Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 1

Kopernikus 1

Titel: Kopernikus 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
Vom Netzwerk:
Humor.
    „Comarre ist für mich die Wirklichkeit. Die Welt hat mir nie etwas geschenkt, warum also sollte ich in sie zurückkehren wollen? Hier habe ich Frieden gefunden, und mehr brauche ich nicht.“
    Plötzlich drehte sich Peyton um und ging. Hinter sich hörte er den Träumer mit einem zufriedenen Seufzen zurücksinken. Er wußte, wann er geschlagen war. Und er wußte jetzt auch, warum er die anderen hatte wiederbeleben wollen.
    Es war nicht aus Pflichtgefühl geschehen, sondern aus seinen eigenen, selbstsüchtigen Gründen. Er hatte sich selbst davon überzeugen wollen, daß Comarre etwas Böses war. Jetzt wußte er, daß das nicht der Fall war. Es würde immer einige geben, selbst in Utopia, für die die Welt nichts zu bieten hatte außer Kummer und Enttäuschungen.
    Im Verlauf der Zeit würden es weniger und weniger werden. Im dunklen Zeitalter vor tausend Jahren waren die meisten Menschen Außenseiter der einen oder anderen Art gewesen. Wie großartig die Zukunft der Welt auch sein mochte, es würde immer einige Tragödien geben – und sollte man Comarre verurteilen, weil es ihnen die einzige Hoffnung auf Frieden bot?
    Er würde keine Experimente mehr anstellen. Sein eigener robuster Glaube und sein Vertrauen waren stark erschüttert worden. Und die Träumer Comarres würden ihm seine Bemühungen nicht zu danken wissen.
    Er wandte sich wiederum dem Ingenieur zu. Das Verlangen, die Stadt zu verlassen, war in ihm in den letzten paar Minuten sehr mächtig geworden, aber das Wichtigste lag noch immer vor ihm. Wie gewöhnlich kam ihm der Roboter zuvor.
    „Ich habe das Gewünschte“, sagte er. „Folgen Sie mir bitte.“
    Er führte ihn nicht, wie es Peyton beinahe erwartet hätte, zu den Maschinenetagen mit ihren Irrgärten von Schalteinrichtungen zurück. Als die Fahrt vorbei war, befanden sie sich weiter oben, als Peyton je zuvor gewesen war. Sie standen in einem kleinen, runden Zimmer.
    Es gab keine Fenster, es sei denn, die seltsamen Platten, die in die Wände eingelassen waren, konnten auf geheime Weise durchsichtig gemacht werden.
    Es handelte sich um ein Arbeitszimmer, und Peyton sah sich ehrfürchtig um, denn er erkannte, wer hier vor vielen Jahrhunderten gearbeitet hatte. Die Wandregale waren mit uralten Lehrbüchern angefüllt, die seit fünfhundert Jahren nicht mehr berührt worden waren. Auf einer Zeichentafel an der Wand war sogar noch ein halbfertiger Schaltkreis abgebildet.
    „Es schaut beinahe so aus, als sei er unterbrochen worden“, meinte Peyton halb zu sich selbst.
    „Das stimmt“, antwortete der Roboter.
    „Was heißt das? Hat er sich nicht den anderen angeschlossen, sobald er euch fertiggestellt hatte?“
    Es fiel schwer zu glauben, daß hinter der Antwort überhaupt keine Empfindung steckte, aber die Worte wurden in dem gleichen leidenschaftslosen Tonfall gesprochen wie alles, was der Roboter gesagt hatte.
    „Als er uns fertiggestellt hatte, war Thordarsen noch immer nicht zufrieden. Er war nicht wie die anderen. Er sprach zu uns oft davon, daß er sein Glück in der Erbauung Comarres gefunden hatte. Immer wieder erwähnte er, daß er sich den übrigen anschließen werde, aber immer gab es eine letzte Verbesserung, die er noch anbringen wollte. So ging es weiter, bis wir ihn eines Tages hier in diesem Zimmer liegend fanden. Er hatte aufgehört. Das Wort dafür, das ich in Ihren Gedanken lese, ist ‚Tod’, aber mir fehlt dafür der Begriff.“
    Peyton schwieg. Es schien ihm, als sei das Ende des großen Wissenschaftlers nicht unwürdig gewesen. Die Verbitterung, die sein Leben überschattet hatte, war zu guter Letzt von ihm gewichen. Er hatte die Freude des Schaffens erlebt. Von all den Künstlern, die nach Comarre gekommen waren, war er der größte.
    Der Roboter glitt lautlos auf einen stählernen Schreibtisch zu, und einer der Tentakel verschwand in einer Schublade. Er kam mit einem in Metalldeckeln gebundenen dicken Band hervor. Wortlos reichte er Peyton das Buch, der es mit zitternden Händen aufschlug. Es enthielt mehrere tausend Seiten eines dünnen, äußerst widerstandsfähigen Materials.
    Auf dem Vorsatzblatt standen in kühner, fester Handschrift die Worte:
     
    Rolf Thordarsen
    Bemerkungen zur Subelektronik
    Begonnen: 2. Tag, 13. Monat, 2598
     
    Darunter stand noch mehr geschrieben, schwer zu entziffern und anscheinend in höchster Eile hingekritzelt. Beim Lesen verstand Peyton mit der Plötzlichkeit der Morgendämmerung am Äquator endlich alles.
     
    „An den Leser

Weitere Kostenlose Bücher