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Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Titel: Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Richard , Alexander Ruhl
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Marketing- und Kommunikations-Tool
     unterstreicht. Die Bandwebseite unterscheidet sich in Gestaltung und Aufbau stark vom MySpace-Profil, |174| was unter anderem damit zusammenhängt, dass MySpace fast ausschließlich auf der Profilebene stattfindet (abgesehen von untergeordneten
     Seiten mit Bildern, Videos oder Blogs), während Webseiten gerade mit verschiedenen Ebenen und komplexeren Strukturen arbeiten
     können. Beide beschriebenen MySpace-Profile und die dargestellten Musiker weisen die Black Metal-typischen Insignien auf:
Corpse paint
, ernster Gesichtsausdruck, Dunkelheit/Naturbezug geben einer dämonisch wirkenden, archaischen Männlichkeit ihren Ausdruck.
    »Pure Fucking Armageddon!« 3 – Böse Männer im Web 2.0
    Es gibt Subversion in Stil und Ausdruck, durch Symbolwanderung, Neubesetzung sub-/jugendkultureller Symbole und der Aktualisierung
     eben dieser. Es ist eine Differenz zwischen Bedeutungs- und Darstellungsebene männlicher Darstellungen auszumachen. Bei der
     medialen Präsentation von Männertypen hingegen (zum Beispiel hypermaskulin versus metrosexuell) sind auf der Bedeutungs- und
     Handlungsebene starke Ähnlichkeiten festzustellen. Ein anderes Männerbild impliziert also nicht gleich eine andere Form des
     Umgangs mit Männlichkeit. Der
new man
4 , genauso wie Formen archaischer Männlichkeiten, stellt in Machtverhältnissen zwischen Mann und Frau, sowie Mann und Mann
     oft gleiche, eher traditionelle Rollenverteilungen dar. Ein Justin Timberlake beispielsweise setzt seine männlich-sexuelle
     Kraft genauso ein, wie ein 50 Cent (dieses funktioniert sogar innerhalb des gleichen Musikvideos). 5 Es unterscheiden sich aber die Stile, die damit einhergehende Körperlichkeit und die Verortung im Raum. Im |175| genannten Clip zeigt sich auch die Auflösung der Dichotomie Pop/Rock (wenn Hip-Hop, in diesem Fall, aufgrund der Wichtigkeit
     von Authentizität und
realness
, der Definition von Rock zugeordnet werden kann). Die Dekonstruktion dieser Dichotomien hat zugleich aber auch Auswirkungen
     auf die Bedeutung von Männlichkeit und umgekehrt.
    Es stellt sich die Frage, ob es eine abseitige/subversive Form von Männlichkeit gibt. Ist sie überhaupt möglich oder gibt
     es, gerade innerhalb einer weißen, männlichen, heterosexuellen Matrix, gar nicht die Möglichkeit, beziehungsweise das Verlangen
     zur Subversion? Ein erster Schritt wäre es, Varianten des Üblichen über die Selbstverobjektivierung im Bild sichtbar zu machen.
     Also zu analysieren, wie sich Männlichkeiten zeigen und wie sie, im jeweiligen Medium und mit der ihm inhärenten Medienstruktur,
     verbildlicht werden.
    Destroy the Subliminal! – Subkultureller Elitismus
    Was subversiv ist, bestimmt der Standpunkt. Bezogen auf das angestrebte Ideal des
new man
ist der Archetyp das abseitige Gegenmodell. Bezogen auf ein traditionelles, konservatives Geschlechterverständnis ist er überzeichneter
     Konsens, ohne Parodie zu sein. Archaische Männlichkeiten, wie sie im Black Metal auszumachen sind, verweigern sich dem Mainstream
     in doppelter Hinsicht, weil eine Hypermaskulinität präsentiert wird, die traditionelle Rollenstereotypen erfüllt sowie ironiefrei
     überzeichnet. Und weil die Ikonografie, der sich bedient wird, einen Mix aus vermeintlich bösen Phänomenen präsentiert sowie
     eine »Umwertung aller Werte« (Nietzsche 1986: 126) propagiert. Somit entsprechen diese Formen von Männlichkeit weder einem
     aufgeklärt-kritischen noch einem konservativen Konsens.
    Ein männlicher Archetyp kann nur ideal/fiktiv – die idealisierte Projektionsfläche einer vormodernen Zeit – sein, weil Formen
     von Männlichkeit immer im Zeit- und Gesellschaftskontext gesehen werden müssen. Somit stellt der Archetyp ein längst nicht
     mehr vorhandenes Ideal dar, welches zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht bestehen könnte.
    |176|
    Abbildung 3: Rob Darken von der Band Graveland
    (Quelle: http://www.myspace.com/truegraveland, 03.06.2008)
    Es handelt sich um die »Erinnerung an eine Vergangenheit, die (so) nie Gegenwart war« (Ernst 2002: 11). 6 Gerade deshalb sind archetypische Männlichkeiten von Interesse, weil sie eine vormoderne,
klarere
Zeit repräsentieren, in der es vermeintlich klare Normen und Rollenverteilungen gab und die Hegemonie der Männlichkeit eine
     offensivere, kriegerische war. Ideal für diese fiktionale Vermännlichung des Selbst ist die Repräsentation über Bilder und
     im Web, weil hier die Möglichkeit besteht, sich zu

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