Kopfgeld auf Han Solo
er vielleicht zu offen geredet hatte. Aber er hatte ihr bereits die Hälfte seiner Geheimnisse verraten, und wenn sie den Rest aus ihm herausquetschte, nun, er konnte sie ja schließlich jederzeit töten. »Nur die Rebellion weiß, wo er sich aufhält, und sie schützen ihn. Also muß ich Mittel und Wege finden, um mich der Rebellion anzuschließen. Aber ich bezweifle, daß sie mich ohne weiteres aufnehmen werden. Ich bin schließlich ein imperialer Attentäter. Aber Kritkeen war einer der erbittertsten Feinde der Rebellion, und es gibt noch eine ganze Menge wie ihn, die ich erledigen kann. Sobald das Imperium eine Kopfprämie auf mich aussetzt und die Rebellion den Schluß zieht, daß ich ein Feind des Imperiums bin, werden sie mir vielleicht Asyl gewähren. Und sobald das geschehen ist, werde ich Han Solo finden.«
»Sie legen die Saat Ihrer eigenen Vernichtung aus«, sagte Manaroo, und ihre leuchtendschwarzen Augen blickten verängstigt. »Das Imperium wird Jagd auf Sie machen und Sie zur Strecke bringen.«
Dengar lachte. »Sollen sie doch. Ich habe nichts zu verlieren. Ich will Ihnen was sagen. Legen Sie sich doch auf die Pritsche und versuchen Sie, ein wenig zu schlafen.« Dengar gähnte. Er hatte sich an den Tag- und Nachtzyklus von Aruza gewöhnt, und sein Körper verlangte nach Schlaf.
Ein paar Tage später setzte er Manaroo auf einem rückständigen Provinzplaneten ab. gab ihr ein paar hundert Credits, damit sie sich dort eine Passage zu einer etwas weiter entwickelten Welt kaufen konnte, und dachte die nächsten paar Monate kaum mehr an sie. Obwohl er allein durch das Weltall flog, machte er sich keine Gedanken über seine Einsamkeit. Die Suche nach Han Solo beschäftigte ihn voll und ganz. Er kreuzte am Rand der Galaxis und suchte dort übel beleumdete Kneipen auf, in denen Schmuggler und Auftragskiller verkehrten. Zweimal erstattete er Jabba dem Hutt auf Tatooine Meldung über die Fortschritte, die er machte.
Fünf weitere KOMENOR-Beamte endeten auf brutale Weise. Vier Attentäter versuchten Dengar zu töten, und Dengar besiegte sie alle. Dann trat Ruhe ein. Niemand wollte mehr das Risiko eingehen, sich mit ihm anzulegen.
Wenn er ein Kasino betrat, flüsterte man den Namen »Payback«, und er erlebte häufig auf fremden, schmutzigen, kleinen Welten, daß ihm respektvolle Blicke folgten. Manchmal rief sogar jemand seinen Namen, und dann starrte er den Betreffenden immer staunend und mit glasigen Augen an.
Der Planet Toola war nicht viel mehr als eine Ansammlung von Bergwerkslagern, ein dunkler Ort, kalt, fern seiner Sonne. Die Eingeborenen, eine Spezies, die sich Whiphider nannte, waren große Geschöpfe, deren Pelzkleid im Winter weiß und im Sommer braun war. Die mächtigen Whiphider mit ihren glänzenden Stoßzähnen verfügten nur über rudimentäre Technologie. Die wilderen von ihnen jagten immer noch mit Speeren und Steinspitzen, während die näher bei den Bergwerken angesiedelten Krieger mit eisernen Streitäxten und manchmal sogar mit Vibroklingen kämpften, die von außerhalb eingeschmuggelt worden waren. Die Whiphider leisteten die meiste Arbeit in den Bergwerken von Hand. Sie waren ein zähes, unabhängiges, barbarisches Volk, und Dengar mochte sie.
Und so kam es, daß Dengar in einem der Bergwerkslager mit einer sauberen Frau (was hierzulande eine Seltenheit war) in einem hübschen Overall Karten spielte.
Sie saßen in einer Whiphiderhütte, deren Wände aus Leder bestanden, mit dem der Brustkorb eines gigantischen Lebewesens bespannt war. Die weiblichen Whiphider saßen um ein mächtiges Feuer und sangen, während die kleineren Männer sich Schneedämonen brieten, die sie mit einer süßlichen, aus Farngewächsen hergestellten Soße bestrichen. Der ölige Rauch hing in dichten Wolken in der Hütte.
Dengars Spielpartnerin, eine Frau mit scharfgeschnittenen Zügen, blondem Haar und durchdringenden Augen, beugte sich zu ihm vor und flüsterte: »Ich verstehe das nicht, Payback. Du bist ein vom Imperium ausgebildeter Attentäter. Warum hast du dich also gegen das Imperium gestellt, wo du doch wissen mußt, daß sie dich töten werden?«
Dengar seufzte, wie er das die letzten Monate hundertmal getan hatte. »Weil es richtig ist. Ich muß mich gegen das Imperium stellen, selbst wenn ich dabei ganz allein bin. - Ich denke«, sagte er und schmückte seine Geschichte zum erstenmal ein wenig aus, »daß ich an dem Punkt den Beschluß gefaßt habe, mich selbständig zu machen, als sie von mir
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