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Kopernikus 6

Kopernikus 6

Titel: Kopernikus 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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wirk­lich deut­lich zeigt. Und bis da­hin sind Sie dann ein al­ter Säu­fer, und Sie wer­den La­chen und die Wür­de die­ses jun­gen Bocks be­lei­di­gen, aber Sie wer­den mehr über das Spie­gel­bild des Man­nes la­chen, der Sie ein­mal wa­ren, als über die­sen jun­gen Hengst an sich. Und wahr­schein­lich wer­den Sie dem Böck­chen er­zäh­len müs­sen, was ich Ih­nen ge­ra­de er­zählt ha­be, um ihn zu be­sänf­ti­gen, und auch dar­in liegt ein La­cher. Lau­schen Sie auf das Echo von ei­ner Mil­li­on und ei­nem La­cher hin­ter Ih­nen. Ich hö­re jetzt ei­ne Mil­li­on.
    Wie ich mit die­ser Dreis­tig­keit durch­kom­me? Zum einen: Was ha­be ich schon zu ver­lie­ren? Das gibt Ih­nen ei­ne ge­wis­se Per­spek­ti­ve. Au­ßer­dem bin ich trotz al­lem ge­sell­schafts­kund­lich ganz lehr­reich – ich ha­be so mei­nen Wert als Ge­gen­stands­lek­ti­on. Wie kommt es zum Bei­spiel, daß ein ar­ro­gan­ter jun­ger Ari­sto wie Sie hier sitzt und sich mein Ge­schwätz an­hört? Ver­su­chen Sie gar nicht erst, das zu be­ant­wor­ten; ich wuß­te es in dem Au­gen­blick, als Sie hier pfei­fend die Stra­ße ent­lang­ka­men, vol­ler Dampf und mit for­schem Schritt. Nie­mand steht mehr so früh am Mor­gen auf, es sei denn, er ist so alt wie ich und hat et­was ge­gen Schlaf, die­sen Tro­cken­kurs zum Tod – oder er war über­haupt nicht im Bett. Heu­te mor­gen ist die Welt Ihr Freund, ein Spiel­zeug, das Sie un­ter­su­chen, ein Ge­schmack in Ih­rem Mund, den Sie schme­cken, und mit Ih­rem Wohl­wol­len be­kle­ckern Sie den de­ge­ne­rier­ten Al­ten, den Sie auf der Stra­ße tref­fen. Sie sind so­gar glück­lich ge­nug, um mir zu­zu­hö­ren, ob­wohl Sie das lä­cher­lich fin­den, und da sit­zen Sie nun und füh­len ei­ne leut­se­li­ge Über­le­gen­heit. Und ich sit­ze hier und füh­le ei­ne leut­se­li­ge Über­le­gen­heit. Ein hüb­sches Ar­ran­ge­ment, und al­le sind zu­frie­den. Nun al­so, ein Mor­gen gibt Ih­nen sol­che Ge­füh­le. Vor al­lem, wenn Sie ge­ra­de ei­ne Nacht in den Towers hin­ter sich ha­ben, den Mo­schus­duft von La­dy Ni noch warm auf Ih­rer Haut.
    Er er­rö­tet – mein Böck­chen, Sie sind tat­säch­lich frisch­ge­schlüpft. Wo­her ich das weiß? Jun­ge, es wür­de Sie über­ra­schen, was ich al­les weiß; ge­le­gent­lich er­schreckt es mich sel­ber, und ich ar­bei­te schon län­ger dar­an, es zu ka­ta­lo­gi­sie­ren. Au­ßer­dem, Rück­blick ist ein an­ge­neh­mer Er­satz für All­mäch­tig­keit. Und noch bin ich nicht blind. Sie ha­ben das un­ver­wech­sel­ba­re Aus­se­hen ei­nes Frisch­lings, der so­eben her­aus­ge­fun­den hat, daß das Ding nicht nur zum Pin­keln taugt. Ei­ne un­glaub­li­che Of­fen­ba­rung, wie ich mich er­in­ne­re, de­ren strah­len­de Be­deu­tung mit den Jah­ren na­tür­lich ein we­nig ver­blaßt, aber doch nicht all­zu sehr, den­ke ich; bis man dann am Ran­de der letz­ten Käl­te an­langt, wo man auf­hört, sich über die Iden­ti­tät der Wär­me Ge­dan­ken zu ma­chen oder zu ver­lan­gen, daß es sei­nen Tri­but an Ver­gnü­gen ent­rich­tet. Je­de Hand aus Lehm ist da recht, so­lan­ge das Blut eben noch stark ge­nug strömt, um den Un­ter­schied aus­zu­ma­chen. Nur die Wär­me un­ter­schei­det Sie vom Staub des Fried­hofs. Aber der Mor­gen ist nichts für den Fried­hof, wenn es auch um­ge­kehrt schon eher zu­sam­men­paßt. Wuß­ten Sie, daß man das Ding frü­her auch da­zu be­nutzt hat, Ba­bys zu ma­chen? Tat­sa­che, ob­wohl es heu­te nur noch we­ni­ge wis­sen. Das Biest ist viel­sei­tig ver­wend­bar. Du mei­ne Gü­te – Böck­chen, Frisch­ling, jun­ger Hu­ren­herr –, jetzt sei­en Sie doch nicht so ver­dammt er­staunt. Die Men­schen ha­ben ge­ges­sen, ge­schla­fen und ge­bumst, be­vor Sie auf die Welt ka­men, ei­ni­ge je­den­falls, und ein paar wer­den wahr­schein­lich so­gar den Mut fin­den, es wei­ter­hin zu tun, wenn Sie schon tot sind. Sie brau­chen es nicht ge­heim­zu­hal­ten. Man hat in die­ser Ge­gend schon frü­her ein oder zwei­mal dar­über ge­spro­chen. Sie ha­ben nicht als ers­ter her­aus­ge­fun­den, wie man das Biest da­zu bringt, sein Kunst­stück­chen zu zei­gen, ob­wohl ich weiß, daß Sie mir das nicht glau­ben. Was

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