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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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durchmaßen, in denen sie jedoch niemals in den Normalraum eintraten, g e schweige denn dort verharrten, veränderte die Abwesenheit von Himmelskörpern in relativer Nähe das gewohnte Ve r hältnis zum All. In den Tiefen des Universums, in denen sie sich zur Zeit aufhielten, war jegliches Leben fern – irgen d wo gab es hier nur die Volcryn, die seit ewigen Zeiten, in Schiffen, die vor Äonen gebaut worden waren, diese Weiten durchquerten. Melantha versuchte eine Zeitlang, die Sonne Avalons ausfindig zu machen, allein, sie war völlig orienti e runglos und wußte nicht, wo sie mit ihrer Suche beginnen sollte. Die Sternkonstellationen waren ihr völlig unbekannt, sie war ohne jegliche Orientierung. Hinter ihr, vor ihr, über ihr, um sie herum erstreckten sich die Sterne in atembera u bender Unendlichkeit. Als sie jedoch unter sich starrte – sie hatte sich über den Rand ihres Schlittens gebeugt –, traf es sie nahezu mit physischer Kraft. Sie hatte dort ebenfalls Sterne erwartet. Unter ihr gähnte jedoch das Nichts, und di e ses Nichts löste einen heftigen Schwindelanfall in ihr aus. Da hing sie über einer unendlich tiefen Grube, einem gä h nenden, bodenlosen Abgrund im Universum – finster, ste r nenlos, unermeßlich tief.
    Das Nichts.
    Langsam fing sie sich und erinnerte sich: Tempters Schleier. Nichts weiter als eine gigantische, unvorstellbar große Gaswolke, die das Licht der Sterne am Rande der G a laxis schluckte. Dennoch vermochte diese Erkenntnis nicht, ihr die gewohnte Gelassenheit und Sicherheit zurückzug e ben. Der Eindruck war zu bedrückend, als daß rationale E r kenntnis hier viel genützt hätte. Gewaltsam mußte sie ihren Blick losreißen, denn die gähnende Leere zog sie förmlich an, wollte sie hinabziehen. Die Nachtfee schien ihr une r reichbar fern zu sein – ein abgrundtiefer Golf, schier u n überbrückbar, schien sie vom Schiff zu trennen, ein Golf, der sie verschlingen wollte.
    Gerade noch rechtzeitig, bevor ihre Sinne sie verließen, gelang es ihr, die Kontrollen am gabelförmigen Steuerruder des Schlittens zu betätigen. Augenblicklich veränderte sich ihre Position der Schlitten schwang herum, so daß dieses drohende Nichts nicht mehr unter ihr gähnte, sondern sich rechts von ihr erstreckte. Das schien zu helfen. Sie vermoc h te sich wieder auf die Nachtfee und die vor ihr liegende Aufgabe zu konzentrieren. Das Schiff war das größte Objekt weit und breit, hell erleuchtet und unbeholfen: drei eiförm i ge Objekte nebeneinander, unter denen zwei größere kuge l förmige Gebilde angebracht waren, die im rechten Winkel zu den drei Eiern standen, röhrenförmige Verbindungsstü c ke, die alle diese Elemente miteinander verbanden. Eines dieser Eier war jedoch zerschmettert und ließ das Schiff di s proportioniert erscheinen.
    Sie konnte die anderen Schlitten erkennen, die dieses Nichts durchkreuzten und versuchten, die geborstenen Fragmente der Hülle einzusammeln und zum Schiff zurüc k zubefördern. Die beiden Linguisten arbeiteten im Team, sie waren wie üblich zusammen und teilten sich einen Schlitten. Der Xenobiologe war allein. Karoly d’Branin hatte einen schweigsamen Begleiter: die Psi-Expertin, die bewegungs- und bewußtlos in ihrem Raumanzug hing – vorsichtshalber hatte man ihr vor dem Austritt in den Raum noch eine Z u satzinjektion verabreicht. Royd hatte darauf bestanden, daß wirklich alle das Schiff verließen. Es hätte einfach zuviel Zeit gekostet, die Psi-Expertin aufzuwecken und sich he r nach um sie zu kümmern, so schien es das einfachste, sie bewußtlos mit hinauszunehmen, und damit sie nicht plöt z lich erwachte und angesichts der fremden Umgebung einen weiteren Schock erlitt, hatte man das Stadium ihrer Bewuß t losigkeit durch eine weitere Injektion vertieft und verlängert.
    Während ihre Kollegen also bereits vollauf beschäftigt waren, wartete Melantha Jhirl noch auf Royd Eris und u n terhielt sich unterdessen noch gelegentlich mit ihren Koll e gen über Sprechfunk. Die beiden Linguisten, die im Zustand der Schwerelosigkeit ungeübt waren, hatten allerlei B e schwerden vorzutragen. Der Xenobiologe arbeitete schwe i gend. Er nahm nicht an der drahtlos übertragenen Unterha l tung teil. Offenbar war ihm die Lust zum Reden vergangen: Er hatte sich ja zuvor an Bord in Rage geredet, Karoly und Melantha hatten seine Argumente jedoch abgeblockt. Jetzt hielt er sich völlig zurück. Gerade glitt er durch ihr Gesicht s feld: eine kurios aussehende Gestalt in

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