Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur
Somit kann es nicht nur eine Männlichkeit als feststehende Entität geben,
sondern es kann von Männlichkeiten gesprochen werden, die auf verschiedenen Ebenen in Relation zueinander treten. Männlichkeit
ist keineswegs eine Zusammenstellung von Attributen die dem männlichen Subjekt von Geburt an inhärent sind, sondern eine Reihe
an Erwartungen, die gesellschaftlich angemessen scheinen und so vermittelt werden. Die hier anhand der Musikrichtung des Black
Metal beschriebene bildliche Inszenierung archaischer Männlichkeiten kontrastiert den zeitgenössischen Umgang mit Styles,
Subversivität und deren Widerstandspotenzial. Den Mikroabgrenzungen, der Suche nach Nischen und der Fluidität zeitgenössischer,
popkultureller Phänomene und Diskurse wird hier eine Form direkter widerständiger Opposition entgegengestellt, die ebenso
unzeitgemäß anmutet, wie archaische Männlichkeiten selbst. Das bildgewaltige Auftreten der Black Metal-Szene will nicht subversiv
unterwandern oder konterkarieren, sondern strebt ein apokalyptisches Moment an – als Negativ der Utopie einer popkulturellen
Verheißung – teils auf symbolischer Ebene, teils mit Realitätsbezug.
Allgemein kann gesagt werden, dass (Medien-)Bilder keine Abbilder sind und Bedeutung durch Repräsentation erzeugt wird. Diese
medial dargestellten und erzeugten Stereotype von Männlichkeiten reflektieren keine |170| bestehende Realität, auch keine längst vergangene, jedoch eignen sie sich besonders, Ideale zu festigen und diese auch »über
den Ablauf ihres gesellschaftlichen Haltbarkeitslimits hinaus zu konservieren« (Mühlen Achs 1998: 15). Der Begriff
gender
impliziert eine kulturelle Codierung des Geschlechts, welche weitgehend medial bedingt ist. Somit ist die symbolische Ordnung
nicht von den medialen Bedingungen und ihrer Entstehung zu trennen. Im Web 2.0 steht die Kommunikation über Bilder im Vordergrund
(vgl. Richard/Grünwald 2008). Die Kraft visueller Medien als Vorbildproduzenten und Stereotypenkonservierer, begründet sich
darüber, dass die Botschaften nicht über den abstrakten Modus der verbalen Sprache in Form von Konzepten vermittelt werden,
sondern über den Modus der repräsentativen Symbolik kommunizieren und somit unmittelbarer aufgenommen werden können. Somit
bieten visuelle Medien das ideale Instrumentarium zur Konstruktion und Kommunikation von Mythen (vgl. Mühlen Achs 1998: 37).
Das Bild kann der Festigung tradierter Rollenmuster dienen, sie aber auch brechen. Die Visualisierung von (Stereo-)Typen und
Stilen muss der Struktur des jeweiligen Mediums und der jeweiligen Plattform angepasst werden. Neben dieser Medienadäquanz
(vgl. Richard 2008) muss beachtet werden, dass Bilder, die in verschiedenen Medien repräsentiert sind, auch unter Berücksichtigung
der jeweiligen Medienstruktur, als
shifting image
(vgl. Richard 2003) analysiert werden. Es gilt herauszufinden, ob sich Brüche ausmachen lassen, wie sie sichtbar gemacht werden
und ob sie letztendlich eine Alternative zu tradierten Männlichkeiten und Rollenstereotypen bieten, oder ob eine Hypermaskulinität
wie die archaischer Männlichkeiten eine Form von rückgewandter Avantgarde darstellt.
Raum für Bildidentitäten
MySpace ist ein soziales Netzwerk im Web 2.0, bei dem Nutzerprofile mit Fotos, Videos, Audio und Blogs kostenlos eingerichtet
werden können, und das sich über Werbung finanziert. Es gibt zwei Arten von Profilen auf MySpace: das Personen-Profil und
das Musik-Profil, da MySpace ursprünglich als Kommunikationsplattform für Musiker gedacht war. Das Musik-Profil einer bestimmten
Band muss nicht zwingend von der Band selbst stammen. Auch Fans können ein Profil ihrer Lieblingsband erstellen. Somit können
Bands über diverse Profile auf MySpace in Erscheinung treten. |171| Vom MySpace-Profil kann die Webseite der Band verlinkt werden. Die Verortung innerhalb einer Szene, egal ob bei Personen-
oder Musik-Profilen, wird, neben Angaben über persönliche Vorlieben oder Musikreferenzen, durch die
friends list
vereinfacht. Die
top friends
erscheinen auf der Profil-Seite und bieten dem Rezipienten so die Möglichkeit, beispielsweise neue Bands oder Privatpersonen
kennen zu lernen, die ähnliche Interessen aufweisen.
Die Bildanalyse bezogen auf Männlichkeit ist auf MySpace diffiziler als auf anderen Plattformen des Web 2.0 wie Flickr (vgl.
Richard/Grünwald/ Ruhl 2008) oder YouTube (vgl. Richard/Grünwald 2008).
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