Kopernikus 2
unserem Laderaum noch wie ein Murmeltier schlafen könnte.“
„Außerdem sollten wir unsere Raumanzüge auspacken und für alle Fälle bereitlegen“, schlug ihr Partner vor.
„Wenn du meinst“, sagte Melantha. „Es kann natürlich auch gut sein, daß alle übrigen Luftschleusen simultan au f gehen. Aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.“ Sie zwang sich zu einem verunglückenden Lächeln. „Jedenfalls haben wir seit dem heutigen Vorfall das Recht, uns auch mal irrational zu verhalten.“
„Hör auf mit deinen blöden Witzen“, fuhr der Xenobiol o ge wütend auf. „Drei sind tot, einer liegt im Koma, und wir wissen nicht, wie’s hinterher aussieht, der Rest von uns schwebt in Gefahr …“
„Wir wissen doch immer noch nicht, was hier eigentlich vor sich geht“, stellte sie mit Bestimmtheit fest.
„Na, was wohl? Royd Eris bringt uns alle um – das geht vor sich“, schrie er und schlug mit der Faust in seine linke, offene Handfläche.
„Mir ist mittlerweile scheißegal, wer er ist, wo er he r kommt oder ob seine Geschichte wahr oder falsch ist. Vie l leicht ist er ein hranganisches Gehirn, vielleicht der Rach e engel der Volcryn, vielleicht auch die erneute Fleischwe r dung Jesu Christi. Vollkommen egal. Auf alle Fälle bringt er uns um!“
„Du bist dir hoffentlich dessen bewußt, daß unser guter Kapitän uns jederzeit beobachten und hören kann“, sagte Melantha leise. „Ich weiß jedoch, daß er das nicht tut. Er hat es mir versprochen, und ich glaube ihm auch. Wir haben jedoch keine diesbezügliche Sicherheit, nur sein Ehrenwort. Du scheinst darauf allerdings keinen Pfifferling zu geben. Und wenn dem so ist, kannst du seinem Versprechen auch wohl kaum glauben. Wenn ich du wäre, würde ich mich also mit dem, was ich äußere, zurückhalten.“ Sie lächelte dünn.
Der Xenobiologe war still.
„Unser Computer ist also verloren“, seufzte Karoly d’Branin, bevor Melantha fortfahren konnte.
„Das fürchte ich allerdings auch“, sagte sie und nickte.
Unsicher stand er auf. „Ich habe da noch ein Minisystem in meiner Kabine“, sagte er. „Nicht größer als eine Armban d uhr, vielleicht reicht es für unsere Zwecke aber trot z dem noch halbwegs aus. Ich muß mir von Royd die Rau m koordination geben lassen. Die Volcryn …“ Der Rest war unhörbar, weil er bereits den Aufenthaltsraum verlassen ha t te.
„Stellt euch mal vor, wie verwirrt der erst wäre, wenn wir alle den Sprung in die Holzkiste gemacht hätten“, beschwe r te sich die Linguistin in bitterem Ton. „Dann hätte er doch niemanden mehr, der ihm auf der Suche nach seinen Volcryn helfen könnte.“
„Laß ihn“, verteidigte ihn Melantha. „Es geht ihm gena u so unter die Haut wie jedem von uns, vielleicht sogar noch tiefer. Er zeigt es eben nur nicht so. Seine Passion dient ihm als Selbstschutz.“
„Und was haben wir für einen?“
„Vielleicht Geduld“, entgegnete Melantha. „Alle unsere Toten versuchten Royds Geheimnis gewaltsam und übe r stürzt zu lüften, und dabei kamen sie um. Wir haben das nicht versucht und sind folglich noch am Leben.“
„Findest du das nicht verdächtig?“
„Allerdings“, sagte Melantha Jhirl. „Wir können meine eben geäußerte Vermutung über den Zusammenhang zw i schen Royds Geheimnis und den Todesfällen ja empirisch zu belegen versuchen.
Wenn derjenige, der sich noch einmal um die Lüftung seines Geheimnisses bemüht, dabei getötet wird, wissen wir Bescheid.“ Sie erhob sich abrupt. „Ihr werdet mir allerdings verzeihen, wenn ich nicht das Versuchskaninchen dabei sein möchte. Aber ich möchte keinen davon abhalten. Das E r gebnis würde jedenfalls auch mich interessieren. Bis dahin ziehe ich es jedoch vor, meinen Kram auszulagern, mich neu einzurichten und noch etwas Schlaf zu bekommen!“
„Arrogantes Flittchen“, sagte der Linguist fast gemütlich, als sie den Raum verlassen hatte.
„Meinst du denn, daß er uns belauscht?“ flüsterte der X e nobiologe .
„Jeden Furz“, versicherte ihm die Linguistin und erhob sich gleichfalls. Die anderen taten es ihr nach. „Los, laßt uns unseren Kram zusammenpacken und die da …“ sie wies mit ih rem Daumen über ihre Schulter „ … wieder ins Bett ve r frachten.“ Ihr Partner nickte.
„Ja, sollen wir denn gar nichts tun?“ jammerte der Xen o biologe. „Wir müssen doch einen Plan haben, uns verscha n zen …“
Die Linguistin schnitt ihm eine Grimasse und drängte i h ren Partner aus dem
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