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Kontaktversuche

Kontaktversuche

Titel: Kontaktversuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
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Gehilfin.
Vielleicht sicherte mir die leidenschaftliche Hingabe, mit der ich meine Bücher schrieb und die Leute dazu bringen wollte, an ihre Zukunft voller Wunder zu glauben, auch den Anfangserfolg. Ich werde gelesen, man lädt mich ständig zu Beratungen und Begegnungen ein, aber mit einer ärgerlichen Tatsache kann ich mich noch immer nicht abfinden: Meine seltsamen Leser sind bereit, auf der Stelle die unwahrscheinlichsten Phantastereien zu akzeptieren, aber wenn man ihnen eine so einfache Geschichte erzählt, halten sie einen fast für einen Lügner oder für geistesgestört. Deshalb habe ich beschlossen, diese Ereignisse, die sich vor ein paar Jahren zugetragen haben, an die Öffentlichkeit zu bringen. Mit dem vollen Risiko, einen angesehenen Professor der Psychiatrie, einen hohen Angestellten im Ministerium und den Direktor eines bekannten Instituts bloßzustellen. Selbst mit dem Risiko, mich selbst bloßzustellen.
Und meinen Lesern möchte ich mit den aufrichtigsten und schmerzlichsten Gefühlen zurufen: Glaubt mir, liebe – Leser, es hat fliegende Untertassen auch an unserem Himmel gegeben. Und es wird sie sicherlich wieder geben. Machen wir aus uns Menschen, die sie würdig empfangen. Damit wir sie nicht so billig verkaufen wie mein ehemaliger Freund, damit wir sie mit unserem Unglauben nicht vertreiben!
Atanas Petkow
Ein Freund
    Nein, so ganz klar ist das alles nicht, Kweti. Glaub mir das um des banalsten Arguments willen, das wir Alten haben – unserer Lebenserfahrung. Ich will dir eine Begebenheit aus meinem Leben erzählen. Aus der Zeit, da ich so alt war wie du jetzt. Damals hatte ich einen Freund. Einen Freund aus der Kindheit, nicht so einen wie dein Sohn… Nun sei nicht gleich eingeschnappt! Öffne lieber mal die Wand ins Tal hinaus… So… Die Landschaft brauche ich – wie soll ich’s dir sagen – als Anhaltspunkt. Vielleicht, weil die Begebenheit, von der ich dir erzählen will, sich im Kosmos abgespielt hat. Setz dich doch bitte, im Stehen hört es sich nicht gut zu. Du mußt wissen, daß du seit fünfzehn Jahren der erste Mensch bist, dem ich davon erzähle – außer der Kosmopsychologischen Kommission natürlich. Denn für mich ist das eine jener schrecklichen Erinnerungen, zu denen man nur selten zurückkehrt und die zu persönlich sind, um für viele Ohren bestimmt zu sein. Auch jetzt, da ich mir wieder alles ins Gedächtnis rufe, fühle ich mich beinahe ebenso unsicher und ratlos wie damals.
    Es war mir gelungen, ein Alter von fünfundzwanzig Jahren zu erreichen und in, diesen fünfundzwanzig Jahren allerlei zuwege zu bringen: die Astroschule zu absolvieren, Renata zu heiraten und zusammen mit meinem besten Freund die Arbeit in einer selenographischen Station aufzunehmen. Damals war gerade der Große Hohlraum unter der Mondrinde entdeckt worden, und unsere stenographische Station sammelte mit Hilfe von Maulwurf-Kybern, die unter der Mondrinde im Einsatz waren, Informationen. Du erinnerst dich wahrscheinlich nicht mehr an diese Stationen, weil sie wenige Jahre später bereits außer Gebrauch kamen. So eine Station bestand aus einer Kuppel, die von einer hermetisch abgeschlossenen Trennwand in zwei Hälften geteilt wurde. In der einen Hälfte befand sich unser Wohnraum, in der anderen das Informarium. Den größten Teil des Informariums nahm der Gedächtnisautomat ein. Damals nannte man diese Dinger noch Computer. Das war ein mächtiger Apparat mit keiner geringeren Kapazität als das menschliche Gehirn, was für jene Zeit schon eine Menge bedeutete. Vor dem Erscheinen von Kowalskis Arbeiten über die Maschinenpsychologie glaubte man noch, so ein Computer könne zum Bewußtsein seiner selbst gelangen, wenn man ihm alle Stufen der Denkfreiheit einräume. Darum verwendeten wir ihn nur als Gedächtnisstütze für das Gehirn. Man setzte sich einen Helm auf, und das eigene Gedächtnis wurde durch Rückkopplung mit dem gigantischen Computergedächtnis verbunden. So blieb der wichtigste Teil der Denkarbeit dem Gehirn überlassen, das allerdings über die unerschöpflichen und ständig wachsenden Informationen des Computers verfügte.
    Es war um die Mitte der Mondnacht, und wir beide befanden uns gerade in der Kuppel. Ronni – so hieß mein Freund – hockte im Informarium und assimilierte die neuen Daten, die die Maulwurf-Kyber übermittelt hatten. Ich machte mir in seiner Nähe zu schaffen, ging aber hinaus, als ich begriff, daß ich nur störte. Mir fiel ein, daß letztens das

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