männlichen Position fixiert.
    Wie aus dieser Szene deutlich wird, vermag die Serie »Buffy« Geschlecht durch die Verwischung und Doppelbesetzung von Geschlechterstereotypen
     zu einem Teil zu dekonstruieren und den Blick von der Bindung an ein Geschlecht zu befreien, was zu einer Fluktuation von
     Geschlechts- und Machtpositionen führen kann, während andere Geschlechterstereotypen, wie der muskulöse männliche Körper und
     zum Teil auch seine Konstruktion als Held, aufrechterhalten werden.
    Allerdings stellt sich anhand der untersuchten Szene die Frage, ob der vor Gegenblicken geschützte Blick Buffys bereits ausreicht,
     um ihn als
Gaze
zu titulieren. Der ernste und später verwunderte Blick Buffys besitzt nur einen geringen voyeuristischen Anteil und widersetzt
     sich einer erotischen Konnotation, die für den
Gaze
als unabdingbar gilt und diesen von einem einfachen
Look
unterscheiden soll. Diese wichtige Unterscheidung wird von Mulvey nicht vorgenommen, die diese beiden Begriffe recht undifferenziert
     verwendet. Betrachtet man jedoch die von Mulvey erwähnten drei Blickmöglichkeiten, so bleibt zumindest der
Gaze
der Kamera, die dem Zuschauer die Möglichkeit eines sexualisierten und voyeuristischen Blickens ermöglicht.
    Um zu verdeutlichen, was den
Gaze
ausmacht und ihn vom
Look
trennt, soll ein weiteres Beispiel der Serie (Buffy – 4x13 – The I in Team) diesmal mit dem Charakter Spike, untersucht werden.
     Von der Ikonologie, her lehnt sich die Szenerie an die typische Darstellungsweise einer »Alien-Autopsie« an. Im Zentrum der
     Szene und des ersten Bildes steht Spike, der, wie aus anderen Einstellungen hervorgeht, nur mit einer Hose bekleidet ist.
     Alle anderen Charaktere betrachten seinen entblößten Rücken, während sich der männliche Charakter in dieser Position als
Blick-Opfer
nicht wohlzufühlen scheint. Des Weiteren wird er dem Zuschauer mithilfe der durch das Weitwinkelobjektiv entstehenden surrealen
     Perspektive, die |153| auch typisch für die Darstellung einer Alien-Obduktion ist, frontal und
nah
präsentiert. Wie bereits bei der letzten Analyse beschrieben, deutet ein solch fremdartiges Setting die Möglichkeit einer
     Abweichung von der klassischen Geschlechterdarstellung bereits an.
    Abbildung 2: Videostills aus »Buffy«, 4x13 – The I in Team
    (Quelle: DVD 4. Staffel, Twentieth Century Fox Home
)
    Die zweite Einstellung zeigt den Blick Anjas, die den Männerrücken mit einer Taschenlampe genauer untersucht. Die Art ihres
     Blickes ist voyeuristisch und lustvoll, was an den leicht geöffneten Lippen, an der rechten erhobenen Braue und an der Intensivität
     ihres Blickes zu erkennen ist, und entspricht somit einem
Gaze
. Hierbei ist festzustellen, dass nicht nur der nackte Männerrücken zu einem Objekt des sexuellen Blickes wird, sondern sich
     auch die Blickende selbst durch ihren erotisch konnotierten Blick zu einem sexuellen Objekt des Zuschauerblicks macht.
    Die nächste Einstellung zeigt das Eindringen einer Pinzette in eine bereits vorhandene Öffnung auf dem Rücken des Männerkörpers
     und ein wenig Blut. Der Körper wird dabei durch die Einstellung eines Close-Ups fragmentiert, wobei der visuell-aggressive
     Akt des (An)Schnitts des Rückens diesen vom Körper loslöst und das Gezeigte als Objekt darstellt. Dieser Effekt wird noch
     durch die Pinzette in der Funktion eines Phallus, welche in ein Loch in Spikes Rücken eindringt, verstärkt. Hier findet sich
     der von Mulvey aufgezeigte »voyeuristische Sadismus« (es entsteht die Figur |154| : Blick – Pinzette im Rücken, Blut, Anschnitt) und die »fetischisierende Skopophilie« (die Figur: Blick – Fragmentierung durch
     Close-Up).
    Die letzte Einstellung zeigt, wie Anja zur synergetischen Verstärkung des Lusterlebnisses in einen Schokoriegel beißt, während
     ihr Blick nicht vom geöffneten Männerkörper abzubringen ist. Da, wie bereits dargelegt, eine wiederholte partielle Nacktheit
     von Männerkörpern innerhalb einer amerikanischen TV-Serie als etwas

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