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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Stuhl an der Wand, eine Hand vor dem
Mund, die Augen aufgerissen. Selbst das Mädchen hörte auf,
sich zu wehren, und auch ihre Bewacher lockerten ihre Griffe, um mich
anzustarren. Und alles wartete.
      Und da ging die Tür auf. Und
herein kam Pater van Horne. Er beugte seinen Kopf etwas, um durch die
Tür zu kommen. »Guten Abend«, sagte er heiser.
    Er trug eine Gladstonetasche in der rechten Hand
und stellte einen seltsam drohenden Anblick dar in seiner
schäbigen, staubbedeckten Soutane und mit dem Priesterhut; dazu
das bärtige Gesicht und eines seiner unvermeidlichen Zigarillos
zwischen seinen Zähnen.
      »Man könnte direkt
glauben, Sie befänden sich ein wenig in Schwierigkeiten, Mr.
Keogh«, bemerkte er.
      Die Männer, die das Ende des
Seils hielten, hatten es inzwischen etwas locker gelassen, so
verwundert waren sie. Das gab mir die Chance, wieder etwas zu Atem zu
kommen.
      »Sagen wir, es ist mir einfach
langweilig geworden, untätig herumzustehen, Pater«, gab ich
zur Antwort.
      Delgado hatte binnen einer Sekunde seine Pistole gezogen. Er griff nach dem Mädchen und schob sie aus dem Weg.
      »Wer sind Sie?« fragte er
barsch. »Wir erwarten hier in dieser Gegend keine Priester. Davon
müßte ich etwas wissen.«
      »Vermutlich«, sagte van
Horne. »Würde es irgendeinen Sinn haben, wenn ich Sie
aufforderte, diesen Mann hier freizulassen?«
      Delgado lächelte widerlich.
»Sie können's ja mal versuchen. Aber die Wahrscheinlichkeit
ist groß, daß ich ziemlich wütend würde. Ich
könnte mich daran erinnern, daß ich schon ziemlich lange
keinen Pfaffen mehr aufgehängt habe. Und es könnte leicht
sein, daß die Versuchung, Sie direkt neben diesem anderen gringo aufzuknüpfen, geradezu unwiderstehlich wird.«
    »Das wäre äußerst unangenehm«, erwiderte van Horne.
      »Für Sie vielleicht.
Für mich nicht. Und jetzt Schluß damit. Zeigen Sie Ihre
Papiere. Und ein bißchen plötzlich, wenn ich bitten
darf.«
    »Aber selbstverständlich,
Señor.« Van Horne stellte seine Gladstonetasche auf den
Tisch und holte einen Schlüssel dazu aus seiner Soutane.
»Demütigung, Mr. Keogh«, sagte er währenddessen,
»ist ein ausgezeichnetes Heilmittel für viele Leiden. Was
ich damit sagen will: Es tut einem Mann ab und zu ganz gut, wenn er auf
dem Bauche liegt und bereut. Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Ich verstand es nicht. Jedenfalls nicht, bis er
seine Gladstonetasche geöffnet hatte, eine Thompson-MP aus ihr her
vorholte und Delgados Schädel in Stücke schoß.

    3

    Alles war ziemlich schnell vorbei. Die
Männer, die nur darauf gewartet hatten, mich an dem Seil zu dem
Deckenbalken hinaufzuziehen, ließen dieses fahren und griffen
nach ihren Revolvern, aber nicht schnell genug. Noch während ich
mich nach vorne warf und dabei das Mädchen mit zu Boden riß,
indem ich mit meiner Schulter direkt in ihre Kniekehlen stürzte,
besorgte van Horne es allen dreien. Die Wucht der Garbe aus seiner MP
riß die Männer bis an die Wand.
      Kein Zweifel, er verstand sein
Geschäft. Er hatte eine runde Magazintrommel an seiner Thompson,
und die ballerte er erst einmal leer, indem er einen weiten Bogen zog,
dem nicht nur der Spiegel hinter der Bar zum Opfer fiel, sondern der
auch den Fußboden hinter den beiden noch übrigen rurales, die in Richtung Küchentür losgerannt waren, in Mitleidenschaft zog.
      Der erste schaffte es,
hauptsächlich deshalb, weil sein Gefährte ihm als
Schutzschild diente und von den Kugeln durchlöchert
buchstäblich durch die Tür flog. Seine Brokatjacke wurde
dabei am Rücken nahezu durchtrennt und fing Feuer.
      Die Hintertür krachte zu, als
der einzige Überlebende in die Dunkelheit hinausrannte. Van Horne
verfolgte ihn.
      Das Mädchen rollte sich herum
und setzte sich auf. Ich selbst kam etwas mühsamer hoch, wegen
meiner noch immer gefesselten Hände. »Alles in
Ordnung?« fragte ich sie.
    Sie nickte, rollte Delgado herum, zog ein Messer
aus seinem Gürtel und schnitt meine Fesseln durch. Als ich die
Seilschlinge von meinem Hals genommen hatte, bemerkte ich, daß
die Haut aufgescheuert und an einer Seite abgeschürft war. Das
Mädchen besah es sich. Ihr Gesicht war noch immer völlig
ausdruckslos. Sie stand auf und rannte in die Küche.
      Draußen war plötzlich ein
losgaloppierendes Pferd zu vernehmen und ein wilder Schrei, dem eine
neue Salve aus der Tommy-MP folgte. Ich sprang auf und sah mich um.
Überall war Blut und Gestank von Schießpulver und

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