Kopernikus 2
Sachen, die ich mir nicht erklären kann. Können wir mal darüber sprechen?“
„Nein, bitte fragen Sie mich nicht danach. Sie schweben alle in Gefahr, aber ich kann Sie beschützen. Und je weniger Sie wissen, desto besser kann ich das.“
Sein Gesicht wirkte durch die Frontplatte seines Helmes hart und unerbittlich.
Sie starrte in seine Augen. „Ihr Schiff bringt uns um, K a pitän! So denke ich jedenfalls. Nicht etwa Sie. Das Schiff! Aber das erscheint mir nicht schlüssig. Sie kommandieren doch die Nachtfee. Wie kann sie unabhängig von Ihrem Wi l len operieren? Und weshalb überhaupt? Was für ein Motiv verbirgt sich dahinter? Und wie wurde der Mord über Psi-Kräfte an unserem Telepathen begangen? Das kann doch nicht auf das Konto des Schiffes gehen. Aber was sonst soll dafür verantwortlich sein? Helfen Sie mir doch, Kapitän!“
Er blinzelte, und seine Augen drückten Pein und Schmerz aus. „Ich hätte mich niemals auf diesen Charterflug einla s sen dürfen. Ohne einen Telepathen vielleicht. Aber nicht unter den gegebenen Umständen. Viel zu riskant. Aber die Geschichte mit den Volcryn hat mich zu sehr gereizt.“
„Melantha, Sie haben schon zuviel herausbekommen“, fuhr er fort. „Ich kann Ihnen wirklich keine weiteren Au s künfte mehr erteilen. Es genügt, wenn Sie wissen, daß das Schiff nicht meinen Befehlen gehorcht. Alles weitere bräc h te Sie nur unnötig in Gefahr. Solange ich jedoch im Ko n trollraum bin, droht Ihnen und Ihren Kollegen kaum eine Gefahr. Darauf können Sie sich verlassen!“
„Vertrauen muß beide Seiten umfassen“, sagte Melantha fest.
Er erhob seine Hand und stieß sie von sich weg. Fast gleichzeitig schaltete er mit der Zunge das Sprechgerät wi e der ein. „Genug geschwätzt“, kam seine Stimme erregt über ihren Kopfhörer. „Schließlich haben wir eine Menge zu tun. Kommen Sie hinter mir her. Ich will doch mal sehen, aus welchem Holz Sie tatsächlich geschnitzt sind.“
Melantha Jhirl fluchte leise, bevor sie ihren Kommunik a tor wieder einschaltete.
Der Xenobiologe hatte alles beobachtet: wie Royd Eris auf seinem überdimensionalen Schlitten aus dem Schiff g e kommen war, wie Melantha Jhirl zu ihm hinübergeschwebt war, wie sie sich auf den Kopf gestellt und die Frontplatte ihres Helmes an seine gepreßt hatte. Er hatte sich vor Zorn kaum halten können. Die steckten doch alle unter einer Decke, dieser Royd, Melantha, und sicher auch d’Branin. Sie war es gewesen, die ihn am Anfang in Schutz geno m men hatte, als sie noch etwas gegen ihn hätten unternehmen können. Sie hätten ihm Einhalt gebieten können und auch herausbekommen, was es mit diesem Kerl auf sich hatte. Und das Resultat dieser Rücksichtnahme? Drei ihrer Koll e gen waren tot, umgebracht von dieser Null in seinem defo r mierten Raumanzug, und diese Melantha hing mit ihrem Kopf an seinem.
Er schaltete sein Sprechgerät aus und fluchte. Die anderen waren nicht zu sehen, beschäftigt, herumtreibende Metallte i le einzusammeln. Royd und Melantha waren miteinander beschäftigt, das Schiff war verlassen, unbeaufsichtigt und daher verwundbar. Er witterte seine Chance. Kein Wunder, daß dieser Eris darauf bestanden hatte, daß sie alle das Schiff verließen; hier draußen, ohne die ihn schützenden Kontrollen der Nachtfee war auch er nur ein ganz gewöhnl i cher Mensch. Und dazu noch ein verdammt hilfloser.
Ein dünnes Lächeln auf dem Gesicht, wendete er seinen Schlitten und steuerte geschickt auf die Antriebsdüsen zu. Er glitt an den riesigen zylinderförmigen Aggregaten vorbei, die ihn vor den Blicken der anderen verborgen hielten. Da lagen sie, diese wuchtigen Maschinerien, die Raum und Zeit überwanden, eingebettet in ein Geflecht von Metall und kr i stalliner Substanz. Diese Schutzhülle war nicht völlig g e schlossen, die Aggregate selbst waren von einem Vakuum umgeben, und das war auch besser so, denn auf diese Weise waren sie nicht der nagenden Korrosion ausgesetzt.
Vorsichtig setzte er mit seinem Schlitten dicht bei der g e öffneten Haupteinstiegsluke auf, kletterte von seinem G e fährt herunter und schwamm auf die Öffnung zu. Eine eklige Angelegenheit, dachte er, der schwierigste Teil seines Vo r habens, als er den kopflosen Rumpf des jungen Telepathen sah, der wie ein geisterhafter Wärter locker in einem Siche r heitsgurt schwebte. Der Xenobiologe mußte seinen Anblick ertragen, bis sich die Luke vor ihm öffnen würde. Immer wenn er wegsah, wurde er nach wenigen Sekunden
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