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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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schwarzem, enga n liegendem Raumanzug, die steif und aufrecht hinter dem Steuer ihres Schlittens stand.
    Da endlich glitt die runde Luftschleuse auf der Oberseite der ersten der beiden Kugeln auf, und Royd glitt in den Raum. Sie beobachtete gespannt und voller Ungeduld, wie er auf sie zutrieb. Wie würde er wohl aussehen? So viele unterschiedliche Bilder, die sie sich von ihm gemacht hatte: seine freundliche, kultivierte, überkorrekte Stimme hatte sie oft an die dunkelhäutigen Aristokraten ihrer Heimatwelt Prometheus erinnert, an jene Geschöpfe, die, mit magischen Fähigkeiten ausgerüstet, in der Lage waren, die ko m plexesten Genmanipulationen erfolgreich auszuführen; bi s weilen hatte sie die Naivität, die er ausstrahlte, auf einen jungen, unerfahrenen Mann schließen lassen. Seine Proje k tion erschien als hochgewachsener, fast dürrer junger Mann mit müden Gesichtszügen – sie nahm jedoch stark an, daß er in Wirklichkeit wesentlich älter war, er hatte es ihr ja auch selbst erzählt, aber einen alten Mann konnte sie mit seiner Stimme nicht verbinden.
    Royds Reparaturschlitten war weitaus größer als die a n deren und auch völlig anders konstruiert: Er hatte die Form einer länglich-ovalen Scheibe, auf deren Unterseite acht beinförmige Tentakel angebracht waren, die dem Schlitten das Aussehen einer Metallspinne verliehen. Am Bug des Gefährts war ein schwerer Arbeitslaser montiert. Auch Royds Raumanzug unterschied sich beträchtlich von ihren eigenen, weitaus massiver wirkend als diejenigen, die ihnen die Akademie für ihre Expedition zur Verfügung gestellt hatte. Zwischen Royds Schulterblättern saß etwas, das wie ein überdimensionierter Buckel aussah – vermutlich seine Energieversorgung. Helleuchtende kleine Flossen waren zudem an seinen Schultern und auf seinem Helm befestigt.
    Schließlich war er nahe genug an Melantha herangeko m men, und sie konnte sein Gesicht erkennen – ein Gesicht, das sich nicht grundlegend von den Tausenden anderen u n terschied, die sie im Verlauf ihres Lebens gesehen hatte. Es war weiß, sogar ausgesprochen weiß – das war ihr erster Eindruck und zugleich ihr intensivster; sehr kurzgeschnitt e nes weißes Haar, weiße Bartstoppeln um seine scharfg e schnittene Kieferpartie, fast unsichtbare Augenbrauen, unter denen blaue Augen hin und her flackerten. Seine Haut war bleich, aber ohne jede Falte; sie schien von der Zeit kaum berührt worden zu sein.
    Wachsam sieht er aus, dachte sie. Und vielleicht auch ein wenig ängstlich.
    Er stoppte sein Gefährt neben ihrem, mitten in der dem o lierten Metallruine, die noch gestern der dritte Laderaum gewesen war, und ließ seinen Blick über den angerichteten Schaden schweifen, diese zerfetzten, unzusammenhänge n den Fragmente, die eine intakte Einheit aus Glas, Metall und Plastik dargestellt hatten. Alles war nun zusammeng e schmolzen. „Da haben wir ja allerhand Arbeit vor uns, M e lantha“, sagte er.
    „Erst halten wir mal Kriegsrat ab“, gab sie zurück. Sie ließ ihren Schlitten näher an seinen herantreiben und strec k te einen Arm nach ihm aus, allein, die Distanz zwischen beiden war noch zu groß. Melantha überlegte nicht lange, stieß sich ab und manövrierte sich in eine völlig umgedrehte Position, so daß ihre beiden Schlitten nicht mehr nebenei n anderlagen, sondern Royd zu ihr herunterhing und sie zu ihm. So konnte sie sich ihm nähern, ohne daß sich ihre be i den Schlitten – wie zuvor – im Wege gewesen wären. Ihre Hände, eingepackt in metallene Schutzhandschuhe, berüh r ten sich, umklammerten einander und trennten sich wieder. Melantha korrigierte ihren Abstand nach. Nun konnten sich ihre beiden Helme berühren.
    „Ich weiß nicht …“ hob er verunsichert an.
    „Stellen Sie Ihr Sprechgerät ab“, befahl sie. „Das Metall überträgt die Schwingungen unserer Sprache.“
    Er zwinkerte ihr zu und schaltete mit der Zunge sein G e rät aus.
    „Jetzt können wir uns unterhalten“, meinte sie.
    „Ich finde das nicht gut“, sagte er. „Viel zu auffällig, M e lantha. Und gefährlich.“
    „Es gibt keine andere Möglichkeit“, gab sie zurück. „Royd, ich weiß Bescheid !“
    „Ja“, sagte er, „das war mir klar! Drei Züge im voraus, Melantha . Ich weiß aus der Art, wie Sie Schach spielen, wie Ihr Denken funktioniert. Aber Sie sind weitaus sicherer, wenn Sie so tun, als wüßten Sie von nichts.“
    „Kann ich mir denken, Kapitän“, sagte sie. „Es gibt alle r dings eine Mengen

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