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Kopf frei

Kopf frei

Titel: Kopf frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Lauterbach
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wird er böse, weil er glaubt, ich enthalte mich ihm vor. Genau an der Stelle können wir wunderbar sehen, wie kompliziert die einfachsten Abläufe gemacht werden können: Ich denke, er denkt, obwohl ich es ja nicht wissen kann, aber sicherheitshalber denke ich doch, dass er denkt, und richte mich dann lieber nach meiner vorgestellten Vermutung. Das ist alles viel zu kompliziert. Hier kann ich Ihnen einen Meistertrick verraten: Wenn Sie wissen wollen, was der andere denkt, dann fragen Sie ihn einfach!

    Wie gehe ich damit um, wenn jemand mich mit Storys überschüttet?
    Dann haben Sie folgende Strategien:
Versuchen Sie, das Gespräch aktiv mitzugestalten und in eine andere Richtung zu drehen. (Erst diese Strategie anwenden und dann die anderen.)
Sprechen Sie Ihr Gegenüber offen darauf an, dass Sie sich wie ein Sounding Board, also wie eine Art Schallmauer fühlen.
Sagen Sie zu Ihrem Gegenüber den Satz: »Da kann ich innerlich leider nicht mitgehen.«
Und wenn alles nicht fruchtet, hilft nur noch weggehen.
Geben Sie ihm dieses Buch.
    Und wenn ich trotzdem ehrlichen Kontakt haben will?
    Punkt 2 nennen und offen das Interesse zeigen und klarmachen: »Wenn du mir Geschichten erzählst, spüre ich den Kontakt nicht.« Die anderen Möglichkeiten, Kontakt zu haben, sind: wirklich von sich sprechen, aktuelle Befindlichkeit, Spaß machen, bei dem verweilen, was uns wirklich interessiert, angeht und bewegt.
     
    Auch wenn ich Storys nicht erzähle, dann DENKE ich sie und bin dann durch das Denken genauso von der Gegenwart abgelenkt. Vielleicht ist es dann doch besser, die Story zu erzählen, anstatt mich zusätzlich damit zu beschäftigen, sie NICHT zu erzählen?
    Erfahrungsgemäß verschwinden Geschichten sang- und klanglos. Wenn sie sich jedoch penetrant halten, dann meist aus einem anderen Grund. Beispiel: Ich habe einen neuen Partner und will diesem erzählen, dass mein letzter Partner fremdgegangen ist. Anstatt es zu erzählen, drücke ich das Bedürfnis weg und spüre, dass sich das Bedürfnis doch immer wieder einstellt. Ich halte inne und stelle fest, dass ich Angst habe, dass auch mein jetziger Partner fremdgehen könnte. Damit bin ich wieder bei meiner aktuellen Befindlichkeit. Die Lösung liegt darin, nicht die Geschichte zu erzählen, sondern meinem neuen Partner von dieser Angst zu berichten.
     
    Und dann hört die Geschichte auf zurückzukommen?
    Ja, beziehungsweise wird unwichtig, weil das wichtigere Thema in den Brennpunkt meiner Aufmerksamkeit gerückt ist.

     
    Was ist mein Gewinn, wenn ich keine Geschichten erzähle?
    Sie lassen Raum für Neues, denn Ihre eigenen Geschichten kennen Sie. Ohne die Geschichten sind Sie mehr in der Gegenwart und können über Dinge sprechen und denken, die nicht automatisch in Ihrem Kopf auftauchen. Je freier Ihr Kopf ist, umso leichter stellen sich Intuition und Inspiration, Kreativität, Spontaneität und Lebensfreude ein. Ferner durchbrechen Sie bei schlimmen Geschichten den selbsthypnotischen Perpetuierungseffekt.
     
    Das heißt, dass ich mich durch das Wiedererzählen in einer Geschichte festhaken kann?
    Ja. Es sei denn, Sie haben eben etwas Schlimmes erlebt. Dann ist es gut, dieses Erlebnis so oft zu erzählen, bis Sie sich wieder frei fühlen. Wenn zum Beispiel jemand gerade vergewaltigt wurde, dann ist das Nonplusultra, dies sofort zu erzählen, damit die Erfahrung nicht zu schmerzlich verfestigtem Vergangenheitsstoff wird.
     
    Bei alten Geschichten hilft das nicht?
    Doch, aber nur in einer entsprechend konstellierten Situation. Zum Beispiel, wenn ich zu einem Freund sage: »Bitte höre dir meine Geschichte 20-mal an, bis ich mich freigeredet habe.« Also nichts unterjubeln! Das Erzählen zur Problembewältigung braucht eine ganz bestimmte Atmosphäre, in der der Problemträger erklärtermaßen Raum hat.
     
    Mit dem Unterjubel-Prinzip möchte ich Mitleid erhalten?
    Ja. Es ist wie eine unterschwellige, unbewusste Manipulation.
     
    Es geht also immer wieder darum, dahinterzuschauen?
    Ja, damit die Hauptziele dieses Kommunikationsmodells erreicht werden:
► Nähe zu mir selbst und damit auch zum anderen.
► Mehr Gegenwart und Lebensfreude.
    Wenn ich eine alte Story erzähle, fühle ich mich gut. Komme ich so nicht auch in die Ichstärke?
    Die Frage versucht, raffiniert zu sein, ist aber im Endeffekt so nicht logisch gestellt, weil hier Ichstärke mit Selbstbestätigung verwechselt wird. Wenn Selbstbestätigung auf Kosten des Gesprächspartners geht, dann ist sie

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