Kopfjagd
Moreno an.
»Señor, es tut mir leid, wenn ich Ihnen Umstände mache, aber ich benötige dringend ein paar Dinge und dachte, Sie könnten sie mir vielleicht besorgen.«
Moreno starrte ihn wie versteinert an, und Jurado drehte sich ihm zu, um alles genau zu beobachten. In seinen Augen glitzerte es tückisch und böse.
»Eine Matratze für mein Bett«, fuhr van Horne mit unverändert sanfter Stimme fort, »eine Öllampe, und so viel Kalktünche, wie Sie entbehren können. Samt Pinselbürsten.«
»Für Sie gibt's hier nichts«, herrschte Jurado ihn an. »Gehen Sie.«
Van Horne blieb unerschütterlich mild: »Ich bin ein armer Mann und kann nicht bar bezahlen, ehe mein Geld nicht hier eingetroffen ist. Da dachte ich mir, ob Sie dies hier vielleicht solange als Pfand nehmen würden.«
Und er wickelte die Heiligenfigur aus der Decke und stellte St. Martin de Porres auf die Theke. Es gab mehrere unterdrückte Laute der Verwunderung, und ein Stuhl fiel krachend um, als ein Gast unvermittelt aufsprang. Zwei Männer fielen auf die Knie, und die meisten anderen bekreuzigten sich.
»Barmherziger Himmel«, stammelte Moreno, und sein Gesicht war voller Ehrfurcht, »woher haben Sie die Statue, Pater?«
»Erkennst du sie?«
»Natürlich.« Moreno bekreuzigte sich mit so viel Frömmigkeit, wie man sich nur denken kann. »Der Heilige gehört hierher, Pater, hier in unsere Kirche, wo er schon, seit es die Kirche gibt, in der Seitenkapelle stand. Seit zweihundert Jahren, Pater! Er gehört uns. Uns, den Leuten dieses Ortes. Als er während der Revolution verschwand, nahm er auch unser Glück mit sich.«
»Er wird euch wieder gehören, mein Freund«, lächelte van Horne. »Und er wird wieder an seinem alten Platz in der Kapelle stehen, sobald die Kirche gereinigt und neu geweiht ist.«
»Ich hole Ihnen jetzt die Sachen, die Sie brauchen, Pater«, sagte Moreno. »Wenn Sie mit mir kommen wollen.«
Jurados Peitsche fuhr zwischen ihnen auf den Tresen nieder. »Und ich sage nein!«
Van Horne baute sich vor ihm auf. »Mit welchem Recht sagen Sie das?«
»Genügt Ihnen dieses, Señor Pfaffe?« rief Jurado und zog seine Pistole, streckte seinen Arm aus und drückte die Mündung van Horne in den Bauch.
Ich hatte meine Hand bereits in der Tasche, um zu ziehen, aber dazu bestand keine Notwendigkeit. Van Horne schob die Pistole einfach gelassen zur Seite. »Keine fairen Bedingungen, Señor, wenn ich unbewaffnet bin. Ich dachte, Sie seien ein Ehrenmann.«
Jurado war dumm genug, darauf hereinzufallen. Er starrte van Horne an, sah sich im Lokal um, und steckte die Pistole tatsächlich ein. »Sie meinen, Sie wollen so eine Art Wettbewerb vorschlagen?«
»Warum nicht?« fragte van Horne. »Eine kleine harmlose Unterhaltung, die niemandem schadet. Ein Kräftemessen vielleicht. Wenn ich gewinne, müssen Sie zulassen, daß mir Moreno die Sachen gibt, die ich brauche.«
»Und wenn Sie verlieren?«
Van Horne zuckte mit den Achseln. »Das liegt dann bei Ihnen, Señor.«
Jurado lachte und schlug dem ihm am nächsten stehenden seiner Begleiter gegen die Brust, daß er durchs halbe Lokal taumelte. »Kräftemessen? Mit mir? Das finde ich lustig. Das ist sogar das Lustigste, was ich je gehört habe.« Er wandte sich wieder van Horne zu. »Also, wie hätten Sie's gern?«
»Ringen auf Indio-Art«, sagte van Horne.
Jurados Mund stand offen. »Was? Das ist ein Spiel für Kinder.«
Er sah zornig aus. Er vermutete, man wollte sich über ihn lustig machen.
Aber van Horne erklärte: »Ich habe eine Variation, die das Ganze etwas interessanter macht. Ich zeige es Ihnen.«
Hinter der Bar brannten auf einem Leuchterarm mehrere Kerzen. Er bat Moreno um zwei von ihnen und stellte sie sorgfältig auf einen Tisch. Wie die meisten anderen auch, erkannte ich sofort den Zweck des Unternehmens. Das Indio Ringen besteht im bekannten Armdrücken. Die Gegner sitzen einander gegenüber mit aufgestütztem Ellbogen und ineinander verschränkten rechten Händen. Das Ziel ist es, des anderen Hand nach unten auf den Tisch zu drücken. Van Homes Variation bedeutete zusätzlich eine böse Verbrennung für den Verlierer.
Jurado lachte und griff sich einen Stuhl. »He, das gefällt mir. Gefällt mir sogar sehr gut. Aber ich warne Sie, Señor, ich könnte vergessen, auszulassen.«
Van Horne setzte sich ihm gegenüber. Sie stellten beide ihre Ellbogen auf den Tisch und verschränkten ihre
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