Kopernikus 2
das Herz der menschlichen Zivilisation geführt, mit gleichmäßiger Unterlichtgeschwindigkeit, auf dem Wege zu den Grenzen unserer Galaxis und darüber hinaus, in die gähnende Leere und Dunkelheit zwischen den Galaxien. Ganz phantastisch, Royd, ganz phantastisch.“
„In der Tat“, pflichtete ihm Royd bei.
Karoly d’Branin setzte seine Schokoladentasse nieder und wandte sich hektisch Royds Projektion zu, aber seine Hand stieß in leere Luft, als sie Royds Unterarm umklammern wollte. Für einen Augenblick wirkte Karoly verwirrt, dann lachte er über sich selbst.
„Oje, meine Volcryn. Royd, ich klinke noch völlig aus. Ich bin jetzt hart am Ball. Zwölf Jahre habe ich mich perm a nent mit ihnen beschäftigt, und nur noch einen Monat – dann hab ich sie endlich. Und dann, dann, wenn ich mich dann nur mit ihnen verständigen kann, wenn unsere Wissenschaf t ler nur an sie herankommen, dann werde ich endlich auch wissen, was der Grund für ihr Verhalten ist.“
Die Projektion des Kapitän Royd Eris lächelte ihm zu und blickte ihn dabei mit ruhigen Augen an – Augen, die nichts sehen konnten.
Auf einem Sternenschiff werden die Passagiere nach nicht allzulanger Zeit unruhig, bei einem so kleinen Schiff wie der Nachtfee bedurfte es keiner zwei Wochen. Nach knapp vie r zehn Tagen begannen wilde Spekulationen, die Royd natü r lich alle mitbekam.
„Wer ist dieser Royd Eris denn nun wirklich?“ maulte der Xenobiologe , als er eines Nachts mit drei anderen Passagi e ren beim Kartenspiel saß. „Warum kommt er niemals aus seinem Loch heraus? Warum schottet er sich von uns and e ren ab?“
„Frag ihn doch einfach“, schlug ihm der Linguist vor.
Keiner tat es.
Wenn er sich nicht mit Karoly d’Branin unterhielt, beobac h tete Royd Melantha Jhirl. Sie war einfach eine Augenweide: jung, gesund, attraktiv aussehend, besaß sie eine Ausstra h lung, die keiner der übrigen Passagiere übertraf. Sie stach einfach unter ihnen hervor, überragte den Rest fast um Haupteslänge, ein langbeiniges und vollbusiges Geschöpf, kräftig gebaut, aber zugleich muskulös, mit glänzender kohlpechrabenschwarzer Haut. Auch ihre körperlichen und geistigen Bedürfnisse konnten sich sehen lassen: Sie ve r drückte doppelt soviel wie der stärkste Esser an Bord, kon n te einen Stiefel vertragen, ohne jemals auch nur einen ang e trunkenen Eindruck zu machen und war täglich über viele Stunden hinweg mit ihrer Arbeit beschäftigt.
Am Ende der dritten Woche hatte sie bereits mit allen vier Männern an Bord geschlafen und zwei der Frauen verführt. Sogar im Bett war sie immer aktiv und erschöpfte nahezu alle ihre Partner. Royd beobachtete sie nahezu ständig bei allen ihren Aktivitäten und fühlte sein Interesse ständig wachsen.
„Ich bin ein veredeltes Modell“, meinte sie eines Tages zu ihm, als sie gerade am Barren turnte, ihre nackte Haut mit winzigen Schweißperlen bedeckt. Ihr langes schwarzes Haar hatte sie zu einem praktischen Knoten zusammengebunden.
„Veredelt?“ fragte Royd verblüfft. Aus technischen Gründen war es ihm nicht möglich, seine Projektion in den Frachtraum zu senden, in dem Melantha ihre Sportgeräte aufgebaut hatte, aber Melantha hatte ihn aufgefordert, sich mit ihr über den Kommunikator zu unterhalten, während sie ihre Übungen absolvierte, und er war diesem Wunsch nur zu gern nachgekommen. Was sie nicht wußte, war, daß er sie ohnehin beobachtet hätte.
Sie hielt mitten in einer Übung am Gerät inne, ohne auch nur die Spur einer Anstrengung zu zeigen – mühelos ve r harrte sie im Handstand. „Ich bin verändert worden, Kap i tän“, plauderte sie munter. Sie hatte sich diese Anrede a n gewöhnt. „Ich wurde auf Prometheus in die dortige Elite hineingeboren. Hinzu kommt, daß meine beiden Elternteile genetische Wunderwerke darstellen, von daher kann man mich wohl als veredelt bezeichnen. Ich benötige doppelt soviel Energie wie Sie, Kapitän, und verbrauche die zug e führten Mengen vollständig. Ich verfüge über einen le i stungsfähigeren Kreislauf, einen stärkeren und dauerhafteren Körper, und meine Lebenserwartung übertrifft die eines normalen Sterblichen um fünfzig Prozent.
Mein Volk hat mit genetischen Experimenten einige scheußliche Böcke geschossen – besonders, als man ve r sucht hat, Leute mit schwächerer Konstitution drastisch zu verbessern, aber im Detail, wie in meinem Falle, ist bei den Versuchen eine Menge herausgekommen.“
Sie nahm ihre Übung erneut
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