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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Hände ineinander. Jurado grinste und fletschte die Zähne. Was van Horne tat, konnte ich nicht sehen, da er mir den Rücken zuwandte.
      In Jurados Gesicht zuckte ein Muskel, sein Lächeln war jetzt etwas angespannter, als ihm klarwurde, daß er sich auf mehr eingelassen hatte, als er eigentlich wollte. Van Hornes Arm bewegte sich langsam, aber sicher und stetig, nach unten auf die Flamme zu.
      Der Triumph auf Jurados Gesicht war sichtbar für alle. Er lachte laut auf, aber dieses Lachen zerstob sehr rasch, als seine Hand plötzlich wieder aufwärts ging, das Lot überschritt und sich dann auf der anderen Seite nach unten senkte, auf die andere Kerze zu, in einer einzigen kontinuierlichen glatten Bewegung, die allen klarmachte, daß van Horne bisher nur mit ihm gespielt hatte.
      Van Horne hielt Jurados Hand über der Flamme fest, und Jurados Gesicht verzerrte sich vor Anstrengung. Auf seiner Stirn standen große Schweißtropfen. Aber er gab dennoch keinen Laut von sich. Seine Zähne waren aufeinandergepreßt. Schließlich ließ van Horne los und stand auf.
    »Ein großer französischer König hat einmal gesagt, jeder, der behauptet, noch nie Furcht gehabt zu haben, soll nur einmal versuchen, eine Kerzenflamme mit Daumen und Zeigefinger zu löschen. Es kommt dabei allein darauf an, wie man es macht.«
      Er feuchtete sich den Finger an seiner Zunge an und löschte beide Kerzenflammen mit einem schnellen Griff.
      Jurado starrte ihn stumm an. Sein Gesicht war noch immer schmerzverzerrt. Er hielt sich die Hand mit der Brandwunde. Dann machte er abrupt kehrt und stampfte hinaus, seine beiden Freunde wieder hinter ihm drein.
      Van Horne nahm die Figur des heiligen Martin de Porres, wickelte sie in der völligen Stille, die ihn umgab, wieder sorgfältig in die Decke, und ging zur Tür hinaus, die ihm Moreno aufhielt.
      Und dann löste sich die allgemeine Spannung in wild durcheinandergehende Unterhaltungen. Ich beugte mich vor und fragte Janos: »Was, zum Teufel, hat er denn nun schon wieder vorgehabt?«
      »Weiß der Himmel. Aber nächstes Mal braucht er ein Schießeisen.« Er schob die Karten zusammen. »Ich habe genug Aufregung für einen Abend gehabt. Ich bin für Schlafengehen.«
      Ich sah ihm nach, stand dann auch auf und ging auf die Veranda. Dort saßen ein paar Männer, die bei meinem Erscheinen abrupt verstummten. Als ich an der Treppe war, wurde das Geräusch von Rädern auf dem Kopfsteinpiaster hörbar. Ein Handkarren kam vom hinteren Gebäude in Sicht. Moreno zog ihn. Van Horne ging an seiner Seite.
      Ich lief die Stufen hinunter und sprach ihn an. Er blieb stehen, bedeutete dann Moreno, weiterzufahren und fragte: »Was willst du?«
    »Was für eine Vorstellung war das da drinnen?« sagte ich.
    »Ich wollte meine Autorität beweisen, weiter nichts. Als die Frau heute morgen die Figur erkannte und mir ihre Geschichte erzählte, wußte ich sofort, daß ich einen großen Trumpf in der Hand halte, aber der mußte auch entsprechend ausgespielt werden. Ich glaube, daß ich das ganz gut gemacht habe, oder? Wir sehen uns also morgen früh.«
      Und er ging in die Dunkelheit davon, hinter Morenos Handkarren her. Ich blieb stehen und fragte mich wieder einmal, welcher denn nun der echte Oliver van Horne sei. Aber das war wohl ein Rätsel, das ich niemals lösen würde.
      Ich fühlte mich ruhelos und unwohl und auf keinen Fall in der Stimmung, schlafen zu gehen. Also lief ich noch etwas herum, die Hauptstraße mit dem Gestank von dem offenen Abwasserkanal hinunter. Ich entfernte mich rasch zum Haupttor in der Stadtmauer. Draußen war die Luft frisch und gut. Der Nachthimmel funkelte bis hin zum Horizont voller Sterne, der Schnee auf den Gipfeln glitzerte im Mondschein.
      Weiter oben auf den Baumwollhügeln am Wasser flackerte ein Feuer in der Nacht in der Mitte eines kleinen Lagers. Pferde und Packesel waren angebunden und grasten friedlich. Ich hörte das leise Bimmeln einer Schelle um den Hals eines der Tiere. Alles war sanft und friedlich in dieser Nachtbrise, und mein Herz schien zu schlagen aufgehört zu haben.
      Ich kam an einem Wachtposten vorbei und dann noch an einem zweiten, aber keiner beachtete mich. Ein Mann schlief in eine Decke gerollt neben einem Feuer. Nachita saß mit gekreuzten Beinen auf der anderen Seite und rauchte eine Pfeife. Seine Winchester lag wieder über seinen Knien.
    Sein Gesicht schien in dem flackernden Feuerschein alterslos zu sein. Er sah mir

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