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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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wei­ter­mel­den müß­te? Glaubst du, daß es ein­zig mei­net­we­gen noch ak­tiv ist? Könn­te das sein?“
    Er ruft Chib wie­der an das auf Be­ver­ly Hills ge­rich­te­te Skop zu­rück. Chibs Seh­be­reich liegt zwi­schen den sie­be­neie­ri­gen Klau­en der ver­zweig­ten Fuß­we­ge. Er kann einen Teil der zen­tra­len Pla­za aus­ma­chen, die gi­gan­ti­schen Ova­le der Stadt­hal­le, der Bun­de­säm­ter und des Volks­kunst­zen­trums, einen Teil der rie­si­gen Spi­ra­le, auf der das Haus der Ver­eh­rung er­baut ist, und dann noch die Do­ra (von Pan­do­ra), wo die Be­zie­her der Pur­pur­nen So­zi­al­hil­fe ih­re Pa­ke­te und die mit ge­rin­gen Ne­ben­ein­künf­ten ih­re Päck­chen ab­ho­len kön­nen. Ein En­de des großen künst­li­chen Sees ist zu se­hen, Boo­te und Ka­nus trei­ben dar­auf, Men­schen an­geln.
    Die er­leuch­te­te Plas­tik­kup­pel, die die Ge­bäu­de von Be­ver­ly Hills um­schließt, ist him­mel­blau. Die elek­tro­ni­sche Son­ne nä­hert sich dem Ze­nit. Ei­ni­ge echt aus­se­hen­de wei­ße Wol­ken­bil­der sind zu er­ken­nen und so­gar ein Gän­se-V, das nach Sü­den zieht. Ihr Schnat­tern ist lei­se hier un­ten zu hö­ren. Für die­je­ni­gen, die noch nie­mals au­ßer­halb der Wand von LA wa­ren, ist das ge­wiß recht hübsch. Aber Chib hat zwei Jah­re beim Welt-Na­turauf­fors­tungs- und Kon­ser­vie­rungs­korps ge­dient – dem WNAKK –, und er kennt den Un­ter­schied. Er hat­te mit Rous­seau Ro­ter Fal­ke bei­na­he den Ent­schluß ge­faßt, zu de­ser­tie­ren und sich den Neoin­dia­nern an­zu­schlie­ßen. Doch dann wur­de er zum Wild­hü­ter. Dies hät­te al­ler­dings be­deu­ten kön­nen, daß er ein­mal ge­zwun­gen sein wür­de, den Ro­ten Fal­ken nie­der­zu­schie­ßen. Und au­ßer­dem wünsch­te er sich mehr als al­les auf der Welt, Ma­ler zu sein.
    „Dort ist Rex Lus­cus“, ver­mel­det Chib. „Er wird vor dem Volks­kunst­zen­trum in­ter­viewt. Sind ’ne gan­ze Men­ge Leu­te ver­sam­melt.“
     
    DER PEL­LU­CI­DAR-DURCH­BRUCH
     
    Lus­cus’ Mit­tel­na­me hät­te Auf­stei­ger­typ sein sol­len. Er ist ein Mann von großer Ge­lehr­sam­keit mit pri­vi­le­gier­tem Zu­gang zur Com­pu­ter­bü­che­rei von Groß-LA und dar­über hin­aus von ei­ner Odys­seus eben­bür­ti­gen Ver­schla­gen­heit, wo­durch er sei­nen Kon­kur­ren­ten im­mer ei­ne Na­sen­län­ge vor­aus ist.
    Er war es, der die Go-Go-Schu­le der Kri­tik be­grün­de­te.
    Pri­ma­lux Rus­kin­son, sein großer Kon­tra­hent, stell­te aus­ge­dehn­te Nach­for­schun­gen an, als Lus­cus die Be­zeich­nung sei­ner Phi­lo­so­phie be­kannt­gab. Rus­kin­son ver­kün­de­te tri­um­phie­rend, Lus­cus ha­be den Aus­druck aus ei­nem im zwan­zigs­ten Jahr­hun­dert gän­gi­gen um­gangs­sprach­li­chen Aus­druck ab­ge­lei­tet.
    Lus­cus ver­kün­de­te dar­auf­hin am nächs­ten Tag wäh­rend ei­nes Fi­do-In­ter­views, daß Rus­kin­son ein eher ober­fläch­li­cher Scholar sei, wie man es auch nicht an­ders er­war­tet ha­be.
    Go-Go war der Hot­ten­tot­ten­spra­che ent­nom­men. Auf Hot­ten­tot­tisch be­deu­te­te Go-Go zu ex­ami­nie­ren und das hieß nach­zu­schau­en, bis man zu ei­nem Er­geb­nis ge­langt war – in die­sem Fall über den Künst­ler und sein Werk.
    Die Kri­ti­ker stan­den Schlan­ge, um sich der neu­en Schu­le an­zu­schlie­ßen. Rus­kin­son dach­te zu­nächst an Selbst­mord, statt des­sen be­schul­dig­te er Lus­cus aber dann, sich den Weg zum Er­folg erbla­sen zu ha­ben.
    Dar­auf­hin er­wi­der­te Lus­cus, daß sein Pri­vat­le­ben sei­ne Sa­che sei und daß Rus­kin­son sich in Ge­fahr be­fän­de, we­gen Ver­let­zung sei­ner In­tim­sphä­re ver­klagt zu wer­den. Al­ler­dings ver­die­ne er nicht mehr Auf­merk­sam­keit als die ei­nes Man­nes, der nach ei­ner Mücke schlägt.
    „Was, zum Teu­fel, sind Mücken?“ frag­ten sich dar­auf­hin Mil­lio­nen von Zu­schau­ern. „Wenn der Fett­sack doch nur ei­ne Spra­che spre­chen könn­te, die wir al­le ver­ste­hen.“
    Lus­cus’ Stim­me wird ei­ni­ge Au­gen­bli­cke aus­ge­blen­det, wäh­rend der Spre­cher er­klärt, er ha­be ge­ra­de ei­ne Er­klä­rung via Mo­ni­tor aus den Ar­chi­ven der

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