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Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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fest­stel­len müs­sen, wie er ab­stumpf­te, wie er die Din­ge, die er hat­te be­ob­ach­ten wol­len, nicht mehr se­hen konn­te, wie – wie er manch­mal dach­te – sein Be­wußt­sein ver­blaß­te, wie er sich nor­ma­li­sier­te, wie er den Men­schen und Din­gen nicht mehr das an­sah, was wirk­lich in ih­nen steck­te.
    Das war so ein Mor­gen. Drei Uhr drei­ßig, als ihn ein An­ruf aus dem Kom­missa­ri­at weck­te. Er roll­te auf die Sei­te und gähn­te. Sei­ne Frau lag da­ne­ben. Halb wach, hör­te er sie mur­meln, daß sie sich noch ein­mal von ihm schei­den lie­ße, wenn er sich nicht einen an­de­ren Be­ruf mit ge­re­gel­ten Zei­ten such­te. Er ließ sie brum­men. Griff nach dem Hö­rer. „Sperr­le.“
    „Herr Kom­missar“, hör­te er Brauns auf­ge­reg­te Stim­me. „Bit­te kom­men Sie so­fort in die Zen­tra­le. Es ist et­was Un­er­hör­tes ge­sche­hen.“
    „So“, sag­te Sperr­le, „was denn?“
    „Ein­satz­wa­gen A12“, sag­te Braun mit vor Auf­re­gung vi­brie­ren­der Stim­me, „ist in der Fran­zi­us­s­tra­ße 112 tä­tig ge­wor­den.“
    „Ja, gut“, sag­te Sperr­le, „was nichts Un­ge­wöhn­li­ches sein dürf­te.“
    „Ge­wiß“, war Braun fort­ge­fah­ren, „die bei­den Be­am­ten, Stru­bel und Kahl …“
    „Ah ja …“ mur­mel­te Sperr­le, noch im­mer schlaf­trun­ken, der sei­ne gu­ten Leu­te kann­te.
    „… wur­den ge­tö­tet.“
    Jetzt war es Sperr­le, als hät­te je­mand sein Ge­hirn am Hin­ter­kopf zu­sam­men­ge­zo­gen. In den hin­te­ren Par­ti­en. Als wür­de je­mand bru­tal, ge­mein sei­ne Ge­dan­ken raf­fen. Als wür­de je­mand sei­nen Kopf hin­ter­häl­tig und ge­mein ver­schlie­ßen, da­mit er nicht mehr den­ken konn­te. Breit drück­te er den An­flug von Wahn­sinn bei­sei­te.
    „Was ist denn ge­sche­hen?“ frag­te Sperr­le mit fast mal­men­der Stim­me.
    Der Be­am­te am an­de­ren En­de der Lei­tung schluck­te.
    „Sie wur­den“, sag­te er, „in das Haus Fran­zi­us­s­tra­ße 112 ge­ru­fen, aus dem ei­ne Nach­ba­rin Schreie und Ge­räusche hör­te. Sie sind, wie wir von der Nach­ba­rin er­fuh­ren, in den Kel­ler des Hau­ses vor­ge­drun­gen, aus dem sie Mi­nu­ten spä­ter meh­re­re Schüs­se hör­te.“
    „Und was wur­de mitt­ler­wei­le ver­an­laßt?“
    „Wir ha­ben al­le ver­füg­ba­ren Strei­fen­wa­gen in die Fran­zi­us­s­tra­ße ge­schickt. Wir ent­deck­ten dort, wie ich schon sag­te, daß Kahl und Stro­bel ge­tö­tet wur­den.“
    „Sind Ih­nen dar­über be­reits Ein­zel­hei­ten be­kannt­ge­wor­den?“ frag­te Sperr­le, der jetzt hell­wach war.
    „Ja, selt­sam“, sag­te Braun stot­ternd, „sie wur­den, wie soll ich sa­gen, zer­ris­sen. Sie wur­den in Stücke ge­ris­sen, Herr Kom­missar.“
    „Ach, re­den Sie kei­nen Un­sinn“, sag­te Sperr­le. „Wur­den denn dort Hun­de ge­hal­ten?“
    „Nein, nein, nach dem, was mir bis­her zu­gäng­lich wur­de, hat sich im Kel­ler des Hau­ses ein rie­si­ges We­sen auf­ge­hal­ten, das den Ku­geln der bei­den stand­hielt …“
    „Was ist denn jetzt los dort?“ frag­te Sperr­le.
    „Das Haus ist von un­se­ren Be­am­ten ab­ge­si­chert. Wir war­ten auf In­struk­tio­nen. Wir wis­sen nicht ge­nau, wie wir vor­ge­hen sol­len.“
    „Ist man be­reits in das Haus ein­ge­drun­gen?“ frag­te Sperr­le.
    „Nein“, hat­te Braun er­wi­dert, „von der ers­ten Son­die­rung ab­ge­se­hen.“
    „Die Be­am­ten ha­ben sich wie­der zu­rück­ge­zo­gen?“
    „Ja. Der Fall liegt selt­sam.“
    „Und die­ses … die­ses rie­si­ge We­sen?“
    „Muß sich“, und wie­der muß­te Braun stot­tern, „wenn es kei­nen ge­hei­men Aus­gang ge­ben soll­te, noch im Kel­ler­raum ver­ber­gen.“
    „Ich wer­de“, sag­te Sperr­le nach ei­ner Wei­le, „in zehn Mi­nu­ten dort sein.“
    „Dan­ke, Chef“, sag­te Braun, fast er­leich­tert.
    Es war selt­sam. Es reg­ne­te noch im­mer. Die Nacht war kalt und glit­schig. Auf dem Pflas­ter spie­gel­ten sich die Lich­ter der Strei­fen­wa­gen, die in der Fran­zi­us­s­tra­ße vor­ge­fah­ren wa­ren. Ein Feu­er­wehr­wa­gen stand an der Sei­te. Ein Dut­zend Män­ner, schlaf­trun­ken und mü­de, pos­tier­te sich da­ne­ben. In der Nach­bar­schaft

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