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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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ge­gen­über­lie­gen­den Tür. Auch die­se war un­ver­schlos­sen.
    Noch vor der Tür, wäh­rend sei­ne Ta­schen­lam­pe blitz­te, blieb Stro­bel, der ein we­nig bleich ge­wor­den war (er hät­te den Grund selbst nicht nen­nen kön­nen) ste­hen. Jetzt hör­te es auch Kahl. Es war ein ent­fern­tes Sum­men. Es klang, als wür­de in der Fer­ne, nicht im nächs­ten Raum, auch nicht im über­nächs­ten, viel­leicht drei Räu­me wei­ter, durch die di­cken Be­ton­wän­de hin­durch, auf de­nen das Haus ru­hen muß­te, ein – ja, was? – ein Elek­tro­ag­gre­gat von un­ge­wöhn­li­cher Stär­ke sum­men.
    Der Raum, den sie be­tra­ten, ver­setz­te sie in Er­stau­nen. Hat­ten sie mit ei­nem Vor­rats­raum, mit ei­nem Hob­by­raum, mit ei­ner aus­ge­bau­ten Kel­le­re­ta­ge ge­rech­net – so fan­den sie ein La­ger, aber ei­nes, auf des­sen sta­bi­len, aus Stahl be­ste­hen­den, in­dus­tri­ell ge­fer­tig­ten Re­ga­len größ­ten­teils of­fen, zum Teil in Kar­tons ver­packt, nicht die er­war­te­ten Kar­tof­feln, Ein­mach­glä­ser, Wein­fla­schen oder Gar­ten­ge­rä­te ruh­ten, son­dern im Ta­schen­lam­pen­licht glit­zern­de Din­ge, wie man sie in La­bo­ra­to­ri­en oder in For­schungs­ein­rich­tun­gen be­nutz­te: glä­ser­ne Kol­ben, elek­tri­sche Meß­ge­rä­te, Un­men­gen von ärzt­li­chen Be­ste­cken, Bin­den und Ban­da­gen, Glä­ser vol­ler Blut­plas­ma, Se­ren und Impf­stof­fe, wie sie so oh­ne wei­te­res nie­mals in pri­va­te Hän­de hät­ten ge­lan­gen dür­fen, selbst dann nicht, wenn man den Eng­paß in den staat­li­chen Kran­ken­häu­sern (von dem Stro­bel wuß­te) be­dach­te.
    Die Blut­spur ver­lief quer durch den Raum, vor­bei an ei­ner zer­bro­che­nen Bril­le, auf de­ren Scher­ben ein­zel­ne Trop­fen ge­fal­len wa­ren, und wie es schi­en, hat­te sie sich ver­dop­pelt. Doch ei­gent­lich ist dies nicht ge­nau das Bild, das sich den Be­am­ten prä­sen­tier­te. Hat­te sich die ur­sprüng­li­che Blut­spur an ei­ner Stel­le zu ei­nem di­cken Fleck ver­brei­tet und lief sie dann zit­ternd zu ei­ner halb ge­schlos­se­nen, stäh­ler­nen Tür wei­ter, so war, bei der zer­bro­che­nen Bril­le be­gin­nend, ei­ne zwei­te di­cke Blut­spur hin­zu­ge­tre­ten, von der es schi­en, als ob sie von Fü­ßen ver­wischt wor­den wä­re.
    Man wird den bei­den Be­am­ten be­schei­ni­gen müs­sen, daß sie für den nor­ma­len Strei­fen­dienst in Bre­men ab­ge­rich­tet wa­ren. Sie wa­ren jun­ge Ab­sol­ven­ten erst ei­ner mitt­le­ren Bre­mer Schu­le, dann der Po­li­zei­schu­le, die sie bei­de mit Aus­zeich­nung be­stan­den hat­ten. Sie wa­ren mit den not­wen­digs­ten recht­li­chen Vor­schrif­ten ver­traut ge­macht wor­den, wa­ren aber noch weit ent­fernt da­von, in den hö­he­ren Po­li­zei­dienst oder gar in den kri­mi­nal­tech­ni­schen Dienst auf­zu­stei­gen. Gleich­wohl wuß­ten sie aber, wie sie sich in ei­nem Fall, der sich ent­wi­ckel­te wie die­ser, ver­hal­ten muß­ten.
    Den­noch hat­te Kahl und Stro­bel, als sie vor der halb ein­ge­klink­ten, schwe­ren Me­tall­tü­re, die mehr wie der Ver­schluß ei­nes Tre­so­res wirk­te, stan­den, ei­ne be­trächt­li­che Un­ru­he, um nicht zu sa­gen Angst, er­grif­fen. Denn es war nicht nur die Käl­te des Stahls, die gleich­sam auf sie her­ab­floß, und es war nicht nur der mo­no­to­ne Re­gen, den man im Hin­ter­grund klop­fen hör­te, es war auch nicht nur das Blut, das sie un­zwei­fel­haft iden­ti­fi­ziert hat­ten, es wa­ren nicht ein­mal die be­fremd­li­chen Um­stän­de, in de­nen sie sich be­fan­den – son­dern auch das Brum­men aus dem an­gren­zen­den Räu­me hat­te, wie ih­nen schi­en, zu­ge­nom­men.
    Stro­bel hat­te – mit vor­ge­hal­te­ner Waf­fe – die Me­tall­tür auf­ge­sto­ßen. Die un­ge­heu­re Pan­ze­rung schwang lang­sam nach in­nen. Sie lief völ­lig laut­los. Und im glei­chen Ma­ße, wie sich ih­nen der da­hin­ter lie­gen­de Raum öff­ne­te, war der hel­le Licht­schein aus dem Raum über sie bei­de ge­fal­len, so daß sie im ers­ten Mo­ment ge­blen­det die Au­gen schlie­ßen muß­ten. Als sie sie wie­der öff­ne­ten, wä­ren sie vor dem An­blick, der sich ih­nen bot,

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