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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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wieder unwiderstehlich von der seelenlosen Hülle angezogen. Der Körper sah aus, als habe er sich schon immer in einem kop f losen Zustand befunden. Der Xenobiologe versuchte krampfhaft, sich an das Gesicht des jungen Mannes zu eri n nern – vergeblich. Eine scheußliche Sache! Zum Glück stand die Luke jetzt offen, er mußte sich auf den Einstieg konzentrieren und konnte so den Gedanken an die Identität seines früheren Kollegen verdrängen.
    Er war allein in der Nachtfee.
    Als vorsichtiger Mensch legte er seinen Schutzanzug nicht ab, klappte den Helm jedoch zurück. Wenn es sein müßte, könnte er ihn blitzschnell nach vorn ziehen. Im L a gerraum vier, dem Ort, in dem die Expedition Teile der Au s rüstung deponiert hatte, fand er, was er brauchte: einen tra g baren Schneidelaser, aufgeladen und betriebsbereit. Nicht gerade ein Energiebündel, aber für seine Zwecke völlig au s reichend.
    Langsam und unbeholfen aufgrund der Schwerelosigkeit, die überall im Schiff herrschte, schwebte er durch den Ko r ridor in den dunklen Aufenthaltsraum.
    Kalt war es hier, die Luft, die über seine Wangen strich, ließ ihn frösteln. Er versuchte diesen widrigen Umstand zu ignorieren. Er klammerte sich an die Tür und stieß sich dann ab, schoß in den Raum hinein, segelte über die fest im B o den verankerten Einrichtungsgegenstände.
    Auf seinem Weg zu der Wand, die an Royds Aufenthalt s komplex grenzte, berührte etwas Feuchtes und Kaltes sein Gesicht. Er schrak fürchterlich zusammen, aber bevor er erkennen konnte, was es gewesen war, war es aus seinem Gesichtsfeld entschwunden.
    Da, schon wieder! Er griff danach, bekam etwas in die Hand, und dann wurde ihm für einen kurzen Moment spe i übel. Daß er das vergessen hatte! Die Reinigung des Raumes war ja bereits in den Anf ä ngen steckengeblieben, da die be i den Frauen, die sich dazu bereit erklärt hatten, zu großen Ekel vor den Blutlachen, den Hautfetzen, den Haaren und dem verspritzten Hirnbrei empfunden hatten. All das trieb jetzt um ihn herum.
    Da hatte er aber bereits die Wand erreicht, federte mit den Armen ab und manövrierte sich vorsichtig nach unten, bis er das Schott erreicht hatte. Es schien keine Türöffnung zu g e ben, aber das Metall der Trennwand war sicher nicht sehr stark. Dahinter war der Kontrollraum mit dem Zugang zum Computer – Sicherheit und Gewalt. Der Xenobiologe hielt sich nicht für nachtragend und rachsüchtig. Er selbst würde Royd Eris kein Haar krümmen, ihm allein oblag es nicht, über den Kapitän zu richten. Er würde lediglich die Macht übernehmen, Eris in Sicherheitsverwahrung nehmen und das Schiff sicher nach Hause zurückbringen, ohne daß noch mehr Morde geschähen. Die Akademie würde über alle Fa k ten informiert werden, Eris’ Rolle bei den scheußlichen Dingen würde untersucht werden, und dann würde man über seine Schuld oder Unschuld befinden und ihn verurteilen oder freisprechen.
    Dem Schneidelaser entfuhr ein bleistiftdünner scharlac h roter Energiestrahl. Der Xenobiologe lächelte zufrieden und setzte das Gerät am Bullauge an. Er würde einige Zeit daran arbeiten müssen, aber er hatte Geduld und Zeit. Bisher wü r den sie ihn sicher noch nicht vermißt haben, und selbst wenn, würden sie der Meinung sein, er sei mit seinem Schlitten hinter einem Teil der Hülle her. Eris’ Reparaturen würden Stunden, wenn nicht gar Tage in Anspruch nehmen. Es qualmte, als der Laserstrahl auf Metall stieß. Emsig schnitt er weiter …
    Aus den Augenwinkeln heraus nahm er eine winzige B e wegung wahr. Ein Stück Hirnmasse, dachte er. Ein Kn o chensplitter. Ein blutiger Hautfetzen, an dem noch Haare hängen. Schrecklich, aber kein Grund zur Beunruhigung. Als Biologe war er an Blut, Gehirnbrei und Fleischfetzen gewöhnt. Ach, an noch viel schlimmere Dinge … wie oft hatte er früher Angehörige fremder Rassen seziert.
    Wieder nahm er die Bewegung wahr. Obwohl er gegen das Bedürfnis anzukämpfen suchte, mußte er sich doch u m drehen. Irgendwie mußte er einfach hinschauen, was es war, ebenso wie er den jungen Telepathen hatte anstarren mü s sen, der ohne Kopf vor der Einstiegsluke hing. Also gab er dem Impuls nach.
    Ein Auge.
    Der Xenobiologe begann zu zittern, der Laser rutschte ihm aus den Händen, fast wäre er zu Boden gefallen. Unter Aufbietung all seiner Willenskraft umklammerte er das Werkzeug und setzte es erneut an der alten Stelle an. Sein Herz hämmerte. Er versuchte sich zu beruhigen. Da war doch überhaupt

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