Kopernikus 7
Augenblick länger als nötig zu bleiben.
Wir alle sahen die Tintenblase in ihren Ausgangszustand aus dem tintengefärbten Wasser zurückkehren. Wir haben es gesehen. Wir, die Neuankömmlinge. Wir können auf eine Weise beeinflußt werden, wie wir es während der ganzen Monate beim Aufbau der Anfangskolonie nicht wurden. Wir haben unsere menschlichen „Exemplare“ hier zurückgelassen. Die Elfen haben alles über uns herausgefunden. Wenn Greenberg die Wahrheit spricht, haben sie uns durch ein Rattenlabyrinth gehetzt, dessen Wände nicht räumlicher, sondern zeitlicher Natur sind. Hier bedarf es einer speziellen, wissenschaftlichen Sonderexpedition, bei der Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden können, zu denen wir nicht in der Lage sind.“
„Die letzten Siedler könnten bis zur Ankunft dieser Expedition gestorben sein“, widersprach Laura. „Vierzig Jahre Erfahrung umsonst … Was dann? Eine neue Kolonie aufbauen, deren Menschen man einem Dasein als Versuchskaninchen aussetzt? Wohl kaum!“
Marinetti wirkte frustriert, ausgedörrt; alle Hoffnungen waren ihm entzogen. Doch er wollte nicht länger bleiben. „Die Hauptsache ist, die Fakten, nicht die Opfer, zur Erde zurückzubringen“, erklärte er uns matt und düster.
„So schlimm ist es doch nicht“, beruhigte ich ihn. „Die ganze Zukunft steht uns noch zur Verfügung. Es wird Sternenreisen, Kommunikationsmöglichkeiten geben. Das ist doch nur das erste Sternenschiff. Das Problem von Haven kann weitere hundert oder tausend Jahre warten – falls notwendig. Wir werden zurückkehren. Das heißt, irgendwelche Menschen werden zurückkehren. Sie werden dann wissen, was sie erwartet.“
Also flog Laura unser kleines Schiff zur Starseeder hinauf, und wir bereiteten alles vor, um die Fusionsbrenner zu zünden.
Elfenwesen – oder eine Elfe – an Bord der Starseeder. Lassen sich nicht fangen, lassen sich nicht einmal filmen, um es zu beweisen. Erst sieht man sie, dann schon wieder nicht mehr. Und selbst das ist nicht ganz richtig, denn sie sind nicht völlig präsent, sondern reiten auf ihrer Wahrscheinlichkeitswelle vor und zurück, weichen uns aus und sehen zu, daß die Gipfel ihrer Schwingungsweite außerhalb unserer kurzen, trügerischen Gegenwart liegen. Sie leben die ganze Zeit ein Stückchen in Vergangenheit oder Zukunft. Sie geistern nur kurz an uns vorüber, für einen Augenblick, nicht gegenwärtig genug, sie festzumachen. Vielleicht ist auch nur ein einzelner an Bord des Erkundungsschiffes geschlüpft. Wie soll man das wissen?
Eines dieser Wesen genügt auch schon. Die Astrophysik vermeldet lächerliche Beobachtungen: Quasare, Blautönungen annehmend, schießen auf uns zu, als konzentriere sich das Universum auf sich selbst und wir befänden uns mitten im Zentrum. Es kann nicht sein, sonst müßte der gesamte Himmel in der einströmenden Strahlung erhellt sein. Und doch … vielleicht dauert es … nur Mikrosekunden? Ein paar Sensoren waren überlastet und brannten aus.
Doch die Beobachtungen der Quasare und der fernen Milchstraße sind nicht konstant – sie schwanken. Wir sollten uns einen Spaß daraus machen, daß eine Elfe in den Anlagen sitzt, und sie gar nicht beachten.
Einer der Ingenieure hat eine Schüssel Milch und eine Untertasse mit Essensresten vor seine Kabinentür gestellt. Er sagt, er habe sich eine neue, verbesserte Elfenfalle ausgedacht. Von einer Falle ist allerdings nichts zu sehen. Man sieht nur die Schüssel und die Untertasse. Marinetti schilt ihn für seine Albernheit. Auf freundliche Weise allerdings.
Swanson, der Navigator-Astronom wurde auf einem Auge
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