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Kontrollverlust - Kontrollverlust

Kontrollverlust - Kontrollverlust

Titel: Kontrollverlust - Kontrollverlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gude
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wurden die Dateien über diese Lafette in der Nacht gelöscht, in der Brecker sie abholte, und warum ist der Schlosser in dieser Nacht gestorben? Ach ja – und was hat Brecker vor mit dieser Waffe?«
    »Was heißt hier Breckers Auftrag? Welcher Auftrag? Und wieso ›Lafette‹?«
    »Ich habe die Zeichnungen verglichen, die Dimensionierung und die Anschlussdetails passen perfekt. Der Maschinenbau-Professor an der TU hatte recht. Brecker hat sich von dem Schlosser eine drehbare Lafette für die Gatling bauen lassen. Kein Zweifel.«
    Rünz dachte fieberhaft nach. Es musste eine harmlose Erklärung geben, schließlich hatte Brecker keine Munition für dieses Monster. Kaliber 30 Millimeter konnte man ja nicht bei Frankonia in der Adelungstraße kaufen. Nur eine einzige Erklärung schien dem Kommissar plausibel und beruhigend: Brecker wollte zum fünfzigsten Vereinsjubiläum die Kameraden vom Schützenverein am Böllenfalltor mit einem Denkmal überraschen – eine Ehrfurcht gebietende, selbst konstruierte Miniflak. Ruhm und Ehre waren ihm sicher; er würde sich mit seiner Gatling in die Annalen der Vereinsgeschichte einschreiben.
    »Was auch immer«, seufzte der Kommissar erleichtert. »So eine Waffe kann man vielleicht tarnen, aber nicht die Munition dafür. Weder er noch die beiden Amerikaner konnten das Risiko eingehen, scharfe 30-Millimeter-Munition auf dem Postweg über den großen Teich zu schicken. Brecker hat keine Munition für die Gatling, kann damit also keinen Unsinn anstellen. Wo hat er die Waffe denn hingebracht?«
    »Wahrscheinlich in seine Doppelgarage am Messplatz. Die Behrens hat einen Durchsuchungsbeschluss erwirkt, wir könnten sofort …«
    »Ganz langsam«, bremste Rünz. Wedel trommelte nervös mit den Fingerkuppen auf der Tischplatte. Er schien es gar nicht abwarten zu können, einen Kollegen festzusetzen.
    »Weißt du, ob dein Schwager einen Verwandten oder Bekannten in Remscheid hat?«, fragte er.
    »Hat er mir nie von erzählt. Wieso die Frage?«
    »Er hatte in den letzten vier Wochen rund ein Dutzend Telefonate mit einem siebenundsiebzigjährigen Rentner, der dort im Stadtteil Hasten lebt. Wir haben leider keine Mitschnitte, nur Ruflisten des Mobilfunkanbieters …«
    »Sind jetzt alle durchgeknallt? Haben die Behrens und Hoven jetzt Paranoia? Habt ihr auch schon Stuhl- und Urinproben von Brecker untersucht?«
    Wedel reagierte nicht auf die Vorwürfe, er schaute ernst und bedeutungsschwanger drein. »Ich würde das nicht auf die leichte Schulter nehmen, Karl. Gib einfach mal ›Remscheid‹ und ›Stockder Straße‹ in Google ein. Da wohnt dieser Alte.«

     

     

     

     

26

    Heinerfest war Pflichtprogramm. Klar, er arbeitete an einem internationalen Bestseller und hatte provinzielles Lokalkolorit eigentlich überhaupt nicht nötig, aber warum nicht die Chance nutzen, dem weltweiten Lesepublikum ein Stück südhessisches Brauchtum zu vermitteln? Also ran an die Tasten.

     
    Delgado war in der Nähe. Vince Stark spürte es. Er würde zuschlagen, hier und heute, auf dem Heinerfest. Menschen würden sterben, wenn Stark ihn nicht rechtzeitig aus dem Verkehr zog. Und diesmal – da gab es keinen Zweifel – ging es Delgado nicht nur um Geld und Macht. Es ging ihm darum, Vince Stark zu erniedrigen. Seinen stärksten Widersacher in der Öffentlichkeit zu demütigen. Und weil Delgado den großen Auftritt und die Bühne liebte, würde er den Darmstädtern auf dem Heinerfest eine erste Kostprobe seiner Macht geben, so viel war sicher.

    Das gesamte Field Operations Team der CTU Südhessen war im Einsatz, jeder befand sich auf Position und wartete auf Starks Kommando. Will Weedle stand am Salm-Imbissstand neben dem Weißen Turm hinter dem Tresen und verkaufte undercover Nierengulasch und Pommes rot-weiß, den Blick unablässig über die Menge schweifend auf der Suche nach Delgados Schergen. Toni Alceida stand im King-Kong-Kostüm hoch oben auf dem Gerüst der Geisterbahn in der Landgraf-Georg-Straße, den Feldstecher im Anschlag, und Bill Hoover überwachte den ganzen Einsatz aus einer der Riesenradgondeln auf dem Marktplatz, die sie zu einem provisorischen Einsatzzentrum umgebaut hatten.

    Sie hatten einen verwanzten Maulwurf in Delgados Leibwächtertruppe eingeschleust. Vince Stark checkte den Motion Tracker auf dem Display seines Blackberrys – kein Signal. Entweder ihr V-Mann hatte kalte Füße bekommen und den Sender in den nächsten Gulli geworfen, oder Delgado hatte ihn enttarnt und mit

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