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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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vergeben.«
    »Also hat sie niemanden?«
      »Nicht hier, Señor, aber
drüben auf der anderen Seite der Berge, wo ihre Mutter geboren
ist. Dort wäre es was anderes.«
      »Also gut«, sagte ich zu
dem Mädchen und beugte mich dem Unausweichlichen. »Aber nur,
wenn du deine Sachen in nicht mehr als zwei Minuten zusammengepackt
hast.«
      Sie blickte mich voller Überraschung an und war schon in der Küche verschwunden.
      »Manchmal, Señor«,
seufzte Tacho erleichtert, »schaut Gott durch die Wolken auf die
Erde herunter.«
      »Aber nicht sehr oft, nach
meiner Erfahrung«, antwortete ich. »Und wie steht's mit
Ihnen? Was werden die federales m it Ihnen machen?«
      »Ach Señor, ich bin doch
nur ein unbeteiligter Zeuge gewesen, dem man selbst übel
mitgespielt hat.« Er zuckte mit den Schultern. »Und
außerdem, wohin sollte ich schon? Ein alter Mann wie ich?«
      Draußen ertönte ungeduldig
die Hupe des Mercedes. Im nächsten Augenblick war Victoria aus der
Küche zurück, ein kleines Bündel unter dem Arm und einen
schweren Wollschal um die Schultern gelegt.
    »Sie passen auf sie auf, Señor,
ja?« rief mir Tacho nach, als ich sie zur Tür
hinausdrängte. »Von jetzt an steht sie unter Ihrer
Obhut.«
      Ein Gedanke, der mir nicht sonderlich
gefiel: wieder Verantwortung für jemanden zu haben, für einen
anderen Menschen. Aber jetzt war es ohnehin zu spät, noch einen
Rückzieher zu machen.
      Als wir beim Mercedes ankamen, nahm
ich das Bündel des Mädchens und warf es auf den
Rücksitz. Van Horne sagte: »Was, zum Teufel, soll das denn
bedeuten, bitte?«
      »Ganz einfach, das Mädchen
kommt mit uns«, antwortete ich. »Und darüber gibt es
keinerlei Debatte.«
    »Ohne mich.«
    »Das ließe sich arrangieren«, sagte ich kurz angebunden.
      Ich wußte nicht, wie es nun
weitergehen würde, und hatte in der Dunkelheit schon den Finger am
Abzug der Enfield, aber da gab er ganz überraschend nach:
»Also, in Gottes Namen, soll sie einsteigen, damit wir nur
endlich hier wegkommen. Ihren Schädel kann ich Ihnen später
immer noch einschlagen.«
      Ich schob das Mädchen auf den Rücksitz, setzte mich selbst vorne neben ihn, und er fuhr los.

    Die fünfzehn Meilen auf der Straße
nach Huila fuhren wir problemlos in einer guten halben Stunde, was
angesichts der Dunkelheit und des Zustands der Straße beachtlich
war.
      Die Schwierigkeiten begannen erst,
als wir an die Abzweigung kamen, an der wir die Straße verlassen
mußten. Erstens brauchten wir schon einmal fast eine weitere
halbe Stunde, um überhaupt den Anfang des Saumpfades zu finden, so
schlecht war er markiert. Und als wir dann auf ihn einbogen,
wußte ich, daß es eine Menge Probleme geben würde.
    Es war so gut wie nichts zu sehen, obwohl wir die
Scheinwerfer eingeschaltet hatten. Und es ging durch eine
Geisterlandschaft, die aus nichts als Dornbüschen und Baumkakteen
zu bestehen schien. Da schlängelten wir uns eine Weile lang durch,
im ersten Gang, die meiste Zeit gerade mit fünf oder
höchstens zehn Meilen pro Stunde, und zweimal verdankten wir es
nur van Hornes Reaktionsvermögen, daß wir nicht in ein
trockenes Bachbett fielen.
      Schließlich trat er resigniert
auf die Bremse und stellte Motor und Scheinwerfer ab. »Also
schön, Sie haben recht gehabt und ich unrecht. Ich weiß
nicht einmal, ob wir überhaupt noch auf dem Weg sind oder nicht.
Wir warten bis zum ersten Tageslicht, ehe wir weiterfahren.«
    Ich wandte mich um. »Alles in Ordnung?«
      Das Mädchen griff nach meiner
Hand und drückte sie innig. Van Horne sagte: »Dürfte
ich jetzt vielleicht erfahren, aus welchem Grund, zum Teufel, Sie sie
mitgenommen haben? Können Sie ohne sie nicht mehr leben, oder
was?«
      »Die federales hätten sie von einem zum andern weitergereicht.«
      »Ja nun, und wenn es ihr hier
nicht passiert, dann wird es ihr woanders passieren. Also, wo ist da
der Unterschied?«
      »Die Verwandten ihrer Mutter
leben auf der anderen Seite der Berge. Bei ihnen kann sie unterkommen
und leben. Die können sich um sie kümmern. Bei den Yaquis
gibt es starke Stammes- und Familienbande. Die werden sie nicht
fortschicken.«
      Er war schon wieder einmal dabei,
sich ein Zigarillo anzuzünden. Er sah mich überrascht an, und
das Streichholz flackerte zwischen seinen schützenden Händen.
»Wie war das? Sie ist eine Yaqui?«
      »Ihre Mutter war eine. Ihr
Vater war beste weiße Oberschicht. Er stammte aus einer

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