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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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versengtem
Fleisch. Ein wahrer Höllen-Schlächterladen. Tacho war hinter
der Bar und schenkte sich mit zitternden Händen einen Tequila ein.
      Ich griff ebenfalls nach der Flasche
und einem Glas und bediente mich. Es war das purem, reinem Alkohol
Ähnlichste, was ich jemals getrunken habe, aber es brachte einen
wieder auf die Beine, und das war im Augenblick das einzig Wichtige.
»Gar nicht sehr gut, wie?« stellte ich fest.
      Tachos Gesicht war in völlige
Verzweiflung und Ratlosigkeit verfallen. »Polizisten zu
erschießen, selbst rurales, ist eine
schlimme Geschichte«, stammelte er. »Und hier draußen
zwischen hier und Huila gibt es eine Menge berittene Polizei. Hier in
der Gegend war in letzter Zeit nämlich allerhand los.«
      Das Mädchen kam mit einem
Steinkrug wieder, in dem eine Art Salbe war. Sie rieb davon ein wenig
auf meine wundgescheuerten Stellen am Hals. Sie runzelte vor
Anstrengung die Stirn. Ihre Finger waren sehr vorsichtig und leicht wie
ein Vögelchen. Dann riß sie ein Stück von ihrem
Unterrocksaum ab und wickelte es mir ein paarmal um den Hals.
      Ich tätschelte ihr das Gesicht. »Es ist schon sehr viel besser. Ich bin dir sehr dankbar.«
      Sie lächelte zum ersten Mal, sah dann Tacho unsicher an und ging in die Küche zurück.
    »Ihre Tochter?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie heißt
Balbuena, Señor«, sagte er. »Victoria Balbuena. Ihr
Vater besaß einmal eine Hazienda hier in der Gegend. Ich
arbeitete damals für ihn. Aber vor fünf Jahren brannte sie
völlig ab, das war während der Kämpfe hier. Und der patron und
seine Frau kamen dabei um. Victoria sah alles mit an. Sie war damals
zwölf, noch ein Kind. Da ist etwas mit ihr passiert, etwas
höchst Seltsames.«
    »Was denn?«
      »Ach, da oben im Kopf, wissen
Sie, Señor.« Er griff sich an die Stirn. »Seit dem
Tag damals hat sie nie mehr auch nur ein Wort sprechen
können.«
      Am Eingang wurden Schritte
hörbar. Van Horne kam zurück. Das Zigarillo steckte noch
immer zwischen seinen Zähnen. Die MP hatte er unter dem Arm.
    »Was war los?« fragte ich.
    »Er ist mir entkommen, das war los, verdammt.«
      Es war, als sei ein Vorhang
weggezogen worden, hinter dem ein völlig anderer Mann zum
Vorschein kam. Alles an ihm hatte sich verändert. Wie er sich
bewegte. Wie er sprach. Seine Stimme war härter geworden, die
Sprechweise abgehackt, der Tonfall scharf. Es war auf einmal etwas sehr
Starkes, eine Art elementarer Kraft um diesen Mann, die er bisher aus
offenkundigen Gründen verborgen hatte.
      Er warf die MP wütend auf die
Bar und schnippte Tacho mit den Fingern. »Gib mir eine Flasche,
schnell. Irgendwas. Ich muß nachdenken.«
      Meine Enfield steckte noch in
Delgados Gürtel. Ich zog sie heraus, sah automatisch nach, ob sie
noch geladen war, und schob sie in meinen Halfter zurück. Ich
stieß den Toten mit den Zehen an und schob ihn etwas beiseite.
»War das auch etwas, das Sie an der Westfront gelernt haben,
Pater?«
      »Mein Sohn«, sagte er
feierlich und legte mir eine Hand auf die Schulter. »Ich
muß eine Beichte ablegen. Es ist alles nicht so, wie es
aussieht.«
    »Das ist es selten.«
    Er lachte, dieses eigenartige, rauhe Lachen, das ich von ihm
    schon kannte. »Erklärungen haben Zeit,
bis die Gelegenheit passender ist. Jetzt ist da noch eine andere
Geschichte zu erledigen. Hier sieht es ziemlich wüst aus. Wie
lange kann es dauern, bis der Bursche, der uns entkommen ist, bei
seinen Leuten ist?«
      »Tacho sagt, es wimmelt nur so von federales zwischen
hier und Huila. In dieser Gegend war in letzter Zeit allerhand los. War
das Ihr Ernst, als Sie sagten, Sie hofften durch die Sierras bis
Guayamas durchzukommen?«
      »Ja. Ein Freund sagte mir,
dorthin kommen laufend Handelsschiffe von den Pazifikinseln, mit
Kopra-Ladungen. Schien mir eine gute Möglichkeit, sich heimlich,
still und leise aus dem Staub zu machen.«
    »Sie sind also auf diese Art Passage angewiesen?«
    »So kann man es nennen, ja. Ich hole mal die Landkarte.«
      Er ging hinaus zu seinem Mercedes,
und während er weg war, kam Victoria aus der Küche mit einer
Kanne Kaffee auf einem Tablett und mehreren Tassen. Als sie
einschenkte, fing sie bei mir an, was mich, ich wußte auch nicht
recht warum, merkwürdig irritierte. Sie stand am Ende der Bar und
betrachtete mich ernst. Sie erwiderte mein Lächeln nicht einmal.
Sie wirkte wie ein Hund, der gehorsam und eifrig auf die Befehle seines
Herrn wartet. Van Horne kam schnellen

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