Kopernikus 2
kaum zu ertragen. „Kapitän“, schrie sie, „was geht hier vor?“
„Ich tappe im dunkeln“, kam Royds Stimme über das S y stem. „Ich suche fieberhaft. Warten Sie hier und scharen Sie die anderen um sich!“
Sie folgte seiner Anordnung. Erst als sie alle versammelt waren, schlüpfte sie zurück, um sich etwas überzuziehen.
Als sie nur halbbekleidet zurückkam, starrten die anderen unbehaglich auf die Verriegelung, die den Frachtraum drei vom Korridor abschottete. Außer Melantha waren nur noch fünf weitere Mitglieder des Teams anwesend, davon eines – die Psi-Expertin – bewußtlos. Selbst der Alarm und die al l gemeine Aufruhr hatten sie nicht zu wecken vermocht. Die Xenotechnikerin und die Kybernetikerin wurden vermißt.
Kaum waren die Sirenen verstummt, als sich Royd über das Kommunikationssystem meldete: „Wir sind wieder im Normalraum, aber das Schiff ist schwer beschädigt. Der L a deraum drei, in dem Ihr Computer aufgestellt war, wurde während des Überlichtfluges gewaltsam geöffnet. Er ist vö l lig geborsten. Der Bordcomputer warf uns zum Glück aut o matisch in den Normalraum zurück, andernfalls hätte uns die gewaltige Antriebsenergie völlig zerrissen.“
„Royd“, sagte d’Branin, „zwei Mitglieder meines Teams …“
„Offenbar war Ihr Computer in Betrieb, als die Luke g e öffnet wurde“, informierte Royd sie vorsichtig. „Wir können nur vermuten, daß sie drinnen waren und mit ihm arbeiteten. In diesem Falle müssen wir das Schlimmste annehmen. Ich bin mir allerdings nicht völlig sicher, da ich auf Melanthas Ersuchen hin mit Ausnahme der Anlage im Aufenthaltsraum sämtliche Übertragungsgeräte im Schiff abgeschaltet hatte. Ich weiß von daher auch nichts Genaues. Aber da es sich bei der Nachtfee nur um ein sehr kleines Schiff handelt, können wir mit Sicherheit davon ausgehen, daß ihre beiden Koll e ginnen nicht mehr am Leben sind. Sie starben schnell und schmerzlos, wenn uns das ein Trost ist.“
Die beiden Linguisten sahen sich lange und bedeutung s schwer an. Das Gesicht des Xenobiologen war rot vor Wut, und er setzte gerade zum Reden an, als ihm Melantha Jhirl geistesgegenwärtig ihre Hand vor den Mund preßte. „Wi s sen wir denn, wie es dazu kam, Kapitän“, fragte sie.
„Allerdings“, sagte er zögernd.
Mittlerweile hatte der Xenobiologe verstanden, und M e lantha konnte getrost ihre Hand wieder fortnehmen. „Wie denn, Royd?“ fragte sie.
„Ich weiß, es klingt unglaublich“, antwortete seine Sti m me, „aber offenbar wurde die Tür des Laderaums durch Ihre beiden Kolleginnen geöffnet. Natürlich kann ich mir ganz und gar nicht vorstellen, daß dies absichtlich geschah. S o weit ich es beurteilen kann, waren sie gerade damit beschä f tigt, mit Ihrem Expeditionscomputer über meinen Syste m ausgang Daten meines Schiffes abzufragen.“
„Aha. Eine fürchterliche Katastrophe“, meinte Melantha.
„In der Tat“, pflichtete ihr Royd bei. „Vielleicht noch weitaus fürchterlicher, als Sie im Augenblick ermessen kö n nen. Ich kann nämlich den Schaden, der dem Schiff zugefügt wurde, noch gar nicht abschätzen.“
„Wir wollen Sie auch nicht aufhalten, Kapitän, falls Sie die Pflicht ruft“, versicherte ihm Melantha. „Außerdem st e hen wir alle unter einem schweren Schock, und von daher ist eine Konversation im Moment ohnehin schwierig. Es scheint also das beste zu sein, wenn Sie erst einmal den Schaden am Schiff begutachten und wir uns morgen früh weiter unterhalten. Einverstanden?“
„Ja“, erwiderte Royd.
Melantha nahm den Daumen von der Sprechtaste. Nun konnte Royd, zumindest wenn er sich an die Abmachung hielt, nicht mehr mithören.
Karoly d’Branin schüttelte sein Löwenhaupt. Die beiden Linguisten saßen stumm nebeneinander und hatten sich bei der Hand gefaßt. Die Psi-Expertin schlief immer noch. Nur der Xenobiologe starrte Melantha an. „Glaubst du ihm denn wirklich?“ fuhr er sie an.
„Ich bin mir natürlich nicht völlig sicher“, sagte Melantha Jhirl ruhig, „ich weiß nur, daß die anderen drei Laderäume ebenso leicht nach außen geöffnet werden können wie der, in dem das Unglück passierte. Ich jedenfalls packe mein Netz zusammen und verziehe mich in eine der Kabinen, und ich schlage das den anderen, die im Laderaum zwei kampi e ren, auch vor.“
„Eine gute Idee“, sage die Linguistin. „Wir rücken z u sammen. Es wird zwar sicher etwas unbequem und eng, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß ich in
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