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Kopfjagd

Kopfjagd

Titel: Kopfjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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offensichtlich schon vorher genau gesagt worden, wo er sie finden würde.
      »Tomas!« rief Chela, mit einer Spur Verzweiflung in der Stimme.
      »Ich habe mein Wort gegeben«, sagte er. »Reite jetzt weiter zur Mine. Deine Freunde werden nachkommen, wenn ich mit ihnen fertig bin.«
      Sie kannte ihn, nahm ich an, gut genug, um zu wissen, daß jedes weitere Argumentieren sinnlos war. Aber ihr Gesicht war bleich vor Zorn, als sie ihr Pferd wütend herumriß und davonritt.
    Der Pferdewagen war noch ein ganzes Stück weiter unten, und Janos war noch weit weg von den Geschehnissen. Tomas schob seinen Hut zurück, so daß er ihm nach hinten um den Hals hing, und sah eine Weile stumm auf uns herab. Sein strähniges Haar war sehr hell – ungewöhnlich für einen Mexikaner, ebenso wie die blauen Augen. Das durchaus gutgeschnittene Gesicht war ruhig und leer. Ja, leer war ein sehr zutreffender Ausdruck.
      »Kommen Sie hier herauf, Señor Keogh«, befahl er. »Und bringen Sie den Priester mit.« Wir taten wie geheißen, wir hatten eigentlich auch keine andere Wahl, stiegen ab und kletterten den Hang hinauf, wo er an einem Baum lehnte und eine Zigarette rauchte.
      Anfangs tat er so, als sei van Horne gar nicht vorhanden. »Wann werden Sie sich eine Meinung über die Mine gebildet haben?«
      »Das kann ich nicht sagen«, antwortete ich. »Ich muß sie mir erst einmal ansehen, dann auch die Zahlen studieren, die mir Ihre Schwester heute morgen gegeben hat, und dann erst kann ich den Bericht vorbereiten.«
      »Sind Sie mit ihr und meinem Vater für heute abend verabredet?«
      »Nein, man sagte mir, es ginge ihm nicht gut. Er muß das Bett hüten.«
    »Ich will den Bericht sehen, sobald er fertig ist, ist das klar?«
      Da mischte sich van Horne völlig ruhig ein: »Ich war eigentlich der Meinung, daß dies unter den gegebenen Umständen die Angelegenheit Ihrer Schwester ist, nicht die Ihre.«
    Und Tomas de la Plata entgegnet nicht minder ruhig, aber seine Stimme war gefährlich, erschreckend emotionslos: »Ich erinnere mich nicht, daß ich Ihnen zu sprechen erlaubt hätte. Aber da Sie jetzt schon einmal hier sind, lassen Sie mich eines klarstellen. Ich erlaube Ihnen auf das Drängen meiner Schwester hin, noch zwei Tage hier zu bleiben, aber auch nur dann, wenn Sie alles Predigen, jeden Versuch der Beeinflussung der Leute und überhaupt jeden Pfaffentrick unterlassen. Zwei Tage, und dann sind Sie wieder weg. Wenn Sie auch nur eine meiner Bedingungen nicht einhalten, sind Sie sofort ein toter Mann.«
      »Und würde Ihnen das dann irgendeine Befriedigung verschaffen?« fragte van Horne.
      »Nicht mehr, als wenn ich einen Käfer unter meiner Schuhsohle zerträte.« Er wandte sich um und sah mich eindringlich an. »Sie haben mit Colonel Bonilla in Huila gesprochen? Und er hat Sie davor gewarnt, hierherzukommen?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und was hat er Ihnen über mich erzählt?«
      »Er sagte, die Leute hätten ihre Revolution nun gehabt. Was das Land jetzt brauche, sei Stabilität und Ordnung, mit anderen Worten, daß es fortan keinen Platz mehr für Leute wie Sie geben könne.«
      Warum ich das gesagt habe, und noch dazu in dieser Art, weiß ich nicht. Jedenfalls war es gesagt und nicht mehr ungeschehen zu machen. Es war auch egal, denn er schien von allem nur einen einzigen Punkt registriert zu haben.
      Er wandte sich mir voll zu und blickte mich an, und seine Augen schienen die Farbe gewechselt zu haben. Sie glitzerten wie Eiszapfen in seinem blassen Gesicht. »Die Leute?« fragte er. »Sie erzählen mir hier etwas über die Leute? Soll ich Ihnen mal etwas über sie verraten? Der Unrat dieses Landes, das sind sie. Ich bin für sie ins Gefängnis gegangen, ich habe drei Jahre in einer Strafkolonie für politische Gefangene im Dschungel von Yukatan zugebracht. Ich habe jede nur denkbare Entwürdigung erlitten. Ich habe mein Leben dem Kampf gewidmet, dessen einziges Ideal es war, ihnen die Freiheit zu erkämpfen. Und Freiheit haben sie sich genommen, ja. Die Freiheit zu morden, zu schänden, zu brandschatzen, und dieses Land in ein einziges Leichenhaus zu verwandeln.«
      »Sie sind sehr lange Zeit gewaltsam unterdrückt und beherrscht worden«, erinnerte ich ihn. »Da ist eine solche Reaktion praktisch unvermeidlich.«
    »Ach ja, meinen Sie?« Es schüttelte ihn, als sei ihm plötzlich
    kalt. Er starrte zu den gegenüberliegenden Bergen und sprach weiter, als redete er eigentlich nur mit sich

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