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Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur

Titel: Konsumguerilla - Widerstand gegen Massenkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Richard , Alexander Ruhl
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Antworten ist nicht allein im Netz heimisch. Zeitgenössische Kunst kann ebenfalls als Dialog verstanden
     werden, in dem KünstlerInnen auf die Arbeiten anderer Personen reagieren oder Vertreter-Innen sozialer Bewegungen beziehungsweise
     bestimmter Schulen sich mit ihren Äußerungen auf die Aktivitäten anderer Gruppen beziehen. So kann der Stil von Jasper Johns
     und anderen Popart-Künstlern als Response auf die abstrakten impressionistischen Kunstrichtungen verstanden werden oder auch
     Godard als Reaktion auf das narrative Hollywood-Kino und so weiter. Bei YouTube wäre also Godards Videoantwort eine Entgegnung
     auf das klassische Erzählkino Hollywoods, die Studios in Hollywood haben jedoch bislang nicht darauf reagiert. Dies zeigt,
     die Bezüge zwischen KünstlerInnen und Schulen bilden kaum echte Dialoge. Äußerungen produzieren zwar Entgegnungen, in den
     meisten Fällen bleibt es aber dabei. In den achtziger |203| Jahren beschleunigte sich der Austausch etwas, und die ersten Formen von Interaktivität wurden erprobt. Etwa in Musikvideos,
     in denen die Einflüsse aus Film und Fernsehen aufgegriffen wurden, ähnlich wie heute Computerspiele die narrativen Elemente
     des Kinos integrieren. Aber diese Austauschprozesse sind nicht vergleichbar mit der Kommunikation von Individuen, die über
     mediale Kanäle vernetzt sind. Denn damit können sich Personen spontan und unmittelbar ansprechen, in welcher medialen Äußerungsform
     auch immer. Sie wenden sich hier an andere Menschen und nicht in erster Linie an eher anonyme Akteure wie professionell agierende
     Produzenten oder Institutionen.
    Ist Kunst nach dem Web 2.0 noch möglich?
    Können professionell agierende KünstlerInnen, Video- und MedienkünstlerInnen eingeschlossen, aus der geschilderten explosionsartigen
     Vervielfältigung medialer Inhalte und ihrer steten Verfügbarkeit auf den Publikationsplattformen einen Nutzen ziehen? Bieten
     die Online-Umgebungen, bei denen auch eine Gebühr für die Inhalte erhoben werden kann, einen wertvollen Verbreitungskanal
     für ihre Arbeiten? Oder lässt die Welt der sozialen Netzwerke professionell geschaffene Kunst irrelevant werden, weil viele
     hundert Millionen UserInnen Bilder und Videos hoch- und herunterladen, die sich dann rapide zwischen verschiedenen Personengruppen,
     auf unterschiedlichen Geräten und in beliebigen Kontexten bewegen? Bisher haben zeitgenössische Künste immer erfolgreich die
     Herausforderungen neuer Techniken gemeistert. Wie werden sie die grundlegende Demokratisierung des gestalterischen Bereichs
     und den freien Zugang zu dieser Bühne verkraften?
    Einerseits ist diese Frage bedeutungslos, denn nie zuvor war es um die finanzielle Situation moderner Kunst so gut bestellt.
     Sie ist kein exzentrisches Interesse einiger weniger, sondern vielmehr eine Form der Massenkultur mit oft vergleichbarer Reichweite
     wie andere Massenmedien. Kunst ist sogar zu einem anerkannten Investitionsfeld geworden, in das daher viel Kapital fließt.
     Mit der Globalisierung und dem Aufstieg des Internets ist zugleich eine stete Zunahme der mit zeitgenössischer Kunst befassten
     Institutionen zu beobachten, und weltweit werden die in westlichen Nationen anerkannten Werte übernommen. So finden sich in
     Shanghai gleich drei |204| Museen für moderne Kunst sowie Ausstellungsflächen, die größenmäßig diejenigen in New York und London übertreffen, und Stararchitekten
     wie Frank Gehry und Zaha Hadid errichten Museen und Kulturzentren auf der Insel Saadiyat in Abu Dhabi.
    Im Netz der sozialen Medien führte das beispiellose Wachstum der Nutzerzahlen zu zahlreichen Innovationen, wobei die typischen
     Videotagebücher oder AMVs bei YouTube nicht die Speerspitze sein mögen. Sie zeigen jedoch, wie Medien demokratisiert und für
     größere Gruppen verfügbar werden, genau wie zuvor Film, Video, aber auch die computerisierte Grafik- und Textverarbeitung.
     Viele Projekte stehen nicht in Konkurrenz mit den großen kommerziellen Produkten, aber KünstlerInnen erkunden häufig Neuland,
     das zuvor nicht von den gängigen Inhabern symbolischen Kapitals gesichtet wurde.
    Wer unternimmt nun solche Anstrengungen? Dies sind sowohl Amateure,
prosumer
als auch
pro-ams
, meist junge Fachleute, Auszubildende oder StudentInnen. Der Aufstieg des Web als neues Universal-Kommunikationsmedium seit
     1990 bedeutet inzwischen in fast allen kulturellen Feldern, dass für Medienschaffende und Unternehmen, unabhängig von

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