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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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niemand, und wenn Royd tatsächlich früher zurückkommen sollte, hatte er ja seinen Laser, wenn es hart auf hart ging. Außerdem hatte er ja seinen Schutzanzug an – wenn also eine Luftschleuse defekt werden sollte, war er nicht ungeschützt.
    Er zwang sich, das Auge gelassen anzusehen. Es war nichts anderes als ein ganz normales Auge, natürlich eines aus dem Kopf des jungen Telepathen. Sah noch richtig fun k tionstüchtig aus, blutverschmiert, aber ansonsten noch so gut wie intakt. Nichts Übernatürliches, nur das wäßrig-blaue Auge des Jungen, aber verdammt lebensecht. Ein Stück le b loses Fleisch unter anderen Brocken, die im Raum heru m geisterten. Jemand hätte wirklich mal diese Überbleibsel beseitigen sollen, dachte er ärgerlich. Das war schlampig und unzivilisiert.
    Das Auge stand unverrückt im Raum. Die anderen Bro c ken trieben schwerelos im Raum umher, nicht jedoch dieses Auge. Auf ihn gerichtet. Starrte ihn an!
    Er verfluchte seine Schwäche und war bemüht, sich wi e der auf seinen Laser und seine Arbeit zu konzentrieren. Er hatte die Wand des Schottes mit seinem Laser gut im Griff, etwa ein Drittel seiner Arbeit lag hinter ihm. Erneut setzte er das Gerät an, um im rechten Winkel zur ersten Schnittkante, die er fertig hatte, eine zweite in das Metall hineinzubre n nen.
    Das Auge beobachtete ihn unentwegt. Plötzlich konnte er dieses Starren nicht mehr aushalten. Seine linke Hand löste sich vom Laser und griff nach dem schaurigen Objekt. Er schleuderte es in den Raum. Durch diese Bewegung verlor er seine Balance. Er taumelte nach hinten, der Laser entglitt seiner Rechten, mit beiden Armen suchte er vergeblich einen Halt und schlug hektisch um sich. Seine Bewegungen mut e ten an wie das Flügelschlagen eines überdimensionierten Vogels, vollkommen grotesk. Schließlich gelang es ihm, eine Tischkante zu ergreifen und sich zu fangen.
    Der Laser hing frei in der Luft, immer noch da, wo er ihm entglitten war. Er spie weiterhin das bleistiftdicke Lichtbü n del aus. Langsam begann sich das Gerät, wie von Geiste r hand bewegt, zu drehen. Vollkommen verrückt! Wieso hatte es sich nicht abgeschaltet, als er den Abzug losgelassen ha t te? Fehlfunktion, dachte er. Dort, wo der Strahl sich in den Teppich fraß, stieg schwarzer Qualm auf.
    Mit Entsetzen erfaßte der Xenobiologe, daß die Mündung des Lasers sich in seine Richtung drehte.
    Er stützte sich auf die Tischkante, stieß sich ab und wich dem Strahl aus.
    Die Waffe reagierte auf sein Manöver!
    Voll panischer Furcht stieß er gegen eine Wand, unte r drückte einen lauten Schmerzensschrei, stieß sich ab und strampelte mit den Beinen. Immer schneller reagierte der Laser auf seine Bewegungen. Erneut schwang er sich hoch, erreichte die Decke, stieß sich mit den Füßen ab. Der Strahl folgte ihm, aber nicht schnell genug. Er würde das Ding packen, während es noch in die andere Richtung feuerte.
    Er schoß auf den Laser zu und hatte ihn fast erreicht, als …
    Das Auge.
    Das Auge hing plötzlich über dem Laser und starrte ihn an.
    Ein leises Wimmern kam aus seiner Kehle. Seine Hand zögerte, wollte dann zugreifen, kam aber zu spät. Der Laser drehte sich in seine Richtung und spie nach ihm.
    Der Strahl traf ihn wie eine helle, heiße Liebkosung im Nacken.
     
    Erst nachdem er bereits eine Stunde im Schiff war, bemer k ten die anderen draußen, daß er fehlte. Karoly d’Branin fiel es zuerst auf. Er versuchte ihn über Sprechfunk zu erreichen, aber vergeblich. Sofort informierte er die anderen.
    Royd Eris ließ die Metallplatte los, die er gerade hochg e hoben hatte und schwebte mit seinem Schlitten vom Leck fort. Durch seinen Helm konnte Melantha Jhirl sehen, wie sich plötzlich ein harter Zug um seine Mundwinkel bildete. Seine Augen blitzten wachsam.
    In diesem Augenblick begannen die Schreie.
    Ein schrilles Aufkreischen, voller Todesangst. Dann ein ersticktes Schluchzen. Alle hatten sie es im Ohr, es füllte ihre Helme aus.
    „Der Biologe“, flüsterte die Linguistin.
    „Verletzt“, fügte ihr Partner hinzu. „Er schreit um Hilfe! Hört ihr es nicht?“
    „Wo denn …?“ schaltete sich eine Stimme ein.
    „Es kommt aus dem Schiff “, sagte die Linguistin erregt. „Er muß heimlich zum Schiff zurückgekehrt sein.“
    „Nein …“ schaltete sich Royd ein. „Ich habe doch au s drücklich davor gewarnt …“
    „Los, wir prüfen das jetzt nach“, stieß der Linguist he r vor. Seine Frau ließ den Teil der Außenhülle los, die sie

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